Ähnlich äußerte sich Schmidts Parlamentarischer Staatssekretär
Peter Bleser im Bundestag. Seiner Auffassung nach hätte der
Quotenausstieg viel eher erfolgen müssen. Der CDU-Politiker bezifferte
die aus dem Quotenerwerb resultierenden Gesamtkosten während der
vergangenen 31 Jahre auf rund vier Milliarden Euro. Allein 1,9
Milliarden Euro hätten die hiesigen Erzeuger an Superabgabe nach Brüssel
abführen müssen. „Diese Gelder wären zur Entwicklung der Betriebe
sinnvoller eingesetzt gewesen”, stellte Bleser fest. Gleichzeitig habe
die Quotenregelung weder ihre Einkommensziele erreicht, noch den
Strukturwandel aufgehalten. So sei die Zahl der Milchviehbetriebe von
370000 im Jahr 1984 auf nunmehr rund 77000 zurückgegangen. Der
Staatssekretär hält Befürchtungen für unbegründet, nach Ablauf der Quote
werde es zu Verwerfungen auf dem Milchmarkt kommen. Notwendig sei „mehr
Vertrauen in die Märkte”. Die langfristigen Aussichten auf den
internationalen Märkten schätzt Bleser als gut ein.
Anlässlich des Quotenendes haben die Fraktionen zwei Anträge in den
Bundestag eingebracht, die zur weiteren Beratung in die Ausschüsse
überwiesen wurden: Die Koalitionsfraktionen begrüßen das Ende der
Milchquotenregelung als „konsequente Fortsetzung der Marktausrichtung im
Bereich der Milcherzeuger”. In ihrem gemeinsamen Antrag sprechen sich
CDU/CSU und SPD zugleich dafür aus, die Folgen des Quotenausstiegs
intensiv zu beobachten. Vor diesem Hintergrund seien das Brüsseler
Sicherheitsnetz für den Umgang mit Marktstörungen kontinuierlich zu
überprüfen und die von der EU-Kommission gebildete
Milchmarktbeobachtungsstelle zu unterstützen.
Bund und Länder werden aufgefordert, von den Möglichkeiten des
Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen
Raumes (ELER) für den Milchbereich Gebrauch zu machen. Unter anderem
gehe es darum, die Bewirtschaftung von Grünlandstandorten zu
unterstützen.
Ferner müsse die Marktposition der Milcherzeuger weiter gestärkt werden.
Hierzu soll die Zusammenarbeit zwischen den Betrieben erleichtert, die
Bildung von Erzeuger- und Branchenorganisationen unterstützt und
Maßnahmen gegen unfaire Praktiken innerhalb der Lebensmittelkette
ergriffen werden.
Demgegenüber fordert die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in
ihrem Antrag ein Ende der „auf Massenproduktion und Export orientierten
Milchpolitik”. Dazu sollen ein „proaktives Sicherheitsnetz und
Instrumente zur Krisenintervention und für das Krisenmanagement”
geschaffen werden. Unter anderem wird ein freiwilliger
Produktionsverzicht in Krisensituationen vorgeschlagen sowie die
Schaffung zusätzlicher Regelungen für eine nachfrageorientierte
Milchmengenregulierung sowie zur Markt- und Angebotssteuerung im
Bedarfsfall angeregt.
Bayerns Landwirtschaftsminister Brunner appellierte an den
Lebensmitteleinzelhandel, seiner Verantwortung gegenüber der
Milchwirtschaft gerecht zu werden. „In dieser schwierigen Umbruchphase
auf dem Milchmarkt ist größte Vorsicht und Zurückhaltung geboten, um die
Situation nicht noch weiter zu verschärfen”, sagte der Minister in
München.