Bei einem sachgerechten Einsatz des Totalherbizides gibt es keine schädigenden Auswirkungen für Mensch und Tier. Das ist bei einem Fachgespräch des Ernährungsausschusses des Bundestages am 30. Juni in Berlin deutlich geworden.
Links: Mit Glyphosat abgetötetes Ausfallgetreide.
Bei dem Treffen herrschte Einvernehmen darüber, dass die zuständigen Bundesbehörden keine grundsätzlichen Einwände gegen den Einsatz des Wirkstoffs Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln haben.
Dr. Roland Solecki, der Fachgruppenleiter im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), bescheinigte Glyphosat eine relativ geringe Toxizität. Bei einem sachgerechten Einsatz gebe es keine schädigenden Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier, betonte er.
Der Vizepräsident des Julius-Kühn-Instituts (JKI), Dr. Gerhard Gündermann, verwies auf die hohe Sachkunde der Landwirte in Fragen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Verschwenderischer Umgang mit Glyphosat lohne sich nicht.
Für die Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA), Maria Krautzberger, ist Glyphosat „im Vergleich zu den zur Verfügung stehenden Mitteln akzeptabel”. Problematisch seien allerdings die indirekten Effekte des Wirkstoffs auf die Biodiversität. Vor diesem Hintergrund sprach sich die UBA-Präsidentin für ein verpflichtendes Risikomanagement im Ackerbau aus.
Keine Anwendung im privaten Bereich mehr
Dr. Hans-Gerd Nolting, der
zuständige Abteilungsleiter im Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL), sieht derzeit lediglich im Haus- und
Kleingartenbereich Probleme. Die Anwendung auf versiegelten Flächen
werde im Zulassungsverfahren für entsprechende Mittel nicht mehr
genehmigt, um Einträge in Gewässer abzustellen; die Genehmigungen für
bestehende Mittel lasse man auslaufen. Nolting bezeichnete den
Glyphosat-Verbrauch in Deutschland mit jährlich rund 5900 t in der
Landwirtschaft und etwa 40 t im Haus- und Kleingartenbereich als stabil.
Der agrarpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Franz-Josef
Holzenkamp, und der zuständige Berichterstatter Hermann Färber
bezeichneten die Aussagen der Experten als wichtigen Beitrag zur
Versachlichung der Glyphosat-Diskussion. „Zur Beunruhigung oder gar
Panikmache besteht nach heutigem Kenntnisstand kein Anlass”, stellten
die CDU-Politiker fest. Mit dem Fachgespräch habe der Bundestag die
Sorgen der Bevölkerung in Bezug auf gesundheitliche und ökologische
Auswirkungen von Glyphosat aufgenommen. „Die Experten haben uns
einhellig die Unbedenklichkeit des Wirkstoffs bestätigt”, erklärten
Holzenkamp und Färber. Bei sachgerechter Anwendung gebe es keinerlei
schädigende Auswirkungen auf Mensch und Tier. Auch die Auswirkungen auf
die Umwelt seien vertretbar. Das hätten die Bewertungen im Rahmen des
EU-Zulassungsverfahrens gezeigt, bei dem sich die Behörden auf mehr als
2000 Studien gestützt hätten.
Den Abgeordneten zufolge gehen die Landwirte in Deutschland sachgerecht
und verantwortungsvoll mit Pflanzenschutzmitteln um. Das zeige sich zum
Beispiel daran, dass sich trotz langjähriger Anwendung in Deutschland
noch keine glyphosatresistenten Pflanzen gebildet hätten. Die Grundsätze
der guten fachlichen Praxis funktionierten. Außerdem gebe es in
Deutschland klare Anwendungsbestimmungen. So seien auch für die
Anwendung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln bei der Sikkation
gute Regelungen gefunden worden. Die Anwendung sei nötig, wenn zu viel
Unkraut eine Ernte verhindere. Sie könne und dürfe aber kein
Standardverfahren sein.
Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat begrüßte die Initiative des
Ausschusses, der einen fachlichen Austausch zwischen Politik, Behörden
und der Öffentlichkeit zum Thema Glyphosat ermögliche. Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft sind die Unternehmen Adama Deutschland GmbH,
Cheminova Deutschland GmbH & Co. KG, Dow AgroSciences GmbH, Helm AG,
Monsanto Agrar Deutschland GmbH, Nufarm Deutschland GmbH und Syngenta
Agro GmbH.
Pflanzenschutz ist unverzichtbar
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr.
Till Backhaus sprach sich kürzlich für eine Versachlichung der
Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. „Ohne den
gezielten, auf das notwendige Maß beschränkten Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft sind ein ausreichender
Schutz vor Schadorganismen und die Erhaltung der Pflanzengesundheit
nicht möglich”, so der Minister im Schweriner Landtag. Es gehe um die
Sicherung des Ernteguts und gleichzeitig um die Einhaltung der guten
fachlichen Praxis. Daher sei eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen
basierende Diskussion notwendig. Backhaus sprach sich gegen nationale
Alleingänge aus. Dies gelte auch im Hinblick auf Glyphosat.
Ähnlich äußerte sich Daniel Bohl, der agrarpolitische Sprecher der
FDP-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. „Weitere Verbote von
Wirkstoffen mögen populär sein, sind aber eher ein Akt der politischen
Hilflosigkeit und helfen nicht weiter”, gab Bohl zu bedenken.