Der Dialog „Frag deinen Landwirt” hat es gezeigt: Viele Konsumenten sind in Sachen Landwirtschaft unsicher, weil sie meist sehr wenig darüber wissen. Das Team Agrar im BBL will mit weiteren Infoveranstaltungen an den gelungenen Diskussionsabend anknüpfen.
Erzeuger und Verbraucher diskutierten in lockeren Runden.
„Was ist artgerechte Tierhaltung?” „Wie viel Pflanzenschutz ist nötig? „Besser Bio oder konventionell?” Solche Fragen brennen den Verbrauchern unter den Nägeln. Um darauf Antworten geben zu können, hatte der Bund Badischer Landjugend (BBL) zusammen mit dem BLHV die Veranstaltung „Frag deinen Landwirt” ins Leben gerufen.
Konsumenten waren dazu am 5. Juli ins Haus der Bauern in Freiburg eingeladen, wo sich Vertreter aus verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsbereichen der Diskussion stellten. Und das kam bestens an. Gäste und Gesprächspartner kamen im Laufe des Abends an den Thementischen in einen intensiven Austausch, die lockere Atmosphäre auf der Dachterrasse tat ihr Übriges dazu.
Im Vorfeld war die Veranstaltung von der Tageszeitung groß angekündigt worden. Zudem wurde mit Flyern, einem Großbanner am Haus der Bauern und in den sozialen Medien geworben. Mit Erfolg: Trotz hochsommerlicher Temperaturen fanden einige Interessierte den Weg zum Haus der Bauern, um zu diskutieren und viel über das Thema Landwirtschaft aus Sicht der Junglandwirte zu erfahren.
Querbeet diskutiert
So enstanden an den beiden Thementischen „Regionalität” und
„Naturschutz” viele gute Gespräche. Außerdem wollten die Verbraucher
beispielsweise wissen, ob „der Schwarzwälder Schinken wirklich aus dem
Schwarzwald kommt oder ob dafür Schweine aus Polen verwendet werden”.
Andreas Lorenz aus Hofsgrund klärte auf: Ein Schwarzwälder Schinken
müsse lediglich hier in der Region hergestellt werden, die Schweine
hingegen könnten auch aus den Nachbarländern stammen. Bei einem
Selbstversorgungsgrad in Baden-Württemberg von gerade einmal zehn
Prozent sei es unmöglich, für den Schinken nur Schwarzwälder Schweine zu
verwenden. Es gebe schlichtweg zu wenig Schweinehalter im Schwarzwald. Wer sicher gehen wolle, dass ein Produkt von den Tieren vom Hof stamme, dem empfahl Michael Vogelbacher den Einkauf in einem der zahlreichen Hofläden.
Vermarktungskriterien stehen oft im Weg
Auch am Tisch „Pflanzenschutz” wurde debattiert. Dominic Ell
resümierte am Ende, dass die Verbraucher vielen Fehlinformationen
Glauben schenkten. Zusammen mit seinem Tischpartner Jonas Kaufmann
erklärte er nachvollziehbar, dass der Landwirt gerne mehr verändern
würde.
Dem stünden allerdings die Vermarktungskriterien entgegen: Keine
krummen Gurken, Äpfel nach einem bestimmten Farbschema und mit gewisser Größe, Erdbeeren in Plastikverpackungen und vieles mehr.
Letztlich bestehe auch ein enormer Preisdruck.
Johanna
Kaiser befindet sich im ersten Ausbildungsjahr zur Landwirtin an der
Edith-Stein-Schule in Freiburg und betreute mit Unterstützung ihres
Vaters, Wilfried Kaiser, den Thementisch „Tierhaltung Geflügel”. Hier
wurde über Antibiotikaeinsatz, den Unterschied zwischen Bio- und
konventioneller Haltung, allgemeine Haltungsformen und Regionalität
gesprochen. Sie mache mit, „um den Leuten das Thema näher zu bringen”,
so die angehende Landwirtin.
Anbindehaltung mit Weide besser akzeptiert
Mit Unterstützung der Berufsschule waren im
Vorfeld auf dem Münstermarkt Einladungsflyer für die Veranstaltung
verteilt worden. Auch das war für die Schülerinnen und Schüler eine
Gelegenheit, Aufklärungsarbeit zu leisten.
Weitere interessante Gespräche waren an den Tischen „Rind”, „Schwein”,
„Düngung” und „Weinbau” zu verzeichnen. So erklärte Michael Fröhlin
sehr anschaulich, dass auch ein Schwein ausgewogen ernährt werden müsse
und daher eine Zufütterung von Eiweiß unumgänglich sei. Beim Thema Rind
war die Anbindehaltung ein großes Thema.
Interessant war, dass die
Haltungsform in Kombination mit dem Weidegang auf wenig Ablehnung stieß.
„Ich finde Anbindehaltung nicht das Schlechteste”, so ein Verbraucher.
Es herrsche Ruhe im Stall, wenn jede Kuh wisse, an welchem Platz sie
stehen solle. Tobias Selinger, der erst kürzlich in Freiamt mit der
Weidehaltung begonnen hat, konnte hierzu von seinen Erfahrungen aus
erster Hand berichten.
Zeit, etwas nachzuholen
Ein im Naturschutz engagierter Verbraucher wollte der Frage nachgehen,
„wie es mit der Zukunft der Landwirtschaft aussehe”. Er plädierte für
das Erfahrungswissen in der Landwirtschaft und ermutigte die Landwirte,
ihre Positionen zu verteidigen.
„War echt gut, es hat riesig Spaß gemacht”, so ein Landwirt aus der
Runde. Auch manche Gäste bedankten sich persönlich für die
Veranstaltung, die ihnen „viel gebracht hätte”.
Am gleichen Abend wurden sodann Überlegungen angestellt, wie und wo das
Konzept erneut zum Einsatz kommen könnte. Vorstellbar wäre auf dem
Freiburger Münstermarkt oder, wie einige Besucher vorschlugen, beim
nächsten Agrikulturfestival in Freiburg. Die Veranstalter waren sich
einig: „Wir haben die letzten 20 Jahre nicht mit den Verbrauchern
geredet, es wird Zeit dies nachzuholen.”