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Da das Immunsystem im Falle einer Erkrankung ebenfalls einen höheren Nährstoffbedarf hat, kann eine reduzierte Nährstoffversorgung – speziell im Winter – auch zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit bei Kälbern führen, wie die Tabelle zeigt. In der Studie aus dem Jahr 2005 stieg die Krankheitshäufigkeit bei niedrigem Ernährungsniveau im Winter verglichen mit dem Sommer von 12,7 auf 52,4 Prozent an. Wurden die Kälber mit mehr Nährstoffen versorgt, so veränderte sich die Krankheitsanfälligkeit nur von 4,4 auf 20,4 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen sehr eindrücklich, dass unterversorgte Kälber im Sommer und im Winter häufiger krank sind als intensiv ernährte Tiere.
Werden Kälber unterversorgt, so kann dies auch negative Auswirkungen für das gesamte Leben und die spätere Leistungsfähigkeit haben. Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2012 wurden Tiere von der Geburt bis zur Kalbung sowie über die erste Laktation beobachtet. Alle Kälber wurden von Januar bis Dezember täglich mit der gleichen Nährstoffmenge versorgt. Für die Auswertung wurden die Kälber nach der Umgebungstemperatur bei ihrer Geburt gruppiert und dieser Effekt auf die Milchleistung in der ersten Laktation untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass Kälber, die bei niedrigeren (0,2 °C) im Vergleich zu höheren (16,3 °C) Umgebungstemperaturen geboren wurden, 530 kg weniger Milch in der ersten Laktation produzierten.
Für die Praxis bedeutet dies, dass die Energieversorgung ab 0 °C um etwa 30 Prozent angehoben werden sollte. Wer üblicherweise täglich 1000 g MAT je Kalb füttert, sollte die Energieversorgung in den kühlen Herbst- und Wintermonaten um mindestens 30 Prozent auf 1300 g MAT je Kalb und Tag anheben.