Der Junglandwirtekongress in Denkendorf verzeichnete mit rund 370 Nachwuchs-Landwirtinnen und -Landwirten einen Besucherrekord. Workshops und Expertenvorträge lieferten den Teilnehmern Infos zu Geschäftsmodellen zwischen Wochenmarkt und Welthandel.
In Diskussionsrunden tauschten sich die Teilnehmer aus.
Marktexperten verglichen die Stärken von Regionalvermarktung und Weltmarkt. Daneben diskutierten in fünf Workshops Junglandwirtinnen und -landwirte über die Chancen der Höfe in ihrer Heimat. Die aktuelle Situation wurde zudem von Fachleuten beleuchtet. Laut Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider sind deutsche Verbraucher vor allem an Lebensmitteln interessiert, die etwas Besonderes darstellen. Dies treffe zum Beispiel auf die hauseigene Weidemilch und die Biomilch zu, die sich beide gut verkaufen ließen. Basis dafür sei eine ehrliche Werbung, die zur Region passt.Michael Horsch hingegen bereist als Landmaschinenhersteller die Welt. Dabei lerne er aus Gesprächen mit Landwirten und gebe dies in Vorträgen wieder: „Überall geht die Marktmacht von Produzenten auf Verbraucher über”, kommentiert Horsch seine Beobachtungen. Yannik Zender und Mathias Genn machen Kühe zu „YouTube-Stars”. Die zwei Landwirte und ihr Team filmen Tiere und alltägliche Arbeiten. 2015 starteten sie dies als Projekt der Landjugend Rheinland-Nassau, mittlerweile stellen sie im Zwei-Wochen-Rhythmus Videos in den Kanal „Agrikultur” auf YouTube ein. In Denkendorf verrieten sie in einem Workshop ihre Tricks. „Wir wollen ein echtes Bild von der Landwirtschaft zeigen”, sagt Yannik Zender. Deshalb erklären die zwei filmenden Jungbauern alles vor laufender Kamera: Wie Kälber enthornt werden, welche Risiken Hörner bergen, wie eine Betäubung wirkt und weshalb ein Landwirt Arzneimittel dokumentiert. „Für unsere Erklärungen haben wir viel Lob bekommen”, freut sich Mathias Genn, „mit Offenheit bauen wir Vertrauen auf.” Für diese Art von Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf den heimischen Betrieb ist nach Meinung der beiden Youtuber keine Kameraerfahrung nötig. Sogar Versprecher gehören dazu: „Anfangs haben wir gedreht, bis alles perfekt war, heute überlegt sich das Team ein Thema und filmt los.”
Workshops vermittelten viel Wissenswertes
Geschichten kommen besser an als Lehrvideos. „Kuh Pebbels bei der
Maniküre weckt Gefühle, ein trockener Lehrfilm zum Klauenschneiden
weniger”, erklärt Mathias Genn. Namen, Gesichter und eine Handlung sind
wichtig, deshalb sollten Junglandwirte ihr Gesicht zeigen und vom
eigenen Hof und ihrer Ausbildung erzählen. Zum Üben stellten die zwei
Youtuber eine Kamera vor die Bühne und luden Teilnehmer ein, sich zu
filmen. Neben der Anleitung zum eigenen Bauernhofvideo hat die
Landjugend vier weitere Workshops angeboten. Dabei erläuterte ein
Biberacher Landwirt, wie er Soja in Baden-Württemberg anbaut und es nach
Freiburg in die Verarbeitung gibt. Eine andere Gruppe besuchte einen
Gemüsehof und einen Großmarkt, um zu sehen, wie Gemüse in der Region
vermarktet wird. Zudem stellten Vertreter einer bayerischen
Erzeugergemeinschaft und einer Molkerei dar, wie sie in Süddeutschland
Milch verkaufen, während Repräsentanten der Regionalwert AG und der
Sparkasse Tipps gaben, woher Landwirte Geld für ihre Pläne bekommen.Christopher
Bauer aus Bargau bei Schwäbisch Gmünd fasst zusammen: „Der Kongress
zeigt, was auf der Welt und in der heimischen Landwirtschaft passiert.
Jetzt kann ich Stärken meiner Mutterkuhhaltung in der Direktvermarktung
besser erkennen.”