Land und Leute | 12. Dezember 2018

Mission Zukunft

Von Theresa Petsch
Unter dem Motto „Mission Zukunft – Wir beamen dich ins Jahr 2033” trafen sich in Denkendorf junge Landwirte, um Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse zu erhalten. Es gab Einblicke in Technik, Trendforschung, innovativen Stallbau und Urban Farming.
Etwa 300 interessierte junge Agrarier trafen sich20. Junglandwirtekongress.
Denkendorfs Bürgermeister Ralf Barth betonte bei der Eröffnung: „Es gibt Innovationen, wo ich als Kind von der Alb denke: Was soll das denn sein? Aber wir müssen uns den neuen Entwicklungen öffnen.” Dazu erklärte Professor Peter Breunig, der Agrar-Marketing an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf unterrichtet, was  neue Technologien für die Landwirtschaft bedeuten. In den USA arbeite man bereits mit der Genom-Editierung, deren Ergebnisse sich bislang nicht von herkömmlicher Mutationszüchtung unterscheiden ließen. Der Europäische Gerichtshof stufte die Technologie dennoch als Gen-Verfahren ein. Spannend werde es, wenn die ersten genom-editierten Lebensmittel aus den USA nach Europa kämen – und sich keine künstliche Veränderung nachweisen lasse.
Auch bei „intelligenten Maschinen” gibt es Neues: einen automatischen Erdbeerernter zum Beispiel oder die „Blue River Technology” an einer Kamera, die Unkräuter erkennt und gezielt entfernt. Das soll bis zu 90 Prozent an Herbiziden sparen. Autonome Lieferfahrzeuge oder die Minimolkerei für den Hof  würden darüber hinaus neue Möglichkeiten in der Direktvermarktung bieten. Auch das Start-up-Unternehmen „Deepfield Robotics” von Bosch entwickelt derzeit einen Roboter zur automatischen Unkrautentfernung, wie Mitentwicklerin Anette Mezger mitteilte. Das System wird jedoch voraussichtlich erst in drei Jahren marktreif sein. Laut Breunig müssen sich Tierhalter in Zukunft auf die Konkurrenz durch sogenanntes Laborfleisch einstellen. Der Marketing-Spezialist schätzt, dass in drei Jahren das erste Produkt auf den Markt kommen werde. Hier vollziehe sich ein Wandel: Fleischkonzerne werden zu Proteinanbietern – so, wie Autobauer zunehmend zu Mobilitätsdienstleistern avancieren.
Vom Landwirt zum Netzwerker
„Die Industriegesellschaft wird zur Netzwerkgesellschaft”, erklärte Breunig. Essen sei zum Lifestyle geworden, diene der Selbstvermarktung, sei politisch. Die Landwirtschaft der Zukunft könne sich demnach in zwei Richtungen entwickeln: 1. Bisheriges werde noch präziser, homogener und standardisierter. 2. Landwirte vernetzen sich mit den Kunden und bilden ihre eigenen Interessens-Netzwerke. Direkte Vermarktung sei auch ein wichtiger Aspekt der urbanen Landwirtschaft. Bastian Winkler, Gründer der Firma Geco-Gardens, zeigte verschiedene Konzepte von professionellen Lebensmittelproduzenten bis hin zu Non-Profit-Gemeinschaftsgärten. Das 27 Stockwerke hohe Farmhaus „Eden” könnte auf einem 1115-fachen der Grundfläche Lebensmittel produzieren. Bislang gebe es aber kaum eine wirtschaftlich arbeitende vertikale Farm – zu hoch seien Arbeitsaufwand und Energiebedarf.
Trendforscherin Anja Kirig ist überzeugt, dass die Städte der Zukunft grün und agrikulturell sein werden. Immer mehr Menschen strebten danach, gesund zu leben, um ihre Lebensqualität zu maximieren. Das bietet Chancen für die Landwirtschaft.
Insekten auf dem Teller
„Der weltweite Proteinbedarf steigt”, sagte Christopher Zeppenfeld. Insekten könnten die zukünftige Proteinquelle sein. Zeppenfeld ist Mitgründer von „Swarm Nutrition” und will Insekten als Lebensmittel in Europa salonfähig machen. Dafür gilt es zunächst, rechtliche Hürden zu bewältigen. Denn für viele seien Insekten noch immer „igitt”. Nicht so für die freiwilligen Junglandwirte, die spontan einen Insekten-Proteinriegel von Swarm probierten.
Anja Krepart von Agriconcept stellte Lösungen zum innovativen Bauen aus den EIP-Projekten Schwein und Rind vor (EIP: Europäische Innovationspartnerschaft). Wie wäre es zum Beispiel mit Fußbodenheizung und -kühlung für die Schweine? Oder in den Stall integrierten, abgeschlossenen Besucherräumen? Zum Abschluss hatte Moderatorin Anne Körkel noch eine Botschaft: „Für die Zukunft gibt es keine Formel. Sie können so weiter machen wie Ihr Vater, wenn Sie es gut finden, oder Sie öffnen sich etwas ganz Neuem.”