Kälte unverzichtbar für guten Erdbeerertrag
Es sind die Blätter, die das entsprechende Signal an die Wachstumspunkte der Pflanze übermitteln, dass jetzt vom bisherigen vegetativen auf generatives Wachstum umgeschaltet werden muss. Auslöser für diese Blütenindikation ist eine bestimmte Kombination aus der rückläufigen Tageslänge und der durchschnittlichen Tagestemperatur. Je nach Erdbeersorte und Wetterausprägung sind dafür sieben bis 24 Kurztage erforderlich.
Auch die Temperatur spielt eine wichtige Rolle: Wird es kühl, kommt die Indikation schneller in Gang, bleibt es mild, wird der notwendige Einfluss hauptsächlich von der rückläufigen Belichtungsdauer ausgeübt. Der Gleichstand von Tag und Nacht ist erst am 20. September erreicht. Der Obsterzeuger kann die Blütenindikation fördern, wenn er rechtzeitig die Stickstoffdüngung reduziert und reichlich Wasser zur Verfügung stellt.
praxis kann das heißen: Das Vlies in der Nacht schützend über das Beet legen und es tagsüber bei Sonnenschein wieder entfernen. Zusammen mit dem höheren Wärmeangebot ist jetzt auch eine Steigerung des Stickstoffangebots förderlich. Es begünstigt sowohl die Ausprägung – Differenzierung – der Blütenorgane und die Bestockung als auch die Zahl der Blüten pro Blütenstand.
stickstoff je Hektar. Es muss mit Blick auf die fortschreitende Jahreszeit allerdings auch die Nähe zum Winter beachtet werden.
Im Lauf des Oktobers wird in der Erdbeerentwicklung das Stadium der Winterruhe eingeleitet. Die Umweltreize vermindern das Wachstum der Erdbeerpflanze und beenden ihre Ausläuferbildung. Im weiteren Verlauf legen sich die Blätter auf den Boden oder verfärben sich. Eine zentrale Bedeutung in dieser bis Mitte bis Ende Februar dauernden – teilweisen – Winterruhe hat die Kernphase mit mit Temperaturen zwischen minus 2 °C und maximal plus 10 °C. Einerseits macht in dieser Phase die Blütenknospenentwicklung eine Pause, andererseits erfährt die Gesamtpflanze einen Kältereiz, der dann bei ihr im anschließenden Frühjahr einen zusätzlichen Vitalitätsschub verursacht.
Nach Angaben von Ludger Linnemannstöns haben Erdbeerpflanzen ohne Kältereiz kleinere Früchte und bringen weniger Fruchtertrag. Dazu ist auch die Pollenqualität schlechter und der Anteil an deformierten Früchten höher. Ohne Kältereiz besteht zudem eine Tendenz zu kleineren Blattflächen, zu kleineren Blütenständen und auch zu kurzen Blattstielen, was die Pflückbarkeit erschwert.
Im März, wenn Licht und Wärme zunehmen, entwickeln sich die Blüten weiter. Es bilden sich die Entwicklungszellen der Pollen. Und die Fruchtblätter (Karpelle) verwachsen zu Stempel und Narbe. Erst nach der vollständigen Ausprägung der Organe erscheint die Blüte.
Die frühzeitige Untersuchung der Erdbeerblüten erlaubt eine genauere, bestandsbezogene Steuerung der Produktion. Sobald mit dem Blütentest im Frühherbst die Gewissheit gewonnen wurde, dass die Induktion stattgefunden hat, kann die Düngung in Abhängigkeit vom gewünschten Pflanzenmaterial gesteuert werden. Ab Oktober könnte dann eine zweite Untersuchung folgen, in der es nicht nur um den Entwicklungsstand des Meristems in den Sprossspitzen geht, sondern auch um die Blattachselknospen und Seitenknospen. Untersucht wird dann sowohl die Anzahl der Blütenstände je Pflanze als auch ihre Größe. Für die Beerenerzeuger ergeben sich daraus erste ungefähre Einschätzungen über den künftigen Ertrag.
Die Produzenten von Frigopflanzen erhalten dazu einen Richtwert für den Einlagerungszeitpunkt ihrer Jungpflanzen ins Kühlhaus und Empfehlungen zur späteren Auspflanzdichte von Tray-Pflanzen in Abhängigkeit von der Zahl der Blütenstände je Pflanze. Nach Angaben von Ludger Linnemannstöns sind die Blütenknospenuntersuchungen in Belgien und den Niederlanden bereits verbreitet. Dort hat sich das Untersuchungslabor Planta logika auf die Blütenstandsuntersuchung spezialisiert. Eine Analyse aus fünf Pflanzen kostet rund 300 Euro – Informationen unter www.plantalogica.nl