Zu Beginn der Saison für Sonderkulturen zeigt sich der Deutsche Bauernverband (DBV) zufrieden mit der aktuellen Beschäftigungssituation in der Landwirtschaft. Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) erwartet ebenfalls keine Engpässe, berichtet aber auch von schwierigen Tendenzen.
Der Deutsche Bauernverband rechnet damit, dass in diesem Jahr wieder 280000 ausländische Saisonarbeitskräfte bei der Ernte von Sonderkulturen zum Einsatz kommen.
Man sehe derzeit keine Probleme, dass der Bedarf an Saisonarbeitskräften für die beginnende Saison nicht gedeckt werden könne, erklärte der DBV vergangene Woche. Der Verband geht davon aus, dass in diesem Jahr wieder rund 280000 ausländische Saisonarbeitnehmer in der Gemüse- und Obsternte zum Einsatz kommen werden.
Zwar erwartet auch der Generalsekretär des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), Bertram Fleischer, dass es bei der Spargelernte keine Engpässe bei der Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften geben wird. Dennoch schätzten rund 60 Prozent der Betriebe die Situation als schwierig ein. Als ein Grund werde die abnehmende Arbeitsmotivation der Saisonarbeitskräfte angegeben, sagt Fleischer im Interview mit dem Fachpressedienst für Agrarwirtschaft Agra-Europe.
Der Stellvertretende Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Harald Schaum, verwies anlässlich des Saisonstarts auf die Tarifeinigung mit dem Gesamtverband der Deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) vom Dezember 2017, auf deren Grundlage inzwischen in den meisten Bundesländern Tarifverträge geschlossen worden sind. Der Lohn in der untersten Lohngruppe, zu der die Erntehelfer in der Regel zählen, beträgt danach 9,10 Euro pro Stunde. Ab vier Monaten Betriebszugehörigkeit erhöht sich die Bezahlung auf 9,25 Euro. Der Gewerkschafter beziffert den reinen Lohnanteil pro Kilo Spargel auf rund 0,46 Euro. „Das ist für diesen Knochenjob ganz sicher nicht zu viel”, stellte Schaum fest.
Auf mehr als 23000 Hektar wird in Deutschland Spargel angebaut. Gemessen an der Anbaufläche ist er damit hierzulande das Freilandgemüse Nummer eins. Im vergangenen Jahr wurden in den hiesigen Anbaugebieten insgesamt 131000 Tonnen Spargel geerntet.
Laut ZVG-Geschäftsführer Fleischer kommen inzwischen bis zu rund 70 Prozent der in den Gartenbaubetrieben eingesetzten Erntehelfer aus Rumänien. Der Anteil der früher dominierenden Polen liege noch bei etwa 20 Prozent. Für Fleischer zeigt das Beispiel Polen, dass zunehmend Saisonarbeitskräfte in ihr Heimatland zurückgehen, sobald dort die Wirtschaft ins Laufen gekommen ist.
Eine bedeutende Rolle bei der Beschäftigung von Saisonarbeitnehmern aus Osteuropa spielen dem ZVG-Geschäftsführer zufolge langjährige Bindungen. So kämen 60 bis 70 Prozent der polnischen und rumänischen Erntehelfer bereits seit vielen Jahren auf die jeweiligen Betriebe. Oft handele es sich dabei um Familien oder Dorfgemeinschaften. Weitgehend gewährleistet sei die Unterbringung der osteuropäischen Erntehelfer. Die Betriebe hätten in den letzten Jahren vielfach in Unterkünfte investiert, auch um sicherzustellen, dass sie noch ausreichend Saisonarbeitskräfte zur Verfügung haben.
Merkblatt wegen ASP-Gefahr
Zur Information von Saisonarbeitskräften aus Osteuropa durch die Betriebe und Verbände wegen der Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) stellt das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium (MLR) ein mehrsprachiges Merkblatt zur Verfügung. Das MLR bittet Landwirte dringend, dieses Merkblatt an die betreffenden Arbeitskräfte auszuhändigen und auf die Einhaltung der darin beschriebenen einfachen Regeln hinzuwirken. Das Merkblatt zum Download und weitere Informationen zur ASP finden sich im Internet unter
http://www.mlr-bw.de/afrikanische-schweinepest. Es kann auch per Mail in ausgedruckter und vervielfältigter Form unter Angabe der benötigten Stückzahl und der postalischen Versandadresse unter pressestelle@mlr.bwl.de angefordert werden.