Politik | 17. Dezember 2020

Lage auf den Höfen angespannt

Von AgE
Die landwirtschaftlichen Einkommen befinden sich nach zwischenzeitlicher Erholung derzeit wieder auf Talfahrt. Wie aus seinem Situationsbericht 2020/21 hervorgeht, rechnet der Deutsche Bauernverband (DBV) insbesondere bei den Veredlungsbetrieben mit einem massiven Einbruch der Unternehmensergebnisse.
Vom Preishoch ins tiefe Tal: Schweinehaltende Betriebe sehen sich derzeit mit extremen Niedrigpreisen für ihre Tiere konfrontiert.
Grund seien die im Vergleich zum guten Vorjahr extrem gefallenen Erzeugerpreise. Für die Ackerbau- und Milchviehbetriebe erwartet der Verband keine Einkommensverbesserung.
DBV-Präsident Joachim Rukwied zeigte sich bei der Vorstellung des Situationsberichts am 10. Dezember  in Berlin  besorgt über die aktuelle Lage der Betriebe und die Aussichten für das Wirtschaftsjahr 2020/21. Die Corona-Pandemie habe auch viele landwirtschaftliche Betriebe hart getroffen, sagte Rukwied. Geschlossene Schlachtbetriebe, der Ausfall der Gastronomie und  die Afrikanische Schweinepest (ASP) hätten die Tierhalter und hier vor allem die schweinehaltenden Betriebe in eine Krise gestürzt.
„Ruinöse Erzeugerpreise bei Schweinen”
„Die aktuell ruinösen Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel sind existenzbedrohend”, stellte der Bauernpräsident fest. Hinzu kämen Belastungen durch eine Reihe politischer Entscheidungen wie die Verschärfung der Düngeverordnung und das geplante Insektenschutzgesetz. „Die Situation auf vielen Höfen ist extrem angespannt”, betonte Rukwied. In der Folge rechnet der DBV-Präsident mit einer Beschleunigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft. Die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage in der Schweinehaltung werde in den kommenden Jahren zu vermehrten Betriebsaufgaben führen, warnte er.
Zwischenhoch 2019/20
„Durchwachsen” fiel hingegen die Einkommensentwicklung im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2019/20 aus. Gegenüber dem Einbruch im vorangegangenen Wirtschaftsjahr konnten die Haupterwerbsbetriebe ihre wirtschaftliche Situation im Durchschnitt verbessern. Laut Situationsbericht kamen sie 2019/20 auf ein Unternehmensergebnis von durchschnittlich 64500 Euro. Das waren 13 Prozent mehr als im Jahr davor, wenngleich die damaligen Verluste lediglich zur Hälfte wettgemacht werden konnten.
Die Schweinehalter profitierten im zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr von der globalen Angebotsverknappung auf dem Schweinemarkt infolge der in Südostasien grassierenden ASP. Im Ergebnis verzeichneten die derzeit gebeutelten Veredlungsbetriebe starke Zugewinne. Mit durchschnittlich rund 125000 Euro konnten die Schweinebauern im Wirtschaftsjahr 2019/20 ihr schlechtes Vorjahresergebnis mehr als verdoppeln.
Die Ackerbaubetriebe legten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr leicht zu und kamen auf rund 54000 Euro. Demgegenüber erlitten die Milchviehbetriebe erneut Verluste, erreichten aber im Schnitt immerhin noch ein Unternehmensergebnis von etwas mehr als 61000 Euro. Etwas besser schnitten mit rund 66600 Euro die Weinbaubetriebe ab, deutlich besser die Ökobetriebe mit fast 75000 Euro.
Ergebnisse je Arbeitskraft
Bezogen auf das Unternehmensergebnis je nicht entlohnter Familienarbeitskraft erzielten die Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2019/20 im Durchschnitt rund 44750 Euro. Damit lag das „Bruttomonatseinkommen” der Landwirte bei etwa 3700 Euro. An der Spitze standen wiederum die Veredlungsbetriebe mit knapp 90000 Euro je nicht entlohnter Familienarbeitskraft. Dahinter rangierten die Ökobetriebe mit knapp 50000 Euro, gefolgt von den Ackerbau- sowie den Milchviehbetrieben.
Der Gewinnanstieg bei den Haupterwerbsbetrieben erfolgte 2019/20 im gesamten Bundesgebiet. Ausnahmen bildeten Rheinland-Pfalz und das Saarland mit einem Rückgang von rund sieben Prozent auf immerhin noch rund 74000 Euro sowie Bayern mit minus 3,3 Prozent auf knapp 56000 Euro im Vergleich zum vorangegangenen Wirtschaftsjahr.
Die größten Einkommenszuwächse verzeichneten 2019/20 die Haupterwerbsbetriebe in den Veredlungshochburgen Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von annähernd 50 Prozent auf 68350 Euro sowie Niedersachsen mit einer Verbesserung um annähernd ein Drittel auf knapp 80000 Euro. Ihr Einkommensniveau halten konnten die Haupterwerbsbetriebe in den neuen Ländern mit rund 64400 Euro. Die ostdeutschen Agrargenossenschaften schnitten 2019/20 besser ab als im Vorjahr. Je Arbeitskraft wurden im Schnitt 32200 Euro erzielt; das entsprach einem Plus von neun Prozent.