Es gibt kein Patentrezept aus Sicht der Landnutzung, um die Klimaziele 2030 zu erreichen, aber es müssen konkrete, aber auch umsetzbare Maßnahmen angewendet werden. Dabei ist die Landwirtschaft Mitverursacherin, gleichzeitig aber Leidtragende der Klimaverschiebung. Das ist eines der Ergebnisse des Fachgespräches „Klimaziele 2030: Was die Landnutzung leisten kann” auf Einladung der Grünen am 16. Juli im baden-württembergischen Landtag.
Eingangs betonten der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andreas Schwarz, und der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix die Dringlichkeit des Themas Klima. Gerade im vergangenen Jahr hätten die Land- und Forstwirtschaft so stark wie selten unter der Hitze und Dürre gelitten. Gleich mehrere Programme zur Verringerung der Emissionen aus der Landbewirtschaftung durch Pflanzenbau und Tierhaltung hätten die Grünen angeschoben.
In den verschiedenen Themenrunden „Landwirtschaft”, „Wald/Forstwirtschaft” und „Ernährung” referierten Fachleute vorwiegend aus Verwaltung und Wissenschaft über die verschiedensten Ansatzpunkte zur Verringerung der Klimaverschiebung. Einigkeit bestand, dass für die Landwirtschaft ein großes Potenzial als Lieferant von Biomasse bestehe. Besonders in der Industrie und im Verkehr einschließlich Luftfahrt und Schifffahrt laufe derzeit die Forschung nach alternativen Motorantrieben auf Hochtouren. Ziel sei eine CO2-freie Energie- und Stromgewinnung. Besonders im Bereich schnell wachsender Baumarten wie Pappeln sehen die Experten große Chancen. Immer wichtiger werde die Bedeutung der Wälder als CO2-Speicher, andererseits werde die Landwirtschaft auch zukünftig einen großen Emittenten durch den Einsatz von Düngestoffen und die Rinderhaltung mit Methanausstoß darstellen. „Ziel muss es ein, die Landnutzung so effektiv zu gestalten, dass eher weniger Flächen benötigt werden”, so der Landtagsabgeordnete der Grünen, Martin Hahn.
Mechthild Caspers vom Bundesministerium für Umwelt betonte, dass an die Landwirtschaft mit 31 bis 34 Prozent Emissionsminderung bis 2050 im Vergleich zu anderen Branchen am wenigsten Forderungen gestellt würden. Bernhard Osterburg vom Thünen-Institut erklärte, das die Aspekte Fütterung, Tierleistung, Tierbestand, Biogasproduktion, Stickstoffeffizienz und Energieeinsparung wesentlichen Einfluss auf das Klima hätten. „Dabei ist weniger produzieren, weniger emittieren, nicht der einzige richtige Weg”, stellte der Wissenschaftler klar. Seiner Meinung nach lohnt sich der ökologische Landbau nur, wenn die Bevölkerung auch ihre Ernährung umstellt.
Ausführlich ging Dr. Anita Idel, Institution Mediation und Projektmanagement, auf die Bedeutung der Landnutzung für die CO2-Speicherung ein. „Dabei wird das CO2-Speicher-potenzial von Grünland und Humus im Vergleich zum Wald oft unterschätzt”, stellte sie klar. Bei den Nutzungsformen seien Wald und Grünland im Vergleich zu den anderen die größten CO2-Speichersysteme, daher sei es am schlechtesten, Grünland durch Aufforstungen zu ersetzen. Vielmehr sollten Wald und Grünland im Vergleich zum Ackerbau insgesamt ausgeweitet werden.
In der Diskussion wurde aus Sicht der Landwirtschaft kritisiert, dass es auch überzogene Anforderungen hinsichtlich der Emissionsverminderung gebe. Dies gelte für die Tierhaltung ebenso wie die Abdeckung von Güllebehältern aus Beton. Besonders wurde darauf hingewiesen, dass immer weniger klimarelevanter Mineraldünger eingesetzt werde, im letzten Jahr sogar rekordverdächtig wenig.