Politik | 14. Februar 2014

Glyphosat nicht bedenklich, aber zu häufig eingesetzt

Von AgE
Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Professor Andreas Hensel, hat die bestehenden Grenzwerte für den Pflanzenschutzwirkstoff Glyphosat aus Sicht des Verbraucherschutzes bestätigt und gleichzeitig Kritik an der Arbeitsweise des Bundesamtes zurückgewiesen.
Wie Hensel vergangene Woche am Rande der Internationalen Grünen Woche mitteilte, wurden vom BfR im Zuge einer immer noch laufenden Neubewertung von Glyphosat mehr als 1000 neue Studien ausgewertet. Diese hätten keine Hinweise auf eine krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat bei den Versuchstieren geliefert.

Der BfR-Präsident bestätigte damit die Zwischenergebnisse der Untersuchung vom Dezember 2013, die unter anderem auch Befürchtungen entkräftet hatte, dass schädliche Clostridien sich unter dem Einfluss von Glyphosat verstärkt vermehren und eine der Ursachen für Botulismus bei Rindern sein könnten. Mögliche Kreuzeffekte zwischen Glyphosat und bestimmten Beistoffen wie Tallowaminen, die zu einer höheren Toxizität führen könnten, erforderten zwar weitere Untersuchungen, böten nach aktuellem Sachstand aber ebenfalls keinen Anlass, die gesundheitlichen Grenzwerte des Wirkstoffs wesentlich zu verändern, betonte Hensel.

Der BfR-Präsident verwahrte sich zudem gegen Vorwürfe, das BfR sei bei der Neubewertung des Pflanzenschutzwirkstoffs nicht neutral vorgegangen: Das Bundesinstitut stelle eine unabhängige Einrichtung dar und stehe im Gegensatz zu manchen Lobbygruppen in keinem Interessenkonflikt. Zudem arbeite man innerhalb des europäischen Verbunds nach transparenten, systematischen und nachvollziehbaren Regeln.

Ungeachtet der deutlichen Aussage zur gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Glyphosat bekräftigte das Umweltbundesamt (UBA) seine Kritik an der nach seiner Einschätzung übermäßigen Verwendung des Wirkstoffs.
Häufigster Wirkstoff
Das UBA moniert nicht zuletzt den enormen Anstieg der Glyphosatanwendung. Nach seinen Angaben hat der Wirkstoffeinsatz in Deutschland während der vergangenen 15 Jahre um das Dreifache zugenommen. Im Jahr 2012 sei Glyphosat mit knapp 6000 Tonnen bereits der am häufigsten verwendete Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln gewesen.

Gegenüber dem SPIEGEL erklärte der Leiter des UBA-Fachbereichs Chemikaliensicherheit, Dr. Klaus Günter  Steinhäuser, der massive und umfangreiche Einsatz von Glyphosat werde innerhalb der Behörde zunehmend als Problem gewertet, da der Wirkstoff wesentlich zur Verarmung der biologischen Vielfalt in landwirtschaftlich geprägten Ökosystemen beitrage, indem er Vögeln wie der Feldlerche indirekt die Nahrungsgrundlage entziehe.

Unkräuter lassen sich nach Angaben des Umweltbundesamtes auch ohne Pflug und mit geringerem Herbizideinsatz effektiv bekämpfen. Rund 15 Prozent des Wirkstoffs könnten zudem laut UBA allein durch den Verzicht auf Glyphosat als Erntebeschleuniger, die Sikkation, eingespart werden.