Betrieb und Wirtschaft | 04. Dezember 2019

Wir brauchen mehr Übernehmer

Von René Bossert
Über die Bedeutung von außerfamiliären Hofübergaben in Südbaden sprachen wir mit Michael Krumm, Abteilungspräsident Landwirtschaft beim Regierungspräsidium Freiburg.
Michael Krumm ist Abteilungspräsident Landwirtschaft beim Regierungspräsidium Freiburg.
Außerfamiliäre Hofübergabe ist ein Thema, das an Bedeutung gewinnt. Wie ist die Hofnachfolgesituation in Südbaden –  brauchen wir mehr außerfamiliäre Übernehmer?

Ich glaube ja. Wir haben im Moment in Südbaden einen Strukturwandel von zwei bis drei Prozent pro Jahr. Für unsere Raumschaft sind das zwischen 200 und 300 Betriebe, die jedes Jahr aufhören. Sei es, weil es keine Kinder gibt, sich Kinder für andere Berufswege entschieden haben oder der Betrieb keine wirtschaftliche Existenz mehr bietet. Gleichzeitig haben wir in unseren Berufs- und Fachschulen immer mehr Schüler ohne eigenen Hof, so dass auch qualifizierte Leute vorhanden wären, die in den Bereich hineingehen können. Voraussetzung ist natürlich immer die Existenzfähigkeit des Betriebes.

Wie kann man den Bedarf berechnen?

Im Regierungsbezirk Freiburg haben wir gut 12.000 Betriebe, die einen Gemeinsamen Antrag stellen. Der Strukturwandel lag in den vergangenen Jahren in der Regel zwischen anderthalb und drei Prozent im Jahr. Daraus errechnen sich die genannten 200 bis 300 ausscheidenden Betriebe pro Jahr. Die müssen wir aber nicht alle ersetzen, weil es darunter Betriebe gibt, die von ihrer Größe her nicht fortgeführt werden können. Gleichzeitig wollen andere Betriebe ja durchaus wachsen. Dann gibt es die Betriebe, die eigentlich von der Betriebsgröße her geeignet wären, fortgeführt zu werden, aber der Übernehmer oder die Übernehmerin innerhalb der Familie fehlt. Ich habe den Eindruck, dass die Zahl dieser Betriebe zunimmt. Für diese Fälle bräuchten wir Übernehmer. Betrachtet man im Moment die Hofbörsen – sowohl bundesweite als auch landesweite –, so zeigt sich, dass eine Reihe von Betrieben angeboten wird, die eine Existenz bieten würden.
Wir bilden in Südbaden pro Jahr im Durchschnitt gut 50 Personen aus, die den Fachschulabschluss machen. Wenn man annimmt, dass sie dann 30 Jahre einen Betrieb führen, dann haben wir rund 1500 Betriebsleiter für die mehr als 3500 Haupterwerbsbetriebe – auch das zeigt die Lücke auf, die wir haben.

Gibt es regionale Unterschiede bei der Hofnachfolge?

Es ist nicht so, dass wir ein stärkeres Problem in Grünland- oder in Ackerbauregionen haben. Es ist eher so, dass große und kleinere Betriebe – letztere kann man als Übernehmer im Nebenerwerb führen – unproblematischer übergeben werden. Schwieriger wird es bei Betrieben, die für den Nebenerwerb zu groß, aber für den Haupterwerb fast zu klein sind.

Wie hilft der Staat den außerfamiliären Übernehmern? 

Es gibt keine spezielle Förderung für außerfamiliäre Übernehmer. Es gibt Beratungsangebote an den Landwirtschaftsämtern und von anderen Akteuren. Wenn die Übernahme stattgefunden hat und die Person investiert, dann greifen die üblichen Förderprogramme.

Zum Thema außerfamiliäre Hofübergabe siehe auch hier.