In Freiburg wurde eine Lösung für die Verpachtung stadteigener Flächen an Landwirte gefunden, die beide Seiten zufriedenstellt.
Vor etwas mehr als einem halben Jahr stritten Freiburger Landwirte mit dem Freiburger Gemeinderat über ein Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln auf städteeigener landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das Verbot sollte damals durch Klauseln im Pachtvertrag durchgedrückt werden, so wollte es die Grünen-Gemeinderatsfraktion. Der Antrag wurde schlussendlich, nicht nur aufgrund des Widerstandes der Landwirte, zurückgezogen. Auch regionale Naturschutzverbände wollten lieber mit den Landwirten zusammenarbeiten, anstatt sie mit Verboten zu bevormunden.
Martin Linser (ganz rechts) erläuterte bei dem Pressegespräch das Spannungsfeld zwischen Pflanzenschutz und Biodiversität.
Der kooperative Ansatz wurde dann auch von der Stadt Freiburg weiterverfolgt und gemeinsam mit ortsansässigen Landwirten des BLHV-Kreisverbandes Freiburg zu einem praxistauglichen Konzept entwickelt, das in dieser Woche von Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, Landwirt Martin Linser und Dr. Harald Schaich, stellvertretender Amtsleiter des Umweltamtes, der Presse vorgestellt wurde. Landwirte, die stadteigene Flächen bewirtschaften, können freiwillig auf Pflanzenschutzmittel verzichten und erhalten dann einen fünfzigprozentigen Nachlass auf den Pachtzins. Weitere 20 % Nachlass gibt es, wenn eine Ackerbrache oder eine Blühfläche angesät wird. Sollte der betroffene Schlag ungünstig geschnitten sein, kann der Landwirt eine mindestens genauso große Fläche anbieten, die besser geeignet ist.
Dass nun der kooperative Weg umgesetzt wird, freut Stuchlik. Es sei ein gemeinsamer und fachlich sinnvoller Weg, der beispielhaft für andere Kommunen im Land sein könne. Auch für Martin Linser ist die Zusammenarbeit mit der Stadt ein Leuchtturmprojekt, das Schule machen sollte. Er betont aber auch, dass Landwirtschaft ganz ohne Pflanzenschutz nicht möglich sei. Aber Artenvielfalt und Pflanzenschutz gehen zusammen, findet Linser und verweist auf die Tunibergregion: „Der Tuniberg ist ein Biodiversitätshotspot und hier werden Kulturen angebaut, für die man Pflanzenschutzmittel dringend braucht.” Außerdem tun Linser zufolge viele Landwirte schon viel Gutes für die Biodiversität. Dies müsse von der Gesellschaft endlich wertgeschätzt werden.