Politik | 22. April 2021

Kleinteilige Landwirtschaft ist artenreicher

Von AgE
Kleinteilige Agrarlandschaften wirken sich positiv auf die Biodiversität aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Göttingen im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Klassisches Landschaftsbild aus Baden-Württemberg. Das Institut für Agrarökologie der Universität Göttingen hat solchen Strukturen jetzt vorteilhafte Wirkungen auf die Artenvielfalt bescheinigt.
Vorgelegt wurde die Studie von  Professor Teja Tscharntke vom Institut für Agrarökologie der Universität Göttingen.  Kleinteilige Agrarlandschaften mit geringeren Schlaggrößen und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben beherbergen laut der Studie einen erhöhten Artenreichtum.
Kleine Felder besser unterstützen
Das gelte allerdings auch für große Agrarbetriebe, „soweit sie mit kleinen Feldern arbeiten”. Dem Wissenschaftler zufolge sollten daher Landwirte mit kleinen Feldern eine deutlich höhere finanzielle Unterstützung erhalten als Landwirte mit großen Feldern.
Laut Tscharntke bietet ein kleinräumiges Landnutzungsmosaik mit Schlaggrößen von „deutlich unter sechs Hektar” sowie einer erhöhten Kulturpflanzenvielfalt und einem Anteil von 20 Prozent naturnaher Lebensraumreste den „Schlüssel zur Wiederherstellung der Biodiversität in großem Maßstab”. Ökolandbau allein führe hingegen nur zu begrenzten Vorteilen für die Biodiversität, solange die Öko-Zertifizierung nicht mit einer vielfältigen und kleinteiligen Agrarstruktur verbunden werde.
Für Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff ist mit der Studie „das ewige neoliberale Mantra” widerlegt, groß sei nicht gleich schlecht und klein nicht gleich gut. Das müssten auch die Teile der Wissenschaft anerkennen, „die sich weiterhin gegen gutes Wissen stellen und die agrarstrukturelle Komponente der Biodiversität immer wieder unter den Tisch fallen lassen.” Eine regionale, vielfältige und kleinteilige landwirtschaftliche Erzeugung sei von größter Bedeutung. Dies werde jedoch nur erreicht, „wenn wir auch unsere bäuerlichen Betriebe erhalten und ihnen eine Zukunftsperspektive bieten.”
Gemeinwohlprämie gefordert
Notwendig sei eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durch eine Gemeinwohlprämie mit einer Honorierung einer kleinteiligen Bewirtschaftung und bäuerlichen Erzeugung.
„Immer größere landwirtschaftliche Betriebe gehen mit ausgeräumten Landschaften und Riesenäckern einher”, erklärte Fraktionskollege Harald Ebner. Die böten nur noch wenigen Arten Lebensraum und Nahrung.
„Wer das Insektensterben und Vogelsterben vor allem in Agrarlandschaften stoppen will, muss daher auch das Höfesterben und die damit einhergehende Strukturverarmung angehen”, mahnte Ebner. Über den Ausbau des Ökolandbaus hinaus brauche es Maßnahmen, um den Verlust an Biodiversität aufzuhalten.