„Go digital” hieß es letzte Woche in Freiburg für die Besucher einer Veranstaltung vom Bund Badischer Landjugend (BBL), bei der Lösungen für das Agrarbüro, den Betriebsmitteleinkauf und die Betriebsführung gezeigt wurden.
Die Adnova+-Software wurde in einem mobilen Agrarbüro vorgestellt.
„Daten” und „digital” waren im Haus der Bauern die Worte des Tages. Daten seien das Gold des 21. Jahrhunderts, machte Dr. Victoria von Coburg von der Firma Land-Data deutlich. Sie stellte die Vorzüge des von Land-Data entwickelten Dokumenten-Managementsystems (DMS) Adnova+ vor, gab darüber hinaus aber auch einen Überblick zu den Themen Datenschutz, Datensicherheit und Datenhoheit. „Sie sind die Digi-Generation”, sagte sie zu ihren zahlreichen Zuhörern, darunter zwei komplette Berufsschul- und Fachschulklassen aus Freiburg und von der Hochburg. Die Digi-Generation spare mit dem digitalen Agrarbüro Zeit. Die zunehmenden Nachweispflichten könnten einfacher und schneller erledigt werden. Allerdings müsse man Datenschutz und Datensicherheit ernst nehmen. Auch die Vielfalt und teilweise mangelnde Kompatibilität der Software sei ein Problem.
Keine Leitz-Ordner mehr hin- und herfahren
Kernelement bei der
Buchführung mithilfe der DMS-Software Adnova+ sei eine Art digitaler
Aktenschrank, der vom Mandanten und der Buchstelle stets eingesehen
werden könne. Damit könne die Buchstelle fortwährend buchen und der
Mandant habe immer Zugriff auf die Belege. Mit einer App sei auch die
Nutzung von Smartphones und Tablets zum Scannen möglich. Die
BLHV-Buchstelle arbeite mit der Adnova-Software, deren Kosten der
Referentin zufolge für die Betriebe bei 120 bis 150 Euro pro Jahr
liegen.Mit Adnova+ sei auch ein gesetzeskonformes Arbeiten im Sinne der
Grundsätze zur ordnungsgemäßen Buchführung und zum Datenzugriff (GoBD)
möglich. Laut der seit 2017 geltenden GoBD müssen beispielsweise
digitale Rechnungen auch digital archiviert werden – eine ausgedruckte
pdf-Datei sei nicht das Original. Dies könne bei Betriebsprüfungen seit
2018 beanstandet werden. Eingescannte Papierbelege dagegen können das
Original ersetzen – zumindest der Steuerverwaltung gegenüber. Im
Blick auf das Zivilrecht müssen Papierbelege trotzdem weiter aufbewahrt
werden. Die GoBD sehe auch vor, dass Vorfälle zeitgerecht gebucht werden,
das heißt für bare Geschäftsvorfälle täglich und für unbare nach
maximal zehn Tagen. Digitale Daten müssten auch gesichert werden und
dauerhaft lesbar sein. Das sei bei Adnova+ über die Speicherung in den
beiden Land-Data-Rechenzentren gewährleistet. Die Datenhoheit nehme
Land-Data ernst. „Die Daten gehören Ihnen”, stellte Victoria von Coburg
klar. Das sei nicht in allen Bereichen in der sich digitalisierenden
Landwirtschaft so, Claas und John Deere beispielsweise hätten sich
jeweils eigene Rechenzentren gebaut, weil sie Daten im eigenen
Unternehmen halten wollten und meinten, dass Daten in Zusammenhang mit
der Maschinennutzung ihnen gehörten.
Anforderungen an ein modernes Büro
Ein Büro sollte heutzutage hell und freundlich wirken und groß genug
sein und optimalerweise über einen angrenzenden Besprechungsraum
verfügen. Zwei Bildschirme seien Standard, sagte Victoria von Coburg. Wenn es die Möglichkeit eines Glasfaser-Anschlusses gebe, sollte man
daran nicht sparen. Genügend Steckdosen und Ladestationen für
Mobilgeräte brauche es. Flachbettscanner seien nicht überflüssig,
sondern beispielsweise für die Digitalisierung eines Notarvertrages
nützlich.
Handelsplattform im Netz
Thomas Schmidt stellte die Online-Handelsplattform Agrando vor.
Thomas Schmidt stellte die
Online-Handelsplattform Agrando vor, die seit Juni 2018 online ist.
Mittlerweile hat die Firma mit Sitz in München rund 20 Beschäftigte. Agrando sei kein Händler, sondern wolle Landwirten und Landhändlern
dabei helfen, gemeinsam den digitalen Wandel zu bewältigen, stellte
Schmidt klar. Agrando wolle kein Online-Shop wie Amazon sein, sondern
ein Netzwerk, innerhalb dessen auch das Teilen von Informationen wichtig
sei, betonte Schmidt. Bei Online-Shops fehle die Service-Komponente,
die aber bei landwirtschaftlichen Produkten sehr wichtig sei. Im
Moment kann man über die Plattform Betriebsmittel einkaufen. Rund 2000
Landwirte sind registriert – was kostenlos ist –, dazu kommen 70 Händler
und rund zehn Hersteller. Ausschließlich die Hersteller finanzieren
über die Bezahlung von Analysedaten die Plattform, so das Modell. Wer
Betriebsmittel kaufen will, stellt eine Anfrage nach dem Produkt. Die
Händler können dann kundenindividuelle Angebote abgeben. Die Daten im
Bezug auf die Anfrage werden in der Agrando-Community auch anonymisiert
weitergegeben. Große Landhändler wie die BayWa oder andere
Hauptgenossenschaften seien bei Agrando noch nicht Mitglied, sagte
Schmid. „Wir sind neu – manche belächeln uns, manche beäugen uns”, so
der Referent.
Digitaler Full-Liner
Die Next Farming-Softwarefamilie
präsentierte Christian Krekow von der Firma Farm Facts GmbH, einer
BayWa-Tochter. Die Firma gibt es bereits seit 1986, sie hat 150
Mitarbeiter und 35000 Kunden, bisher vorwiegend in Ostdeutschland und
Osteuropa. Die zahlreichen Anwendungen und angebotenen
Dienstleistungen wie Ackerschlagkartei, automatische Lenksysteme,
Teilflächen-Management, Vermessung, Drohnen oder Wetterstationen seien
aber auch für süddeutsche Betriebe von Nutzen. „Wir sind ein digitaler
Full-Liner und der einzige Schlagkarteianbieter mit Außendienst”, sagte
Krekow.