Politik | 26. August 2021

Kleine Brötchen gebacken

Von AgE
Das durchschnittliche Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Europäischen Union ist im Zeitraum von 2007 bis 2018 gestiegen, bewegte sich aber weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Bauerneinkommen und Betriebsstrukturen weisen in Europa eine hohe Bandbreite auf.
Das geht aus der  Auswertung der Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) hervor, die kürzlich von der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission  vorgelegt wurde. Demnach stieg das mittlere Betriebseinkommen beziehungsweise die Nettowertschöpfung von 28800 Euro im Jahr 2007 auf 35300 Euro im Jahr 2018. Maßgeblich dafür war ein Anstieg des Wertes der Agrarproduktion, der für die Veredlung auf 36 Prozent und für die Pflanzenproduktion auf 34 Prozent beziffert wird.
Direktzahlungen unterschiedlich wichtig
Die Direktzahlungen hatten im EU-Schnitt einen Anteil von 28 Prozent am Betriebseinkommen. In Litauen war dieser Anteil mit 70 Prozent am höchsten, gefolgt von Finnland und Estland mit 67 Prozent beziehungsweise 66 Prozent. In den Niederlanden erreichten die Prämien hingegen nur einen Anteil von neun Prozent am betrieblichen Einkommen. Ein wichtiges Standbein waren die Direktzahlungen EU-weit für die Weidemast, Mischbetriebe und Ackerbauern; hier machten die Gelder der Ersten Säule 40  bis 54 Prozent des Betriebsergebnisses aus. Nur eine untergeordnete Rolle spielen die Prämien hingegen für die Winzer und den Gartenbau, wo die Anteile laut INLB lediglich fünf Prozent beziehungsweise zwei Prozent erreichten.
Das höchste durchschnittliche Einkommen pro Jahresarbeitseinheit wurde laut dem Bericht mit 22500 Euro im Jahr 2018 erwirtschaftet; das Niveau von 2007 wurde damit um 41 Prozent übertroffen. Getragen wurde der Anstieg von den höheren Betriebseinkommen und einem Rückgang des Arbeitsaufwandes. Hinter den Durchschnittszahlen verbergen sich allerdings erhebliche Unterschiede, nicht nur zwischen den Mitgliedstaaten, sondern auch zwischen Altersgruppen und den Geschlechtern. Überdurchschnittlich hohe Einkommen pro Jahresarbeitseinheit konnten gemäß INLB Schweine- und Geflügelhalter sowie Winzer, Gartenbauer und Milchbauern erzielen. Unterdurchschnittlich verdienten hingegen die übrigen Bewirtschafter von Dauerkulturen sowie Weidemast- und Mischbetriebe.
Strukturunterschiede
Die höchsten Beträge pro Arbeitseinheit wurden im Nordwesten der EU erwirtschaftet, die niedrigsten im Osten. Von Frauen geleitete Betriebe erreichten im Mittel 38 Prozent geringere Erlöse pro Einheit. Laut dem Bericht führen die weiblichen Betriebsleiter meist kleinere Unternehmen, was sowohl Fläche als
auch Produktionsvolumen einschließt. Eine Ausnahme stellt allerdings Ungarn dar, wo laut INLB-Daten Betriebe aller Größenklassen höhere Einnahmen erwirtschaften, wenn eine Frau an der Spitze steht.
Bei den Betriebsstrukturen gibt es große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Über die höchsten Vermögenswerte verfügten mit durchschnittlich rund 3,1 Millionen (Mio.) Euro beziehungsweise 2,7 Mio. Euro die niederländischen und dänischen Betriebe. Zurückzuführen ist das laut EU-Kommission unter anderem auf die sehr hohen Bodenpreise sowie den großen Anteil von investitionsintensiven Betriebsformen. Die geringsten Vermögenswerte wiesen mit 55000 Euro die  Betriebe in Rumänien auf. Dort dominieren weniger kapitalintensive Bewirtschaftungsformen. Hinzu kommen eine geringere Flächenausstattung und niedrige Bodenpreise. Ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb in der EU verfügte gemäß dem INLB im Jahr 2018 über 37 Hektar, wobei es in der Slowakei im Schnitt 445 Hektar und in Malta drei Hektar waren.