Tierhaltung | 20. November 2014

Gut getarnt fühlen sich die Hühner wohler

Von Dr. Peter Hiller, LWK Niedersachsen
Freilandhaltung von Legehennen wird von vielen Verbrauchern gewünscht, den Geflügelhalter stellt sie häufig vor Probleme. Wie kann ein Auslauf effektiv gestaltet werden, damit die Tiere auch die ganze Fläche nutzen? Ein niedersächsischer Landwirt hat gute Erfahrungen mit einem Tarnnetz gemacht.
Nach § 13a der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ist vorgegeben, dass Auslaufflächen so gestaltet werden müssen, dass diese möglichst gleichmäßig durch die Legehennen genutzt werden. In der ökologischen Hennenhaltung gilt folgender Grundsatz: Den Legehennen ist immer Auslauf zu gewähren, nur bei extremen Witterungsbedingungen (z. B. bei Sturm und extremen Niederschlägen) ist das Schließen der Auslaufklappen erlaubt. Darüber hinaus muss der Auslauf so angelegt sein, dass er von allen Legehennen grundsätzlich vollständig und möglichst gleichmäßig genutzt werden kann.
Den Tieren Struktur und Schutz bieten
Weiterhin sind Strukturelemente und Unterschlupfmöglichkeiten gleichmäßig zu verteilen, dabei soll  die Vegetationsdecke größer  als 50 Prozent sein. Strukturelemente und Unterschlupfmöglichkeiten sind so anzuordnen, dass die Tiere mühelos die Auslaufentfernungen überwinden können. Hierauf hat sich auch die Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau geeinigt und somit Richtlinien und Verordnungen detailliert festgelegt.
Das Tarnnetz bietet den Tieren Beschattung und Schutz, es lässt den Regen durch und ist zudem mobil. Daher hat es mehr Vorzüge als ein Baum.

Als  Struktur- und Schutzelement wurde  auf einem Legehennen haltenden Betrieb in Niedersachsen im Frühjahr 2014 versuchsweise ein mobiles Tarnnetz aufgestellt. Ein solches Tarnnetz kann für 150 bis 200 Euro im Internet erworben werden, dazu kommen noch die Kosten für einen alten Anhänger oder andere  mobile Unterkonstruktionen. Die Hennen nutzen den ihnen zur Verfügung stehenden Auslauf fleißig und  besonders ausgiebig, seitdem sie Unterschlupf unter diesem Tarnnetz finden.

2012 ist der Landwirt in die Eierproduktion eingestiegen. Da er nach EU-Bio-Richtlinie produziert, muss allen Tieren ganzjährig ein Auslauf zur Verfügung stehen. Die Herde ist in fünf Einheiten unterteilt, die Ausläufe sind 150 m, teils auch 200 m tief, ein langer Weg für ein Huhn. Als  eine „Leitstruktur”, an der  die Hühner entlang laufen und sich orientieren können, wurden an den Zäunen zwischen den Gruppen Holunderbüsche und Haselnusssträucher gepflanzt. Damit sich die Tiere auch in die stallfernen Bereiche trauen, musste der Auslauf sinnvoll strukturiert werden. Dies geschah mit gepflanzten Büschen und Sträuchern, mit Ästen und ausrangierten Anhängern. Hinzu kam im  Frühjahr 2014  das besagte  Tarnnetz.  Das Netz mit einer Größe von 6×12 Metern wurde über einen alten Anhänger gespannt und bietet den Hennen so einen großzügigen Unterschlupf.
Mit dem Tarnnetz als Struktur- und Schutzelement trauen sich die Hühner auch in die stallfernen Bereiche.
 
Damit die Tiere sich daran  gewöhnen, wurde der Unterschlupf erst in Stallnähe aufgebaut. Alle zwei bis drei Wochen, wenn die Hennen den  darunter stehenden Bewuchs abgefressen haben, wird umgefahren, immer einige Meter weiter vom Stall entfernt. So wird mit der Zeit der Auslauf weitläufig „befahren”. „Denn”,  so erklärt der Landwirt, „bei einer Überprüfung reicht es ja nicht, dass die Tiere einen Auslauf haben, sie müssen ihn auch nutzen!”
Viele Vorteile
Das Tarnnetz hat den Vorteil, dass es auf der einen Seite den Tieren Schatten und Schutz bietet, auf der anderen Seite aber auch durchlässig für Regen ist, der Pflanzenbewuchs darunter stirbt nicht ab. „Dadurch, dass das Netz nicht komplett geschlossen ist, bietet es den Tieren einen halbschattigen, diffusen Bereich. Das ist dann unter dem Netz quasi wie unter einem Baum oder im Wald”, erklärt der Legehennenhalter. Das nehmen die Hennen sehr gut an, nur bei starkem Regen bieten ihnen die Anhänger mit ihrer geschlossenen Fläche mehr Schutz.
Ideal für neue Ausläufe
Bei neu erbauten  Freilandställen fehlen häufig natürliche Baumgruppen und Sträucher. Wenn diese frisch angepflanzt werden, geht ein Teil zugrunde, weil die Hühner die Wurzeln freilegen. Nicht zuletzt in solchen  Fällen stellt das Tarnnetz einen für das Legehuhn effektiven Unterstand dar und vereint alle vorgegebenen Kriterien.