Land und Leute | 05. Oktober 2017

Kommunen fördern oft den Zaunbau

Von Heinrich von Kobylinski
In der Ortenau geht es beim Bau von öffentlich geförderten Weidezäunen gut voran. An der Offenhaltung der Landschaft ist die Kreisverwaltung ebenso interessiert wie die Gemeinden
Im Zusammenwirken zwischen dem Land Baden-Württemberg, Gemeinden  und den Landwirten vermittelte der Landschaftserhaltungsverband im  Ortenaukreis (LEV)  seit 2013  sechs kommunale Weidezaunförderprogramme. 2018 werden zwei weitere folgen.
 Die Bauperiode für 2017 wurde am Montag in Mühlenbach bei Haslach abgeschlossen. Damit flossen bis jetzt 426 550 Euro an Landesmitteln in diese Ortenauer Projekte.  Mit der Förderung, die im Normalfall die  Hälfte der  Investitionen abdeckt, wurden 370 Hektar mit insgesamt 111000 Metern Zaunlänge umgrenzt.
Alles Zaun-Fans (von links): Siegbert Lamparter, Regina Ostermann (LEV Ortenau), Karl Burger, Paul Buchholz (BLHV Mühlenbach) und Markus Wussler, der einen 2,50 m langen Eckpfahl in der Hand hat.

Die Kommunen steuern oft weitere 25 % zum Investitionsbedarf bei. Der überwiegende Teil der Maßnahmen besteht aus   gemeindebezogenen Sammelprojekten mit den betroffenen Bewirtschaftern. Richtschnur ist dabei das Mindestflurkonzept der Landschaftspflegerichtlinie (LPR). Nur in Ausnahmefällen fand bisher eine direkte Förderung von Weidezaun-Einzelmaßnahmen statt, die dann stets in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde verlief. Meist geht es dabei um FFH-Gebiete, Natur- und Landschaftsschutzgebiete oder §32-Biotope. Bisher konnten in dieser Kategorie 18 Einzelmaßnahmen umgesetzt werden. Ihr   Fördersatz liegt zwischen  70 und 90 %.
Bei den übrigen Zaunförderprojekten übernimmt das Amt für Landwirtschaft die Förderprüfung. Die Fördersätze betragen dort 50 % (Land) plus 25 % (Gemeinde). So ist es auch in Mühlenbach. In dem dortigen Offenhaltungsprojekt geht es um 95 Hektar in 37 Teilflächen, die von 17 Landwirten bewirtschaftet werden. Zu den Förderkriterien gehörte die Steilheit des Geländes ebenso wie die Tendenz zum Verbuschen.
  Mühlenbachs Bürgermeister Karl Burger bezeichnete das Projekt als „eine tolle Sache.” Mit 42 500 Euro finanziert  seine Gemeinde ein Viertel, das Doppelte kommt vom Land. Den Rest tragen die Landwirte.
Die Gemeinde hat die  Federführung in der Projektumsetzung übernommen. Nachdem der LEV die Flurstücke und 25000 Zaunmeter ermittelte, kümmerte sich die Gemeinde um die Bauausschreibung.  Jetzt, nach Fertigstellung, wird sie auch die Baukosten vorschießen, bis die Überweisung vom Land kommt. Dafür wird die Gemeinde auch  fünf Jahre der Zauneigentümer sein. Erst danach werden die Zäune den Landwirten gehören.
Markus Wussler von der gleichnamigen Gengenbacher Landhandelsfirma hatte den Bauzuschlag erhalten. Er schätzt, dass die Zäune 30 bis 40 Jahre halten werden. Grund dafür sei die Kombination aus Robustheit und Flexibilität.
 Laut Siegbert Lamparter vom Weidegerätehersteller Patura steckt in der Bauweise viel neuseeländisches Know-how. Die Pfähle wurden aus Robinienholz gefertigt.  Die Drähte haben eine Zink-Aluminium-Ummantelung, gute Leitfähigkeit und sind rostfrei. Trotz einer Spannung von rund 100 kg je Draht gewährleisten Federelemente auch eine Nachgiebigkeit, durch die sich selbst  Schäden nach einem Sturmwurf in Grenzen  halten. Selbst die schwächeren Pfähle an den Geradstrecken sind aus  unbehandeltem Robinienholz.  Sie gewähren ein „freies Spiel” des Drahtlaufes, ebenso wie die  Drahtbefestigungen  an den Eckpfählen. Diese werden einen Meter tief in den Boden gerammt. Die Porzellanisolatoren an ihnen werden von kunstsinnig geflochtenen Drahtverbindungen gehalten, die an Seglerknoten erinnern und zudem auch weitgehend frei sind von  scharfkantigen Reststücken.
  Auch auf die elektrische Erdung wird viel Wert gelegt: Dazu dient ein rostfreies Winkeleisen von mindestens einem Meter Länge. Die Verbindung zum Draht sichert eine Edelstahlschraube, damit der elektrische Kontakt auch über längere Zeit noch gesichert bleibt.
Laut Wussler liegen die   Kosten bei rund 5,50 Euro pro Meter. Trotz der Funktionssicherheit warnte Lamparter vor der Gefahr durch Wölfe. Ein sorgfältig angelegter und gut funktionierender Zaun könne nur bestenfalls einen 50-prozentigen Schutz gewährleisten.