Kampf um die Maiswurzel
Anbauer von Körnermais mussten den Schädling bis 2013 durch eine Beschränkung des Maisanbaus in der Fruchtfolge – maximal zweimal Mais in drei Jahren – im Zaum halten. In den Anbaugebieten des Saatmaises nördlich und südlich von Freiburg galten teilweise Ausnahmen von den Fruchtfolgebestimmungen, was ein erhöhtes Risiko der Vermehrung und weiteren Ausbreitung des Maiswurzelbohrers nach sich zog.
Vor diesem Hintergrund hat das Landwirtschaftsamt Breisach im vergangenen Jahr das Pilotprojekt DiaTec durchgeführt. Ziel war es, die Praxistauglichkeit der Anwendungstechnik für Nematoden zur biologischen Kontrolle des Maiswurzelbohrers zu überprüfen. Das Landratsamt koordinierte das Projekt vor Ort in Zusammenarbeit mit vier Landwirten, die ihre Fläche, Technik und Arbeitskraft zur Verfügung stellten.
Getestet wurde das Verfahren auf rund 75 Hektar Körner- und Saatmaisflächen in Weisweil, Freiburg, Biengen und Bremgarten. Mehrere Firmen aus der Maisbranche begleiteten und unterstützten das Projekt Dia Tec: Die ZG Raiffeisen, das Maiswerk Heitersheim und die Südgetreide GmbH, Göppermühle. Beteiligt waren amtlicherseits das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg und das Regierungspräsidium Freiburg. Weitere Projektpartner waren die fenaco Genossenschaft (Schweiz), die cult-tec GbR aus Freiburg sowie die e-nema GmbH, Gesellschaft für Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz, die das Nematodenpräparat „dianem” herstellt.
Ende April 2013 trafen sich Projektbeteiligte vor Ort auf einer Praxisfläche, um die Ausbringung von Nematoden während der Saat von Körner- und Saatmais in Augenschein zu nehmen.
Wichtig bei der Ausbringung der Nematoden ist, dass diese bei der Aussaat auf das möglichst rückverfestigte Saatbett gelangen. Diese Aufgabe übernimmt oft eine Zwischenandruckrolle, häufig auch PRO-Rolle genannt. Unmittelbar danach sollte die Saatfurche durch die nachlaufenden An-druckrollen mit Erde geschlossen werden. Dadurch entsteht sowohl für das Saatgut als auch für die Nematoden ein optimaler Anschluss an die Bodenkapillaren. So sind die lebenden Fadenwürmer bestmöglich vor UV-Licht und Austrocknung geschützt und können bei aufkommender Trockenheit in tiefere, feuchte Bodenschichten abwandern und bis zum Schlupf der Wurzelbohrerlarven überleben.
Das Nematodenmittel steht der Praxis direkt zur Verfügung, weil es in Deutschland keiner Zulassung bedarf und in Österreich bereits zugelassen ist. Die parasitischen Fadenwürmer besiedeln die im Boden lebenden Entwicklungsstadien des Maiswurzelbohrers und töten sie ab. Das ist ungefährlich für die anderen Bodenlebewesen, die Umwelt und den Anwender.
Nachdem die Wirksamkeit der Nematoden in den vergangenen Jahren erfolgreich geprüft worden war, stellte es sich heraus, dass keine Injektionstechnik am Markt verfügbar war, um die Nematodenflüssigkeit sachgerecht in den Boden zu bringen. Sie wurde dann von der cult-tec GbR in nur eineinhalb Jahren entwickelt und ist im Rahmen des Dia Tec-Versuches großflächig getestet worden. Die Injektionseinheiten kosten derzeit je nach Ausführung für die verschiedenen Maissämaschinen 89 bis 119 Euro netto
pro Maisreihe inklusive einer Schnittstelle zur herkömmlichen Pflanzenschutztechnik.
Für Schlepper ohne Frontzapfwelle für den Spritzmitteltank wurde eine technische Lösung auf Basis einer starken 12-V-Elektropumpe entwickelt und zur Verfügung gestellt. Diese Lösung wurde auf Saatmaisflächen der Göppermühle in Weisweil eingesetzt. Das Projekt Dia Tec weist eine positive Bilanz auf. Der gesamte Ablauf, vom Vormischen der Nematoden für den Tank bis hin zur Applikation im Feld, klappte reibungslos, auch mit verschiedenen Sämaschinen. Für die Ausbringung der Nematoden, einschließlich Befüllen und sonstiger Rüstarbeiten, benötigten die Landwirte im Durchschnitt circa 0,2 Akh pro Hektar (12 Minuten) länger als für die reine Aussaat.
Anhand von Bodenproben aus den Maisreihen wurde die Überlebensrate (Persistenz) der Nematoden vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg mit Hilfe eines Biotests nachgewiesen. Zum Zeitpunkt der Ausbringung konnten genügend lebende Nematoden nachgewiesen werden. Auch fünf Wochen nach der Ausbringung – zu diesem Zeitpunkt sind die Larven des Maiswurzelbohrers geschlüpft und müssen von den Nematoden parasitiert werden – war eine hohe Anzahl lebender Nematoden feststellbar. In Österreich wurde 2013 in amtlichen Exaktversuchen dasselbe Anwendungsverfahren hinsichtlich einer Verringerung des Auftretens der Larven des Maiswurzelbohrers untersucht. Der Wirkungsgrad war mit fast 70 Prozent sehr hoch und der chemischen Vergleichsvariante im Versuch ebenbürtig.
In Deutschland und Österreich konnte nachgewiesen werden, dass die Bekämpfung des Maiswurzelbohrers mit Nematoden praxisreif ist. Um die Wirksamkeit des Verfahrens, zum Beispiel auch unter den trockenen Bedingungen der Aussaat 2014, zu kontrollieren, gehen die Tests in Baden weiter.