Land und Leute | 02. Dezember 2014

„Nicht alltagstauglich”

Von Robert Ullmann
Diskussionswürdige Themen standen bei den Landfrauen des Bezirks Offenburg auf der Tagesordnung ihrer jüngsten Versammlung in Zell-Weierbach (Ortenaukreis). So ging es unter anderem um die Regelungen der Nährwertkennzeichnung sowie um die Hofabgabeklausel.
 Die Landfrauen des Bezirks Offenburg kritisieren die neue EU-Verordnung, nach der ab Ende 2016 Lebensmittel verpflichtend mit Nährwertangaben versehen werden müssen. „Diese Vorschrift ist für Direktvermarkter nicht alltagstauglich”, erklärte die Bezirksvorsitzende Rita Sester. Die Verordnung sieht vor, das ab  Dezember 2016 Angaben über Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker – dazu gehört auch der in mit verarbeiteten Früchten natürlich enthaltene Zucker – , Eiweiß und Salz in einer Tabelle angegeben werden müssen, in einer Mindestschriftgröße. Zusätzlich muss eine „Referenzmenge” angegeben werden, bezüglich des täglichen Verzehrs des betreffenden Produkts durch einen  durchschnittlichen Erwachsenen.
„All diese Angaben sollen zum Beispiel auf ein 150-Gramm-Marmeladeglas”, erklärte Sester. Viele Landfrauen stellten beispielsweise selbst Pestos oder Marmelade oder Gelees her, für den Hofladen und dem Wochenmarkt. „Wir kaufen schöne Gläser, schöne Etiketten, machen das schön auf, als Mitbringsel oder auch zur Freude unserer Kunden. Das ist alles mehr ein Service, um unseren Kunden etwas Schönes anzubieten. Davon wird keine von uns Landfrauen reich”, sagt Rita Sester. Auch seien das alles kleine Mengen pro Sorte. Die Angaben von einem Lebensmittelchemiker verifizieren zu lassen, trage sich nicht. Es sei nicht in Ordnung, Direktvermarkter mit großen Lebensmittelproduzenten gleichzusetzen. „Wir Landfrauen bemühen uns, sachgerecht zu produzieren. Es sind gute Lebensmittel, die wir herstellen, ohne Zusatzstoffe. Das ist keine Industrieware.” Die Vorschrift gehe an dem, was für einen Direktvermarkter und Hersteller kleiner Mengen noch leistbar sei, völlig vorbei.
Auch Rosa Karcher übte sich in Kritik und zwar an der Hofabgabeklausel, deren Neugestaltung derzeit diskutiert wird. Die Klausel besagt: Wer mit 65 seinen Hof nicht abgibt, bekommt keine Rente. Das hält die Vorsitzende der Südbadischen Landfrauen in dieser Rigorosität nicht für hilfreich. Sie sieht das Problem, dass für viele Höfe kein Nachfolger bereitsteht, das Land aber dennoch gepflegt werden muss. Hier brauche es für Bäuerinnen und Bauern eine verträgliche Regelung.
Erfreuliches berichtete Luzia Bollack-Beuschlein vom Ernährungszentrum südlicher Oberrhein. Der seinerzeit von Rosa Karcher und Bollack-Beuschleins Vorgängerin Barbara Hering initiierte „Crash-Kurs Hauswirtschaft” habe sich zu einem durchschlagenden Erfolg entwickelt. Der Kurs wird zweimal jährlich im Ernährungszentrum angeboten, stets ausgebucht.
Ehrungen
Andrea Deck ist die neue Vorsitzende der der Landfrauen Zell-Weierbach.
Berta Falk aus Rammersweier, Renate Nebauer aus Fessenbach und Brigitte Vollmer aus Durbach wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft bei den Landfrauen geehrt. Mit Andrea Deck aus Offenburg-Zell-Weierbach wurde überdies eine neue Ortsvereinsvorsitzende im Kreis der Landfrauen des Bezirks begrüßt. Sie war lange Stellvertreterin der bisherigen Zell-Weierbacher Ortsvorsitzenden Christel Basler. Auf zurückhaltende Resonanz stieß der Vortrag „Weibs-Bilder – Kraftquellen der Frauen” von Sozialpädagogin Walburga Zimmermann.