Er wies zugleich darauf hin,
dass die vorgesehenen Reduktionsziele bis zum Jahr 2030 erreicht werden
müssten. Es gehe um einen Übergang zu einer nachhaltigeren
Agrarproduktion. Wichtig werde es sein, alle Akteure „an Bord zu holen”.
Ausdrücklich schloss der Kommissionsvertreter dabei die Landwirte ein.
Owen-Griffiths stellte außerdem klar, dass es nicht um eine pauschale
Halbierung des Einsatzes aller Pflanzenschutzmittel gehe. Grundlage
seien gewichtete Verkäufe, bei denen die mit höheren Risiken verbundenen
Wirkstoffe stärker berücksichtigt würden. Dadurch würden Anreize für
den Einsatz von harmloseren Produkten und Alternativen geschaffen. Zudem
seien biologische Mittel und solche auf Basis von Mikroorganismen nicht
Teil der Zielvorgaben.
Der Kommissionsvertreter betonte, dass kein grundsätzliches Verbot von
Pflanzenschutzmitteln angestrebt werde. Zu den Kernpunkten des Entwurfs
gehöre der Integrierte Pflanzenschutz, der als letzten Ausweg auch den
Einsatz von gefährlicheren Wirkstoffen vorsehe.
Erwartungsgemäß kontrovers diskutiert wurden von den Abgeordneten die
Pläne der EU-Kommission. „Es ist ein bedeutendes Thema und ich habe
nicht den Eindruck, dass sich die Kommission voll bewusst ist, was die
Auswirkungen ihres Vorschlags sind”, erklärte der Vorsitzende des
Landwirtschaftsausschusses, Norbert Lins. Er kritisierte, dass der
Kommissionsvertreter bei seinen Einlassungen „mehrmals” auf Aspekte der
Umwelt und des Gesundheitsschutzes eingegangen sei, aber die
Ernährungssicherheit und die Auswirkungen auf die Erträge nicht
thematisiert habe. Ähnlich äußerte sich der Agrarsprecher der Fraktion
der Europäischen Volkspartei (EVP), Herbert Dorfmann. „Ich habe jetzt
wirklich nichts gehört, welche Auswirkungen das dann auf die
landwirtschaftliche Produktion hat”, so der Südtiroler. Die
SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl sprach sich derweil klar für eine
Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Europa aus.
Ernährungsunsicherheit entstehe durch Abhängigkeiten von
Pflanzenschutzmitteln und Futterimporten. Die Agrarsprecherin der
liberalen Fraktion Renew Europe (RE), Ulrike Müller, zeigte sich offen
für die Absicht der Kommission, die Gesetzgebung von einer Richtlinie in
eine Verordnung zu überführen. Dadurch würden Wettbewerbsverzerrungen
vermieden. Der agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA im
Europaparlament, Martin Häusling, begrüßte die Vorlage der Kommission
„ausdrücklich”. Es handele sich um einen wichtigen Schritt nach vorn,
der weder die Landwirtschaft noch die Ernährungssicherheit gefährde,
sondern der Biodiversität nütze.