Glyphosat nicht bedenklich, aber zu häufig eingesetzt
Der BfR-Präsident bestätigte damit die Zwischenergebnisse der Untersuchung vom Dezember 2013, die unter anderem auch Befürchtungen entkräftet hatte, dass schädliche Clostridien sich unter dem Einfluss von Glyphosat verstärkt vermehren und eine der Ursachen für Botulismus bei Rindern sein könnten. Mögliche Kreuzeffekte zwischen Glyphosat und bestimmten Beistoffen wie Tallowaminen, die zu einer höheren Toxizität führen könnten, erforderten zwar weitere Untersuchungen, böten nach aktuellem Sachstand aber ebenfalls keinen Anlass, die gesundheitlichen Grenzwerte des Wirkstoffs wesentlich zu verändern, betonte Hensel.
Der BfR-Präsident verwahrte sich zudem gegen Vorwürfe, das BfR sei bei der Neubewertung des Pflanzenschutzwirkstoffs nicht neutral vorgegangen: Das Bundesinstitut stelle eine unabhängige Einrichtung dar und stehe im Gegensatz zu manchen Lobbygruppen in keinem Interessenkonflikt. Zudem arbeite man innerhalb des europäischen Verbunds nach transparenten, systematischen und nachvollziehbaren Regeln.
Ungeachtet der deutlichen Aussage zur gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Glyphosat bekräftigte das Umweltbundesamt (UBA) seine Kritik an der nach seiner Einschätzung übermäßigen Verwendung des Wirkstoffs.
Gegenüber dem SPIEGEL erklärte der Leiter des UBA-Fachbereichs Chemikaliensicherheit, Dr. Klaus Günter Steinhäuser, der massive und umfangreiche Einsatz von Glyphosat werde innerhalb der Behörde zunehmend als Problem gewertet, da der Wirkstoff wesentlich zur Verarmung der biologischen Vielfalt in landwirtschaftlich geprägten Ökosystemen beitrage, indem er Vögeln wie der Feldlerche indirekt die Nahrungsgrundlage entziehe.
Unkräuter lassen sich nach Angaben des Umweltbundesamtes auch ohne Pflug und mit geringerem Herbizideinsatz effektiv bekämpfen. Rund 15 Prozent des Wirkstoffs könnten zudem laut UBA allein durch den Verzicht auf Glyphosat als Erntebeschleuniger, die Sikkation, eingespart werden.