Politik | 12. Mai 2016

Landwirtschaft „ökologisch transformieren”

Von AgE
Eine „ökologische Transformation” der Landwirtschaft fordert der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Umweltgutachten 2016, das er am Dienstag vorlegte. Der Deutsche Bauernverband reagierte umgehend mit deutlicher Kritik.
Handlungsbedarf sieht der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) in seinem Umweltgutachten besonders beim Pflanzenschutz.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) kritisiert in seinem Gutachten  eine mangelnde Reformbereitschaft des Bundeslandwirtschaftsministeriums und mahnt eine aktivere Rolle des Bundesumweltministeriums an.
Der Sachverständigenrat, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, spricht sich dafür aus, die boden- und naturschutzbezogenen Mindeststandards der landwirtschaftlichen Produktionsweisen zu konkretisieren. Die Federführung dafür sollte den Wissenschaftlern zufolge dem Umweltressort übertragen werden, das strengere Anforderungen an die gute fachliche Praxis erlassen müsse.
 Unter anderem seien die gesetzlichen Anforderungen an die gute fachliche Praxis im Wasserhaushaltsgesetz und im Bundesimmissionsschutzgesetz zu verschärfen. Die Vorgaben im Bundesnaturschutzgesetz und im Bundesbodenschutzgesetz seien über Verordnungen „vollzugsfähig auszugestalten”.
Für Abgabe auf Pflanzenschutzmittel
Handlungsbedarf sieht der SRU insbesondere im Hinblick auf den chemischen Pflanzenschutz. Empfohlen wird die Einführung einer Abgabe auf Pflanzenschutzmittel. Die Einnahmen müssten verwendet werden, um Monitoring, Beratung und weiterführende Maßnahmen auszubauen. Zudem verspricht sich der Rat eine Lenkungswirkung von einer Abgabe. Darüber hinaus empfiehlt das Gremium die Schaffung von Pufferzonen und Refugien, die frei von jeglichem Pflanzenschutzmitteleinsatz sind. Dazu zählten Gewässerrandstreifen und Blühstreifen an den Feldrändern.
DBV: Landwirtschaft nicht stilllegen
Mit deutlicher Kritik hat der Deutsche Bauernverband (DBV) auf das vom Sachverständigenrat  vorgelegte Umweltgutachten reagiert. Nach Einschätzung des DBV-Umweltbeauftragten Eberhard Hartelt laufen die angemahnten „strukturellen Veränderungen” der Landwirtschaft auf eine „Extensivierung und faktische Stilllegung großer Teile der Landwirtschaft und der ländlichen Räume” hinaus.
Um die großen Herausforderungen Ernährungssicherung, Klimaschutz und Energiewende zu bewältigen, bleibe jedoch eine produktive und zugleich umwelteffiziente Landwirtschaft nötig, betonte Hartelt. Dazu müssten Hemmnisse bei der Umsetzung von Fördermaßnahmen für Biodiversität, wie etwa beim Greening und bei den Agrarumweltmaßnahmen, ausgeräumt werden, „anstatt die Struktur der EU-Agrarförderung grundsätzlich in Frage zu stellen”.
Marlene Mortler, agrar- und umweltpolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, bewertet das Umweltgutachten des SRU „mit seinen pauschalen Schuldzuweisungen und überzogenen Forderungen” als eine „Kampfansage an die deutschen Landwirte”. Sie warf dem SRU vor, die Bäuerinnen und Bauern „anscheinend ins Koma versetzen zu wollen”.
Demgegenüber forderte die Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ute Vogt, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf, „dringend notwendige Kurskorrekturen” in seiner Agrarpolitik vorzunehmen. Eine Gelegenheit dafür biete sich im August 2017, wenn Deutschland weitere Direktzahlungsmittel in die Zweite Säule umschichten könne.
Grünen-Fraktionschef  Anton Hofreiter wertet das SRU-Gutachten als Beleg für eine „völlig verfehlte Landwirtschafts- und Energiepolitik” der schwarz-roten Bundesregierung. Erforderlich sei eine Agrarwende, „um die industrielle Landwirtschaft vom Umweltkiller zum Umweltschützer zu machen”, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und „eine auskömmliche Zukunft für die Bäuerinnen und Bauern zu sichern”. Hofreiter sprach von einem „inflationären Einsatz von Pestiziden und Nitrat”.
Auch der Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) äußert sich inhaltlich ähnlich. Die Bundesregierung solle den Fuß von der Öko-Bremse nehmen, so der BÖLW.