Betrieb und Wirtschaft | 30. März 2020

Covid-19 legt auch Landtechnikhersteller lahm

Von AgE
Auch die deutsche Landtechnikindustrie hat mit teils drastischen Schritten auf die weitere Ausbreitung des Coronavirus und die immer größeren Einschränkungen in den Zulieferketten reagiert.
Der Hersteller Claas fuhr bis zum vergangenen Freitag (27.3.) die Serienfertigung am Standort Harsewinkel kontrolliert zurück; zunächst bis zum 17. April sollen dort die Bänder stillstehen.  Mit den Mitarbeitern im Werk sei eine Vereinbarung zur Kurzarbeit und zum Kurzarbeitergeld erarbeitet worden. Während in der vergangenen Woche noch viele Claas-Standor
Bei den deutschen Traktoren-Herstellern stehen die Bänder still.
te im In- und Ausland weiterarbeiten konnten, war nach Angaben des Unternehmens die Produktion in Frankreich bereits in der Woche zuvor heruntergefahren worden.
Ausgenommen vom Zurückfahren blieben in Harsewinkel die Bereiche, die trotz der schwierigen Bedingungen weiterarbeiten könnten. Dazu gehörten unter anderem die Abteilungen Maschinen- und Ersatzteilversand sowie Umbau und Endausrüstung. Die Ersatzteilfertigung und Sonderinspektionen liefen ebenfalls vorerst weiter.
 AGCO/Fendt setzte am vergangenen Mittwoch (25.3.) an den Standorten Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim die Produktion von Traktoren aus. Damit reagierte Fendt laut eigener Darstellung auf die ausbleibende Nachlieferung von wichtigen Zulieferkomponenten für die Schleppermontage.
Vorsorglich sei bis Ende Juni 2020 für die Belegschaft der Traktorenproduktion Kurzarbeitergeld beantragt und genehmigt worden. Die Bereiche Kundendienst und Ersatzteilversorgung stehen dem Unternehmen zufolge für die Vertriebspartner und die Kunden mit Toppriorität auch während der Kurzarbeitsperiode weiter zur Verfügung. An den anderen Fendt-Standorten Feucht, Waldstetten, Hohenmölsen und Wolfenbüttel sei die Teileversorgung vorerst noch gewährleistet. Deshalb könne dort weiter produziert werden. 
Auf die Krise vorbereitet
Der Motorenhersteller Deutz kündigte an, ab diesem Mittwoch (1.4.) große Teile seiner Produktion in Europa einzustellen und Kurzarbeit zu beantragen, nachdem zahlreiche Kunden ihre eigene Produktion bereits geschlossen hätten oder planten, dies zeitnah zu tun.
Der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bestätigte auf Anfrage, dass es bei den Landtechnikherstellern durch die Corona-Krise teilweise Unterbrechungen der Lieferketten gebe. Viele der Zulieferer seien in Norditalien angesiedelt, wo die Pandemie besonders schlimm grassiere. Der Fachverband hob hervor, dass die Landtechnikbranche ihre Stabilitätsanker habe und mit der Krise umzugehen wisse; man fahre derzeit „auf Sicht”.
Der Sektor sei strukturell gut aufgestellt, zumal er sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt habe. Inwieweit sich die Krise konjunkturell auf das Gesamtjahr 2020 auswirken werde, sei derzeit wegen zu vieler Unsicherheiten noch nicht abzuschätzen. Der Verband führte nach eigenen Angaben vergangene Woche unter seinen Mitgliedern eine Umfrage zur Corona-Krise durch; Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen.