Pflanzenbau | 03. August 2017

Krautregulierung nicht vergessen

Von Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg, Außenstelle Donaueschingen
Das Abtöten des Kartoffelkrautes sollte begonnen werden, wenn die Ernte nahe ist. Allerdings dürfen die Pflanzen bei der Sikkation nicht zu sehr gestresst werden. Die Reife der Knollen, die Bodenfeuchte und das Wetter sind entscheidend.
Die Gefahr des Wiederaustriebes ist bei früher Krautregulierung und vor allem beim alleinigen Krautschlagen und nachfolgendem Regen deutlich erhöht.
Eine sichere Aussage über die Reife der jeweiligen Sorten ergibt sich über die Ermittlung des Stärkegehalts. In der Regel wird die Abreifemaßnahme durchgeführt, wenn rund 80 % des sortenspezifischen Stärkegehalts der Knollen erreicht sind. Tipps gibt die Tabelle.
Es gibt verschiedene Nach deutlichen Niederschlägen sollte mit der Krautregulierung einige Tage abgewartet werden, damit sich die Pflanzen wieder regenerieren können. Sikkationsmittel sollten vor allem nicht bei Trockenstress der Pflanzen oder bei starker Hitze appliziert werden. Je trockener der Boden und je höher die Temperaturen, umso höher ist das Risiko. Die Krautminderung sollte daher möglichst für die frühen Morgenstunden angesetzt werden, damit die Pflanzen ihren Wasserhaushalt regenerieren können. Eine zwei- bis dreiphasige mechanische oder chemische Krautregulierung reduziert gegenüber der einphasigen Variante die Gefahr von Gefäßbündelverbräunungen und Nabelendnekrosen. Aber auch eine extreme Trockenheit – wie im August 2016 – kann zu Gefäßbündelverbräunungen führen: Wegen des Trockenstresses wiesen in den Versuchen des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) bei der Sorte Granola in der Variante „natürliche Abreife” über 50 % der Knollen Gefäßbündelverbräunungen auf.
Wiederaustrieb vermeiden
Die Gefahr des Wiederaustriebes ist bei früh durchgeführter Krautregulierung und vor allem beim alleinigen Krautschlagen und nachfolgendem Regen deutlich erhöht. Je früher das Kraut reguliert wird, desto größer sind nach den Versuchserfahrungen des LTZ die Probleme mit einem Wiederaustrieb. Auch die Höhe der Stickstoffdüngung und die Sorte spielen eine große Rolle. Wiederaustrieb führt zu einer ungleichmäßigen Abreife der Knollen, damit auch zu einer höheren Beschädigungsrate bei der Ernte und dadurch zu höheren Lagerungsverlusten.
Das größte Folgeproblem wiederaustreibender Pflanzen aber ist, dass diese bevorzugt von Blattläusen beflogen werden. Dadurch sind Virusspätinfektionen keine Seltenheit, denn das junge Gewebe der neuen Triebe leitet Viren besonders gut in die Knollen ab. Unter Umständen kann ein Wiederaustrieb auch zu Spätinfektionen mit Krautfäule führen. Die Folge sind erhebliche Qualitätsverluste durch Fäulnis im Lager. Krautregulierte Bestände sind regelmäßig zu kontrollieren, neu gebildete Triebe müssen sofort mit einem Sikkationsmittel oder über das thermische Verfahren abgebrannt werden.
Um die verschiedenen Strategien zur Krautabtötung in Kartoffeln vergleichen zu können, führt das LTZ seit Jahren in Zusammenarbeit mit Bayern intensive Versuche durch. Im Vordergrund stehen die Mittelwahl, die Spritzfolge und der Behandlungstermin.
Um die im Qualitätskartoffelanbau geforderte Schalenfestigkeit zu erzielen, müssen die Kartoffeln nach der Behandlung je nach Sorte rund zwei bis vier Wochen im Boden nachreifen. Schalenfeste Ware muss sofort gerodet werden. Bei zu später Rodung werden Silberschorf und Rhizoctonia solani einschließlich der dry-core-Symptome gefördert. Zu beachten ist allerdings, dass der Anteil an Lagerdruckstellen bei zu früher Ernte ansteigt. Ebenfalls von Bedeutung ist die Tatsache, dass bei zu später Ernte auch Schäden durch Drahtwurm- und Schneckenfraß zunehmen.