Politik | 12. Oktober 2017

Hogan will weniger Milchpulver aufkaufen

Von Age
Die EU-Kommission will das Sicherheitsnetz für die Eiweißschiene des Milchmarktes offensichtlich herunterfahren. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sprach sich beim EU-Agrarministerrat am Montag in Luxemburg für ein Zurückfahren der staatlichen Aufkäufe von Magermilchpulver aus.
Die EU-Kommission will von den Beständen bei Magermilchpulver runter.
Dazu sollen die Mitgliedstaaten im Zeitraum März bis September 2018 in den entsprechenden Gremien monatlich über die Kaufmengen und Preise entscheiden, so der Vorschlag des Iren. Laut Hogan muss zur Gewährleistung eines deutlichen Rückgangs der Aufkäufe der garantierte Festpreis für Magermilchpulver „im nächsten Jahr gegen null” gehen. Anders könnten die immer noch stark  – allein um 11500 t in der letzten Septemberwoche – steigenden Interventionsbestände  nicht wirkungsvoll reduziert werden. Nach Angaben des Agrarkommissars befinden sich gegenwärtig insgesamt 380000 t Magermilchpulver in staatlicher Hand. Diese zu einem angemessenen Preis loszuwerden, sei äußerst schwierig.
Weitgehende Unterstützung erhielt Hogan in dieser Frage vom Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium,  Hermann Onko Aeikens. Er erklärte dazu, dass man einerseits bemüht sei, die Bestände an Magermilchpulver zeitnah zu reduzieren; andererseits wolle man aber einen ausreichend hohen Preis hierfür erzielen. Allerdings könnte ein massiver Verkauf des Pulvers die seit der Krise eingesetzte Markterholung schnell wieder abwürgen. Insbesondere müsse jetzt dafür gesorgt werden, die immer noch steigenden Lagerbestände an Magermilch zurückzufahren, betonte auch Aeikens.
Widerstandsfähigkeit verbessern
Laut Hogan liegt der Milchpreis momentan mit etwa 35 Cent/kg auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Immer noch relativ stabil sei der Markt für Milchfett und Butter; schwieriger sei dagegen die Situation beim Milchprotein, also vor allem bei Magermilchpulver. Auch deswegen müsse unbedingt eine Entlastung bei den Interventionsbeständen herbeigeführt werden, um so für einen zukünftigen Preisverfall und eventuell notwendige Magermilchpulveraufkäufe gewappnet zu sein. Der Agrarkommissar drängte die Mitgliedstaaten, in dieser Frage schnell Position zu beziehen.
Des Weiteren legte Hogan dem Agrarrat einen Plan zur Steigerung der Resilienz (Widerstandsfähigkeit) der Milcherzeuger vor. Der Ire setzt dabei auf ein Mehr an Erzeugerorganisationen in diesem Sektor, um die Position der Landwirte in der Wertschöpfungskette zu verbessern. Die Milchmarktkrise 2016 habe gezeigt, dass die organisierten Landwirte deutlich besser die schwierigen Preislagen bewältigt hätten, stellte Hogan fest. Zu dieser Thematik kündigte er ein Expertentreffen der Mitgliedstaaten in Brüssel für den 19. Oktober an. Dabei sollen die möglichen Rahmenbedingungen für eine Umsetzung des Plans zur Stärkung der Erzeugerorganisationen in den Ländern diskutiert werden. Zudem ist für den 28. November ein Treffen mit Akteuren der Milchbranche geplant.
Auf Antrag der deutschen Delegation beriet die Ministerrunde zudem über die zukünftige Finanzierung einer Koordinierungseinrichtung der EU für langfristigere Genehmigungen geringfügiger Verwendungen  bestimmter Pflanzenschutzmittel, vor allem in Sonderkulturen. Diese läuft Ende 2018 aus und wird zurzeit von der Europäischen Union sowie darüber hinaus lediglich von den drei EU-Staaten Deutschland, Frankreich und den Niederlanden finanziert. Wie  Aeikens erklärte, sind gerade die Lückenindikationen für viele Sonderkulturen wichtig. Der Staatssekretär berichtete, dass viele Mitgliedstaaten  ihre Bereitschaft erklärt hätten, künftig an der Finanzierung mitzuwirken.