Land und Leute | 10. Januar 2019

Langbeinige Frühlingsboten

Von Renate Schneider, Staudengärtnerin
Wenn ab Februar überraschend leuchtende Farben aus den Gärten strahlen, begrüßen uns Schneerosen und Lenzrosen. Sie läuten ab den Februarwochen den ersten Vorfrühling in vielfältigen Farbtönen von Weiß, Rosa, Rot bis zu gelben und fast schwarzen Farbtönen ein.
Lenzrosen warten mit vielfältigen Farbenspielen auf. Einige Blüten haben gefüllte Blüten. Durch Aussaaten entstehen immer wieder Hybriden wie die Blütenbilder zeigen.
Fast unbemerkt konnten sich in den letzten Jahren die sogenannten Schneerosen etablieren. Unter dem Namen Schneerosen finden wir Kreuzungen aus Christrose (Helleborus niger), welche die winterliche Blütezeit in die „Pflanzenehe” bringt, gepaart mit trockenheits- und sonnenverträglicheren Wildformen der Nieswurz aus der Mittelmeer-Flora (Helleborus argutifolius und Helleborus lividus). Das macht diese Helleborus-Pflanzen besonders widerstandsfähig, denn das mediterrane Erbe lässt sie Trockenheit und etwas Sonne besser aushalten. Während der Wachstumszeit mit Herbstbeginn bis in den Frühling sollten Schneerosen dennoch genug Feuchtigkeit bekommen. Das ist besonders bei im Topf gehaltenen Exemplaren wichtig. Das gesunde Laub der Schneerosen weist oftmals eine attraktive Aderung mit einem metallischen Schimmer auf und bleibt über den Winter als dekorativer Blickfang erhalten. 
Spannende Kreuzungen
Bei gesunden Pflanzen bleibt das Laub den Winter über erhalten. Ist es unansehnlich braun (z.B. durch Pilzerkrankungen), wird es vor der ersten Blüte abgeschnitten und in die Mülltonne entsorgt.
Die sehr großen Blüten in Rot, Rosa, Lachsrosa überhaucht und Weiß erscheinen über einen langen Zeitraum: von Dezember bis in den April hinein. Weitere Schnee- oder Lenzrosen-Kreuzungen sind Helleborus x ericsmithii, Helleborus x ballardiae, Helleborus x nigercors und Helleborus x leonniaerae. Die Kennzeichnung von Hybriden erfolgt durch ein ×.
Bei Arthybriden wird dieses kleine Kreuz zwischen die Elternartnamen gesetzt, bei Gattungshybriden vor die beiden Gattungsnamen. Unter dem Namen Ice N’ Roses hat vorletztes Jahr ein großer Gartenbaubetrieb aus Glandorf neue, aus Kreuzungen von Christ- und Lenzrosen entstandene Schneerosenschönheiten mit einer langen Blütezeit auf den Markt gebracht. Wie viele neue Sorten werden sie mittels Laborvermehrung und Anzucht im Gewächshaus unter „verwöhnenden” optimalen Bedingungen angezogen und über Gartencenter einem breiten Publikum zu- gänglich gemacht. Die Wurzelballen solch gekaufter  Stauden sind oft sehr stark durchwurzelt und voller torfhaltiger Erde. Die Pflanzen sollten daher vor dem Einpflanzen gut gewässert werden, auch die Düngung mit Kompost und Hornspänen als Langzeitdünger nicht vergessen.
Lenzrosen-Farbenspiel
Die stinkende Nieswurz Helleborus foetidus "Wester Flisk" ist einer der Kreuzungspartner der neuen Lenzrosen.
n einem elsässischen Garten bin ich im Februar auf ein wahres Farbspektakel gestoßen: Gelbe, rote, rosa, getüpfelte, schwarze, lilafarbene  Lenzrosen (Helleborus-Hybriden) blühten dort um die Wette!
Vor dreißig Jahren begannen Züchter auch in Deutschland, gefüllte und besonders farbige Sämlinge auszulesen und diese als neue Sorten einzuführen. Vor 20 Jahren sind die Kreuzungen, welche die Königin der Lenzrosen-Züchtung, Helen Ballard aus England, durchgeführt hatte, nach Deutschland zurück zur weiteren Züchtungsarbeit übergeben worden. Heute ist es wieder Großbritannien, welches bei neuen Farbspielen die Nase vorn hat: Die britische Gärtnerei Ashwood hat heutzutage die aufregendsten Sorten und Farben unter den Namen Ashwood Garden Hybrids und Ashwood Evolution Group im Programm. Diese neuen Farben und teilweise dicht gefüllten Formen überwältigen und haben zu Recht auf der Chelsea Flower Show in London mehrere Preise gewonnen.   Lenzrosen sind unkomplizierter und langlebiger als Christrosen. Sie gehören vor allem in älteren Gärten mit einem hohen Strauch- oder Baumanteil  zum Standard-Inventar. Da sie ab Februar den Frühling einläuten, somit später blühen als Christrosen, ist ihnen der deutsche Name Lenzrosen treffend gegeben worden.
Die prächtigen Helleborus-Hybriden zeichnen sich nicht nur durch ihre Blüten, sondern auch durch festes, leicht stacheliges Laub aus. Das macht es Schädlingen schwer, dieses ab- oder auch nur anzufressen. Die Pflanzen können am selben Standort locker über fünfzig Jahre alt werden und große Horste von 30–40 cm Höhe und beinahe einem Quadratmeter Durchmesser bilden. Also nicht von den winterlichen Temperaturen abschrecken lassen, es gibt draußen viele neue Pflanzen für den Garten zu entdecken!
 
Praxis-Tipps für prächtige Helleborus
Standort: Helleborus lieben humose, durchlässige, kalkarme Böden im Halbschatten. Während im Winter der Standort eher feucht sein sollte, braucht die Pflanze im Sommer eine Trockenheitsphase. Ideal stehen Helleborus unter laubabwerfenden Sträuchern oder Bäumen, die solche Bedingungen befördern. Der Boden sollte gelockert werden, so dass das Wurzelwerk 50−60 cm in die Tiefe wachsen kann.
Pflanzzeit/Pflanzung: Bei gekauften Pflanzen ist es ganz besonders wichtig, die Wurzeln komplett auszuwaschen und zu entwirren, weil die Wurzeln sonst nicht mehr in die freie Erde wachsen werden. Sie bleiben in der Topfform und erschöpfen sich erfahrungsgemäß nach zwei bis drei Jahren, bis die Pflanze immer kleiner wird und stirbt.
Pflege: Wenn die Blütenstängel auf circa 10 cm herausgewachsen sind, zur Vorbeugung von Krankeiten das alte Laub komplett abschneiden. Natürlich wachsen Helleborus nicht nur von Luft und Liebe, sie freuen sich über eine Kompost- oder sonstige Düngergabe, wenn im Juli/August die Knospen für den Winter angesetzt werden und nach der Blüte im Februar, wenn frisches Laub erscheint. Sämlinge von Lenzrosen sollte man ausgraben, topfen und verschenken, soweit man sie nicht selbst in den Garten setzt – nach 3 Jahren öffnet sich mit den ersten Blüten das Überraschungspaket und man darf gespannt sein.
 
Bezugsquellen: Die Hauptversandzeit von Helleborus ist in der Blütezeit zwischen Januar und März. Auch viele gut sortierte Gartenmärkte haben jetzt Helleborus in unterschiedlichen Sorten im Verkauf.  Echte Helleborus-Besonderheiten sind vor allem auch auf Schneeglöckchenmärkten (zum Beispiel am  23./24. Februar im Mannheimer Luisenpark) zu finden. Eine Auswahl an Bezugsadressen für Helleborus von Renate Schneider:
  • Staudengärtnerei Peters, 25436 Uetersen, www.alpine-peters.de
  •  Staudengärtnerei Klingel & Luckhardt, 21789 Wingst  www.stauden-klingel-luckhardt.de
  • www.ashwoodnurseries. com/




 
3 Bilder
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Lenzrosen-Hybriden: Blütenbilder