Kleinteilige Agrarlandschaften wirken sich positiv auf die Biodiversität aus. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie der Universität Göttingen im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Klassisches Landschaftsbild aus Baden-Württemberg. Das Institut für Agrarökologie der Universität Göttingen hat solchen Strukturen jetzt vorteilhafte Wirkungen auf die Artenvielfalt bescheinigt.
Vorgelegt wurde die Studie von Professor Teja Tscharntke vom Institut für Agrarökologie der Universität Göttingen. Kleinteilige Agrarlandschaften mit geringeren Schlaggrößen und kleinen landwirtschaftlichen Betrieben beherbergen laut der Studie einen erhöhten Artenreichtum.
Kleine Felder besser unterstützen
Das gelte allerdings auch für große Agrarbetriebe, „soweit
sie mit kleinen Feldern arbeiten”. Dem Wissenschaftler zufolge sollten
daher Landwirte mit kleinen Feldern eine deutlich höhere finanzielle
Unterstützung erhalten als Landwirte mit großen Feldern.
Laut Tscharntke bietet ein kleinräumiges Landnutzungsmosaik mit
Schlaggrößen von „deutlich unter sechs Hektar” sowie einer erhöhten
Kulturpflanzenvielfalt und einem Anteil von 20 Prozent naturnaher
Lebensraumreste den „Schlüssel zur Wiederherstellung der Biodiversität
in großem Maßstab”. Ökolandbau allein führe hingegen nur zu begrenzten
Vorteilen für die Biodiversität, solange die Öko-Zertifizierung nicht
mit einer vielfältigen und kleinteiligen Agrarstruktur verbunden werde.
Für Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff ist mit der Studie „das
ewige neoliberale Mantra” widerlegt, groß sei nicht gleich schlecht und
klein nicht gleich gut. Das müssten auch die Teile der Wissenschaft
anerkennen, „die sich weiterhin gegen gutes Wissen stellen und die
agrarstrukturelle Komponente der Biodiversität immer wieder unter den
Tisch fallen lassen.” Eine regionale, vielfältige und kleinteilige
landwirtschaftliche Erzeugung sei von größter Bedeutung. Dies werde
jedoch nur erreicht, „wenn wir auch unsere bäuerlichen Betriebe erhalten
und ihnen eine Zukunftsperspektive bieten.”
Gemeinwohlprämie gefordert
Notwendig sei eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP) durch eine Gemeinwohlprämie mit einer Honorierung einer
kleinteiligen Bewirtschaftung und bäuerlichen Erzeugung.
„Immer größere landwirtschaftliche Betriebe gehen mit ausgeräumten
Landschaften und Riesenäckern einher”, erklärte Fraktionskollege Harald
Ebner. Die böten nur noch wenigen Arten Lebensraum und Nahrung.
„Wer das Insektensterben und Vogelsterben vor allem in Agrarlandschaften
stoppen will, muss daher auch das Höfesterben und die damit
einhergehende Strukturverarmung angehen”, mahnte Ebner. Über den Ausbau
des Ökolandbaus hinaus brauche es Maßnahmen, um den Verlust an
Biodiversität aufzuhalten.