Männer zu Hause Fähigkeiten entwickeln lassen
„Mit kleinen Schritten beginnen auch große Veränderungen”, sagte die Präsidentin des Landfrauenverbands Württemberg-Hohenzollern, Juliane Vees. Ein tragfähiges und verlässliches Netzwerk aufzubauen, Erfahrungen einzubringen und anderen zu helfen, um den ländlichen Raum mit Mut zu neuen Ideen voranzubringen, sei unerlässlich.
Der Rat der Expertin lautete, Männer mit den Aufgaben zu Hause allein zu lassen, damit sie entsprechende Fähigkeiten entwickeln könnten. Absolut partnerschaftlich geteilt wird laut Possinger nur der Bereich des Spielens mit den Kindern. Frauen fühlten sich verpflichtet, sich zu Hause intensiv einzusetzen, selbst wenn sie beruflich genauso eingespannt seien wie die Partner. „Mit Heidi Klum als Leitbild erwarten sie dann noch von sich, immer gute Laune zu haben und Sport zu machen, um adrett auszusehen."
Aus Katalonien kommt die junge Landwirtin Rosé. Zusammen mit ihren Geschwistern hat sie den Familienbetrieb übernommen. Damals noch mit Milchkühen. Jetzt bieten sie Ökofleisch an. Die Tiere schlachten sie selbst, verpacken das Fleisch und verkaufen direkt an Restaurants, an den Einzelhandel und auf dem Markt in Barcelona. Sie haben in ihrer Region zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, und der Preis des Fleisches hat sich zwischenzeitlich verdoppelt.
Begeistert zeigten sich die Frauen von den Projekten in Finnland. Maija-Liisa Tauta-Ojala stellte die „Land- und Hauswirtschaftsfrauen in Finnland” vor, die über 40 000 Mitglieder in fast 1300 Ortsvereinen haben. Die Frauen bieten genau wie die Landfrauen in Deutschland Aus- und Weiterbildungen, Kurse, Ausflüge und Beratungen in verschiedenen Bereichen wie Ernährung, Landschaftspflege, Unternehmensdienstleistungen und Verbandsarbeit.
Das „ProUnternehmen-in-der-Region-Kainuu–Projekt” bringt Frauen dort vor Ort ein Zusatzeinkommen. Es umfasst Bereiche wie Tourismus, Lebensmittel, Pflege, Therapien sowie Direktvermarktung und soll junge Unternehmerinnen unterstützen.
Das „Nordisch Essen und Reisen – Arctic Food and Travel Projekt” in Oulu wird zu 80 Prozent EU-gefördert und ist für kleine Unternehmen gedacht. Für Touristen sollen hier regionale hochwertige Lebensmittel, die Werte der Landschaft, der Kultur und der Tradition erlebbar gemacht werden. Kontinuierlich sollen die Unternehmerinnen hier geschult und beraten werden. Auch der Austausch untereinander werde gefördert.
Die Ungarin Margit Batthyàny-Schmidt stellte die 2013 gegründete „Vereinigung der Union der Ungarischen Frauen vor” (UUF), die es sich zum Ziel gemacht hat, Frauen auf dem Land zu stärken, Netzwerke aufzubauen, die Infrastruktur zu verbessern, gute Aus- und Weiterbildungen zu bieten sowie Start-ups für Unternehmerinnen zu unterstützen.
Das „Netzwerk Einkommen schaffende Dienstleistungen” (NEsD) unterstützt Frauen im ländlichen Raum bei der Suche nach Einkommensmöglichkeiten und berät diese, wie Projektmitarbeiterin Christine Binder erklärte. Außerdem gibt es Vernetzungen unter anderem mit dem Bildungs- und Sozialwerk des Landfrauenverbands Württemberg-Baden.
„Hallo Treff” ist ein Erfolgsmodell von Sybille Schanz-Matern. Das Café-Lädle in Stimpfach erfreut sich großer Beliebtheit und ist mittlerweile ein Treff für Jung und Alt.
Organisierte Nachbarschaftshilfe mit Modellcharakter bieten die Nachbarschaftshilfevereine, für die es ein Netzwerk gibt. Dieses stellte Jessica Knall vor. Seit Mai 2016 unterstützt das Netzwerk unter anderem mit Schulungen von Gemeinden und Frauen im ländlichen Raum Baden-Württembergs, die sich bei der Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen auf dem Land engagieren oder neue Vereine aufbauen und weiterentwickeln wollen. Ziel ist, die Lebensqualität vor Ort zu verbessern und Frauen wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten zu bieten.
Edelgard Fieß-Heizmann vom Ministerium resümierte, dass Frauen in ganz Europa sich sehr ähnlich seien in ihren Anliegen, Wünschen und Projekten. Sie betonte, dass auch das EU-Parlament diese Frauenpower gebrauchen könnte.