Die landwirtschaftlichen Einkommen befinden sich nach zwischenzeitlicher Erholung derzeit wieder auf Talfahrt. Wie aus seinem Situationsbericht 2020/21 hervorgeht, rechnet der Deutsche Bauernverband (DBV) insbesondere bei den Veredlungsbetrieben mit einem massiven Einbruch der Unternehmensergebnisse.
Vom Preishoch ins tiefe Tal: Schweinehaltende Betriebe sehen sich derzeit mit extremen Niedrigpreisen für ihre Tiere konfrontiert.
Grund seien die im Vergleich zum guten Vorjahr extrem gefallenen Erzeugerpreise. Für die Ackerbau- und Milchviehbetriebe erwartet der Verband keine Einkommensverbesserung.
DBV-Präsident Joachim Rukwied zeigte sich bei der Vorstellung des Situationsberichts am 10. Dezember in Berlin besorgt über die aktuelle Lage der Betriebe und die Aussichten für das Wirtschaftsjahr 2020/21. Die Corona-Pandemie habe auch viele landwirtschaftliche Betriebe hart getroffen, sagte Rukwied. Geschlossene Schlachtbetriebe, der Ausfall der Gastronomie und die Afrikanische Schweinepest (ASP) hätten die Tierhalter und hier vor allem die schweinehaltenden Betriebe in eine Krise gestürzt.
„Ruinöse Erzeugerpreise bei Schweinen”
„Die aktuell ruinösen
Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel sind existenzbedrohend”,
stellte der Bauernpräsident fest. Hinzu kämen Belastungen durch eine
Reihe politischer Entscheidungen wie die Verschärfung der
Düngeverordnung und das geplante Insektenschutzgesetz. „Die Situation
auf vielen Höfen ist extrem angespannt”, betonte Rukwied. In der Folge
rechnet der DBV-Präsident mit einer Beschleunigung des Strukturwandels
in der Landwirtschaft. Die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage in
der Schweinehaltung werde in den kommenden Jahren zu vermehrten
Betriebsaufgaben führen, warnte er.
Zwischenhoch 2019/20
„Durchwachsen” fiel hingegen die
Einkommensentwicklung im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2019/20 aus.
Gegenüber dem Einbruch im vorangegangenen Wirtschaftsjahr konnten die
Haupterwerbsbetriebe ihre wirtschaftliche Situation im Durchschnitt
verbessern. Laut Situationsbericht kamen sie 2019/20 auf ein
Unternehmensergebnis von durchschnittlich 64500 Euro. Das waren 13
Prozent mehr als im Jahr davor, wenngleich die damaligen Verluste
lediglich zur Hälfte wettgemacht werden konnten.
Die Schweinehalter profitierten im zu Ende gegangenen Wirtschaftsjahr
von der globalen Angebotsverknappung auf dem Schweinemarkt infolge der
in Südostasien grassierenden ASP. Im Ergebnis verzeichneten die derzeit
gebeutelten Veredlungsbetriebe starke Zugewinne. Mit durchschnittlich
rund 125000 Euro konnten die Schweinebauern im Wirtschaftsjahr 2019/20
ihr schlechtes Vorjahresergebnis mehr als verdoppeln.
Die Ackerbaubetriebe legten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr leicht zu
und kamen auf rund 54000 Euro. Demgegenüber erlitten die
Milchviehbetriebe erneut Verluste, erreichten aber im Schnitt immerhin
noch ein Unternehmensergebnis von etwas mehr als 61000 Euro. Etwas
besser schnitten mit rund 66600 Euro die Weinbaubetriebe ab, deutlich
besser die Ökobetriebe mit fast 75000 Euro.
Ergebnisse je Arbeitskraft
Bezogen auf das Unternehmensergebnis je nicht
entlohnter Familienarbeitskraft erzielten die Haupterwerbsbetriebe im
Wirtschaftsjahr 2019/20 im Durchschnitt rund 44750 Euro. Damit lag das
„Bruttomonatseinkommen” der Landwirte bei etwa 3700 Euro. An der Spitze
standen wiederum die Veredlungsbetriebe mit knapp 90000 Euro je nicht
entlohnter Familienarbeitskraft. Dahinter rangierten die Ökobetriebe mit
knapp 50000 Euro, gefolgt von den Ackerbau- sowie den
Milchviehbetrieben.
Der Gewinnanstieg bei den Haupterwerbsbetrieben erfolgte 2019/20 im
gesamten Bundesgebiet. Ausnahmen bildeten Rheinland-Pfalz und das
Saarland mit einem Rückgang von rund sieben Prozent auf immerhin noch
rund 74000 Euro sowie Bayern mit minus 3,3 Prozent auf knapp 56000 Euro
im Vergleich zum vorangegangenen Wirtschaftsjahr.
Die größten Einkommenszuwächse verzeichneten 2019/20 die
Haupterwerbsbetriebe in den Veredlungshochburgen Nordrhein-Westfalen mit
einem Plus von annähernd 50 Prozent auf 68350 Euro sowie Niedersachsen
mit einer Verbesserung um annähernd ein Drittel auf knapp 80000 Euro.
Ihr Einkommensniveau halten konnten die Haupterwerbsbetriebe in den
neuen Ländern mit rund 64400 Euro. Die ostdeutschen
Agrargenossenschaften schnitten 2019/20 besser ab als im Vorjahr. Je
Arbeitskraft wurden im Schnitt 32200 Euro erzielt; das entsprach einem
Plus von neun Prozent.