Neu-Landwirtinnen, die auf einen Bauernhof einheiraten, sind oft mit komplexen Familien- und Betriebsstrukturen konfrontiert. Ein Seminar im Bildungshaus Kloster St. Ulrich thematisierte die besonderen Herausforderungen.
Mit praktische Übungen wurde Kommunikation trainiert.
Sich in einem gewachsenen Familien-Netzwerk zurechtzufinden und innerhalb bestehender Abläufe seinen Platz zu finden, ist nicht einfach. Diese Erfahrung machen vor allem junge Frauen, die in einen Hof einsteigen. Chancen und Probleme, die sich daraus für alle Beteiligten ergeben, waren Thema des Seminars im Bildungshaus Kloster St. Ulrich, veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Bund Badischer Landjugend (BBL), der Katholischen Landvolkbewegung Freiburg (KLB) sowie „Familie und Betrieb” (FuB). Die Organisatoren und Referenten Angelika Pietschmann (Sozialpädagogin, KLB), Maike Aselmeier (FuB) und Wiebke Müller (BBL-Bildungsreferentin) freuten sich freuten sich über das rege Interesse. 17 Teilnehmer im Alter zwischen 21 und 50 Jahren waren gekommen, darunter auch vier Männer. Das Seminar diente dazu, die Teilnehmenden anzuregen, ihre Situation einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten und beim Erfahrungsaustausch zu lernen, dass sie damit nicht alleine sind. In praktischen Übungen sollte zunächst mittels einer Skala von eins (gar nicht integriert) bis zehn (voll integriert) beurteilt werden, inwieweit man sich auf dem Hof eingebunden fühlt. Danach überlegten die Teilnehmer, wie bestimmte Bereiche auf „ihrem” Hof früher und heute gestaltet wurden und wie sie selbst diese gestalten würden. Vorgegeben waren acht Gebiete: Familie, Freizeit, Wohnen, Finanzen, Arbeit, Kommunikation, Leben als Paar und Werte.
Persönliche Vorstellungen formuliert
Beim „Wohnen” hatten die Teilnehmer ähnliche Vorstellungen, die sie
unter anderem mit einem separaten Eingang und „eigener Klingel”
beschrieben. Daneben wünschten sich die Teilnehmenden geregelte Arbeitszeiten und klare Absprachen für die verschiedenen Arbeitsbereiche. In der Kategorie „Freizeit” reichten die Vorstellungen von „gemeinsamen Aktivitäten mit der ganzen Familie” über „Zeit zu zweit” bis hin zu „Zeit für sich selbst und für den Freundeskreis”.
Das Thema „Kommunikation” erklärte Angelika Pietschmann (KLB) anhand des sogenannten Eisbergmodells. Dies zeige zwei Bereiche: die Beziehungsebene mit einem Anteil von etwa 80 Prozent und die Inhaltsebene, die dadurch beeinflusst wird. Maike Aselmeier (FuB) gab nützliche Tipps für eine gelungene Kommunikation, wie das Senden von „Ich-Botschaften” oder das Vermeiden verallgemeinernder Wörter wie „immer” und „nie”. Außerdem erklärte sie, dass jeder Mensch seine „eigene” Wirklichkeit habe, die unterschiedlich geprägt sei. Dies könne zu Missverständnissen und Konflikten führen. Um Beweggründe zu verstehen, sei es oft hilfreich, die Perspektive des anderen einzunehmen.
Das positive Feedback zeigte, dass die Pilotveranstaltung geglückt war. „Das Seminar hätte den ganzen Tag dauern können”, kommentierte eine Teilnehmerin.