Auch die deutsche Landtechnikindustrie hat mit teils drastischen Schritten auf die weitere Ausbreitung des Coronavirus und die immer größeren Einschränkungen in den Zulieferketten reagiert.
Der Hersteller
Claas
fuhr bis zum vergangenen Freitag (27.3.) die Serienfertigung am Standort
Harsewinkel kontrolliert zurück; zunächst bis zum 17. April sollen dort
die Bänder stillstehen. Mit den Mitarbeitern
im Werk sei eine Vereinbarung zur Kurzarbeit und zum Kurzarbeitergeld
erarbeitet worden.
Während in der vergangenen Woche noch viele
Claas-Standor
Bei den deutschen Traktoren-Herstellern stehen die Bänder still.
te im In- und Ausland weiterarbeiten konnten, war nach Angaben des
Unternehmens die Produktion in Frankreich bereits in der Woche zuvor
heruntergefahren worden.
Ausgenommen vom Zurückfahren blieben in
Harsewinkel die Bereiche, die trotz der schwierigen Bedingungen weiterarbeiten
könnten. Dazu gehörten unter anderem die Abteilungen Maschinen- und
Ersatzteilversand sowie Umbau und Endausrüstung. Die Ersatzteilfertigung und
Sonderinspektionen liefen ebenfalls vorerst weiter.
AGCO/Fendt setzte am vergangenen Mittwoch (25.3.) an
den Standorten Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim die Produktion von Traktoren
aus. Damit reagierte Fendt laut eigener Darstellung auf die ausbleibende
Nachlieferung von wichtigen Zulieferkomponenten für die Schleppermontage.
Vorsorglich sei bis Ende Juni 2020
für die Belegschaft der Traktorenproduktion Kurzarbeitergeld beantragt und
genehmigt worden. Die Bereiche Kundendienst und Ersatzteilversorgung stehen dem
Unternehmen zufolge für die Vertriebspartner und die Kunden mit Toppriorität
auch während der Kurzarbeitsperiode weiter zur Verfügung. An den anderen
Fendt-Standorten Feucht, Waldstetten, Hohenmölsen und Wolfenbüttel sei die
Teileversorgung vorerst noch gewährleistet. Deshalb könne dort weiter
produziert werden.
Auf die Krise vorbereitet
Der
Motorenhersteller Deutz kündigte an, ab diesem Mittwoch (1.4.) große Teile
seiner Produktion in Europa einzustellen und Kurzarbeit zu beantragen, nachdem
zahlreiche Kunden ihre eigene Produktion bereits geschlossen hätten oder
planten, dies zeitnah zu tun.
Der
Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bestätigte auf Anfrage,
dass es bei den Landtechnikherstellern durch die Corona-Krise teilweise
Unterbrechungen der Lieferketten gebe. Viele der Zulieferer seien in
Norditalien angesiedelt, wo die Pandemie besonders schlimm grassiere. Der
Fachverband hob hervor, dass die Landtechnikbranche ihre Stabilitätsanker habe
und mit der Krise umzugehen wisse; man fahre derzeit „auf Sicht”.
Der Sektor
sei strukturell gut aufgestellt, zumal er sich in den letzten Jahren sehr gut
entwickelt habe. Inwieweit sich die Krise konjunkturell auf das Gesamtjahr 2020
auswirken werde, sei derzeit wegen zu vieler Unsicherheiten noch nicht
abzuschätzen. Der Verband führte nach eigenen Angaben vergangene Woche unter
seinen Mitgliedern eine Umfrage zur Corona-Krise durch; Ergebnisse sollen in
Kürze vorliegen.