Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat eine Reform der Bioenergie-Förderung angekündigt. Fokus des „Biomasse-Pakets” sollen Flexibilisierung und Wärmeversorgung sein. Branchenvertreter zeigten sich erleichtert und mahnten zu einer schnellen Umsetzung.
Die Bioenergie-Branche hat die Ankündigung von Robert Habeck für ein umfangreiches Biomasse-Paket positiv aufgenommen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck möchte die Förderung der Bioenergie reformieren. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat der Grünen-Politiker am 19. August überraschend ein umfangreiches Biomasse-Paket angekündigt. „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen”, sagte Habeck in Berlin. Dem Grünen-Politiker zufolge soll Bioenergie dann eingesetzt werden, „wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint.”
Zuschlag für flexible Anlagen
Geplant ist laut dem Minister ein Zuschlag für Anlagen,
die flexibel zu Tageszeiten Strom produzieren, in denen dieser auch
wirklich gebraucht wird. Auch soll Anlagen Vorzug gegeben werden, die an
ein Wärme- oder Gebäudenetz angeschlossen sind. Durch die Reform möchte
das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) zudem Anlagen, die vor einem
Ende ihrer Förderung stehen, eine Zukunftsperspektive geben. Auch
erhofft man sich, die Förderkosten insgesamt zu senken. Ein Wechsel in
die neuen Konditionen soll für Anlagenbetreiber dann noch in der
laufenden Periode möglich sein. Vorgesehen ist dem BMWK zufolge, die
Änderungen als Teil einer Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes
umzusetzen.
Von der Bioenergiebranche wurde die Nachricht mit Erleichterung
aufgenommen. Das Ministerium deute die Zeichen der Zeit richtig,
kommentierte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie
(BEE), Dr. Simone Peter. „Biomasse ist eine unverzichtbare
Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie
auszugleichen”, sagte Peter. Die Vorschläge des BMWK seien geeignet, „um
den Ausbau des flexiblen Bioenergie-Backups auszureizen”. Im ersten
Halbjahr 2024 stammten laut BEE gut neun Prozent des gesamten deutschen
Stromverbrauchs aus Biomasse. Die Bioenergie bleibe dabei hinter ihren
Möglichkeiten zurück, betonte Peter.
„Lange überfällig und dringend erforderlich”
Als „lange überfällig und
dringend erforderlich” bezeichnete das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB)
die Reformpläne. „Für viele Biomasseanlagen endet nach 20 Jahren die
Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im EEG wird viel zu
wenig Volumen für einen Weiterbetrieb der Anlagen ausgeschrieben”, sagte
HBB-Leiterin Sandra Rostek. Das Ausschreibungsvolumen im EEG müsse
daher schleunigst und massiv angehoben werden. Andernfalls gingen
„Tausende Anlagen” in den kommenden Jahren vom Netz.
Aus Sicht Rosteks zu begrüßen ist, dass das BMWK nun einen flexiblen
Anlagenbetrieb anreizen möchte und die Rolle von Bioenergie für die
Wärmeversorgung anerkannt hat. Das HBB habe bereits in der Vergangenheit
einen Flexibilitätszuschlag in Höhe 120 Euro pro Kilowattstunde
vorgeschlagen. Bei der Förderung der Wärmeversorgung sollte
berücksichtigt werden, dass auch Industriekunden, Schwimmbäder oder
andere kommunale Einrichtungen versorgt würden. „Die Vielfalt der
Wärmeversorgung durch Bioenergieanlagen muss vollumfänglich abgebildet
werden”, so die Forderung des HBB.