Wegen negativer Auswirkungen auf Klima und Umwelt fordert der Weltklimarat (IPCC) eine grundsätzliche Neuausrichtung der globalen Landwirtschaft. Unter anderem die Reduzierung des Fleischverzehrs, Aufforstung und der Ausbau des Energiepflanzenanbaus werden empfohlen.
Eine Steigerung des Humusgehaltes ist klimaschonend, weil CO2 gebunden wird.
Der IPCC fordert ein radikales Umsteuern bei der Landnutzung. Um die wachsende Erdbevölkerung zu ernähren und zugleich das Klima zu schützen, müsse die internationale Gemeinschaft sofort handeln.
Die Landwirtschaft sei zusammen mit den Abholzungen weltweit für rund 23 % der menschengemachten Treibhausgas-(THG-)Emissionen verantwortlich, bei Kohlendioxid (CO2) sind es 13 %, bei Methan (CH4) 44 % und bei Lachgas (N2O) 82 %. Gleichzeitig leide die Landwirtschaft besonders unter den Folgen des Klimawandels. Die Branche sei daher ein zentrales Handlungsfeld zur Anpassung an den Klimawandel, heißt es in dem fast 1000 Seiten dicken Bericht, an dem 107 Wissenschaftler aus 52 Ländern mitgearbeitet haben.
Der weltweite Temperaturanstieg habe über den Landflächen der Erde bereits 1,53 °C erreicht, vergleiche man die Zeiträume 1850 bis 1900 und 2006 bis 2015 miteinander. Unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen sei die globale Temperatur in den genannten Zeiträumen insgesamt um knapp 0,9 °C gestiegen. Der Weltklimarat hatte 2018 vor den Auswirkungen gewarnt, falls die globale Temperatur insgesamt über 1,5 °C steigen sollte.
Klimaschonend wirtschaften
Bauern hätten infolge des Klimawandels immer öfter mit
Starkniederschlägen, Überschwemmungen und Dürren zu rechnen. Zu
befürchten seien mehr Landdegradation, mehr Wüsten, Nahrungsmittelknappheit und steigende Preise.
Die Antwort auf diese Gefahren könne nicht in einer weiteren
Intensivierung der Landwirtschaft liegen. Die Autoren plädieren für
eine klimaschonende Wirtschaftsweise. Dazu werden von ihnen auch die Produktion von Biokraftstoffen, die Vermeidung von
Lebensmittelverschwendung, die Aufforstung und der Schutz bzw. die
Wiedervernässung von Mooren gezählt. Zugleich fordern die
Wissenschaftler eine Umstellung der Ernährung: mehr pflanzliche und
weniger tierische Produkte.
Mit Blick auf die landwirtschaftliche Erzeugung werten die
Wissenschaftler Vorschriften, Anreize wie die Bezahlung von
Ökosystemleistungen und die Zertifizierung von klimafreundlichen
Produkten als geeignete Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes. Auch
eine Bodenbearbeitung, die den CO2-Gehalt erhöht, und Düngemethoden, die
Lachgas-Emissionen reduzieren, werden empfohlen.
In Deutschland fand der Bericht ein großes Echo. Bundesumweltministerin
Svenja Schulze wertete die Reform der EU-Agrarpolitik als gute
Gelegenheit, in Europa Anreize für mehr Klimaschutz in der
Landwirtschaft zu setzen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner sagte,
sie habe im Mai im Klimakabinett zehn Klimaschutzmaßnahmen
vorgelegt. Höhere Umweltleistungen müssten für Bauern effizient und
einfach umsetzbar sein. Beim Zusammenbringen von Klimaschutz und
Erntesicherung könnten Digitalisierung, Präzisierung und Früherkennung
helfen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) erinnerte daran, dass in Deutschland
der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen mit 7 % niedriger als im internationalen Durchschnitt sei. Außerdem binden laut
DBV Landnutzung und Forst hierzulande jährlich 15 Millionen Tonnen CO2.
In seiner eigenen Klimastrategie habe der Verband das Ziel einer
Treibhausgaseinsparung um 30 % bis 2030 gegenüber 1990 verankert und mit 20 Klimaschutzmaßnahmen unterlegt. Der Berufsstand wolle über den
Ausbau der Bioenergie, den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und die
Kohlendioxidbindung im Humus zum Klimaschutz beitragen.
Die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Marie-Luise Dött, rief zu einer Debatte um das Thema auf, welche neuen
trockenresistenten Pflanzen angebaut werden können. Die bisherigen
Methoden der Landwirtschaft dürften keine Subventionen mehr erhalten,
forderte der Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Martin Häusling. Zudem forderte er, „den Import des Klimaproblems zu stoppen”. Die
Agrarsprecherin der Linken, Dr. Kirsten Tackmann, appellierte, „nur das
zu produzieren, was wirklich gebraucht wird, und die Ernte regional zu
vermarkten”. Daneben würden für eine nachhaltige Landwirtschaft gut
ausgebildete und gut bezahlte Fachleute gebraucht.
Teures Fleisch ist gut
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFW)
unterstrich den Beitrag der Forstwirtschaft zur Emissionsminderung. Für
den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) folgert aus dem
Bericht, die Chancen des Ökolandbaus zu nutzen. Zu den Vorteilen der
Biolandwirtschaft gehörten nicht nur die direkten Wirkungen etwa auf die
Böden, sondern auch die teuren Fleischpreise. Dadurch werde weniger
Fleisch verbraucht.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft warnte, dass die
Landwirtschaft die Herausforderungen nicht allein meistern könne. Veränderungen abzuwehren, bringe ebenso wenig wie die Haltung, an Bauern Forderungen zu stellen und sich dann bei der Finanzierung der
Kosten in die Büsche zu schlagen.
Vorteil bei Wiederkäuern?
Greenpeace forderte ein umgehendes Verbot des Imports
von Soja. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält es für
nötig, den Tierbestand in Deutschland bis 2050 um die Hälfte zu
verringern. Der Fokus müsse dabei auf der Schweine- und Geflügelhaltung
liegen. Wiederkäuer fräßen nämlich Gras und schützten damit das
kohlenstoffbindende Grünland. Der BUND positioniert sich damit
entgegengesetzt zum World Resources Institute, das kürzlich den
Rindfleischverzehr als deutlich klimaschädlicher als den Griff zu
Geflügel- und Schweinefleisch eingestuft hatte.