Politik | 03. September 2020

Länderminister begrüßen Borchert-Empfehlungen

Von AgE
Die Empfehlungen der Borchert-Kommission für einen Umbau der Tierhaltung in Deutschland finden breiten politischen Rückhalt. Nach der fraktionsübergreifenden Unterstützung im Bundestag haben jetzt auch die Länder einhellig Zustimmung signalisiert.
Einig sind sich die Agrarminister der Länder, die Empfehlungen der Borchert-Kommission für einen Umbau der Tierhaltung „zeitnah” umzusetzen. Diskussionsbedarf besteht aber offenbar noch bei der Finanzierung.
Auf ihrem Sondertreffen am Donnerstag voriger Woche  in Berlin sprach sich die Agrarministerkonferenz (AMK) dafür aus, den Transformationsprozess „zeitnah zu beginnen und aktiv zu gestalten”. Zügig müssten ein Fahrplan mit konkreten kurz-, mittel- und langfristigen Zielen sowie ein Finanzierungskonzept erarbeitet werden, damit die Betriebe langfristige Planungssicherheit für Stallbauvorhaben erhielten.
Bund soll Baurecht erleichtern
Den Bund sehen die Länderagrarminister gefordert, zeitnah die notwendigen umfassenden Erleichterungen der rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondere im Bau- und Immissionsschutzrecht zu schaffen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner begrüßte den Beschluss als wichtiges Signal. Die CDU-Politikerin bezeichnete den angestrebten Umbau der Tierhaltung als „milliardenschweres und langfristiges Projekt, bei dem unsere Landwirte Planungssicherheit brauchen, und zwar über Legislaturperioden hinaus”.
Der AMK-Vorsitzende, Saarlands Landwirtschaftsminister Reinhold Jost, sprach angesichts des einmütigen Votums von einem „Meilenstein auf dem Weg zu mehr Tierwohl”. „Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie”, sagte Jost im Hinblick auf einen Umbau der Tierhaltung.
Langfristig verlässliche Förderinstrumente
Diskussionsbedarf besteht aber offenbar noch bei der Finanzierung. Die Borchert-Kommission favorisiert die Einführung einer mengenmäßigen Verbrauchssteuer auf tierische Erzeugnisse. Die soll nun in der vom Bund angekündigten Machbarkeitsstudie ebenso geprüft werden wie weitere Finanzierungsinstrumente, beispielweise ein sogenannter Tierwohl-Cent in Form eines Aufschlags auf die Preise tierischer Produkte oder eines mit EU-Mitteln finanzierten Ausgleichs.
Einig sind sich die Länderminister in der Einschätzung, dass die Neuausrichtung der Tierhaltung zwingend durch wirksame und langfristig verlässliche Förderinstrumente sowie gegebenenfalls auch Tierwohlprämien abgesichert werden muss, um auf diese Weise die Wirtschaftlichkeit für die Landwirte zu erhalten. Betont wird in dem Beschluss der Agrarministerkonferenz die Rolle des geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichens für den Transformationsprozess. Die freiwilligen Leistungen der Landwirtschaft zur Verbesserung des Tierwohls müssten sich „in einer klar definierten EU-einheitlichen Produktkennzeichnung” wiederfinden.
Die Länder begrüßen das Vorhaben der Bundesregierung, sich während der deutschen Ratspräsidentschaft für ein verpflichtendes einheitliches europäisches Tierwohlkennzeichen einzusetzen. Keinesfalls dürfe ein Mehr an Tierwohl durch Importe aus Drittländern unterlaufen werden. Dafür bedürfe es einer obligatorischen Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs.
Ausdrücklich plädieren die Länderminister für die Stärkung einer dezentralen Schlachthofstruktur als Voraussetzung für wirtschaftlich stabile regionale Erzeugungs-, Vermarktungs- und Versorgungsstrukturen im Bereich Fleisch.
Preiswerbung für Fleisch verbieten
Kritisch bewerten die Länderminister eine auf Niedrigpreise und Lockangebote abstellende Werbung des Lebensmitteleinzelhandels insbesondere für Fleisch- und Milchprodukte. Der von Ministerin Klöckner in Aussicht gestellten Prüfung eines Preiswerbeverbots für Fleisch steht man wohlwollend gegenüber.