Politik | 10. Juli 2014

Glyphosat besteht Begutachtung

Von AgE
Bei einem sachgerechten Einsatz des Totalherbizides gibt es keine schädigenden Auswirkungen für Mensch und Tier. Das ist bei einem Fachgespräch des Ernährungsausschusses des Bundestages am 30. Juni in Berlin deutlich geworden.
Links: Mit Glyphosat abgetötetes Ausfallgetreide.
Bei dem Treffen herrschte Einvernehmen darüber, dass die zuständigen Bundesbehörden  keine grundsätzlichen Einwände gegen den Einsatz des Wirkstoffs Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln haben. Dr. Roland  Solecki, der Fachgruppenleiter im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR),  bescheinigte Glyphosat eine relativ geringe Toxizität. Bei einem sachgerechten Einsatz gebe es keine schädigenden Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier, betonte er.
Der Vizepräsident des Julius-Kühn-Instituts (JKI), Dr. Gerhard  Gündermann, verwies auf die hohe Sachkunde der Landwirte in Fragen der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Verschwenderischer Umgang mit Glyphosat lohne sich nicht.
Für die Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA), Maria  Krautzberger, ist Glyphosat „im Vergleich zu den zur Verfügung stehenden Mitteln akzeptabel”. Problematisch seien allerdings die indirekten Effekte des Wirkstoffs auf die Biodiversität. Vor diesem Hintergrund sprach sich die UBA-Präsidentin für ein verpflichtendes Risikomanagement im Ackerbau aus.
Keine Anwendung im privaten Bereich mehr
Dr. Hans-Gerd  Nolting, der zuständige Abteilungsleiter im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), sieht derzeit lediglich im Haus- und Kleingartenbereich Probleme. Die Anwendung auf versiegelten Flächen werde im Zulassungsverfahren für entsprechende Mittel nicht mehr genehmigt, um Einträge in Gewässer abzustellen; die Genehmigungen für bestehende Mittel lasse man auslaufen. Nolting bezeichnete den Glyphosat-Verbrauch in Deutschland mit jährlich rund 5900 t in der Landwirtschaft und etwa 40 t im Haus- und Kleingartenbereich als stabil. Der agrarpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, und der zuständige Berichterstatter Hermann Färber bezeichneten die Aussagen der Experten als wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Glyphosat-Diskussion. „Zur Beunruhigung oder gar Panikmache besteht nach heutigem Kenntnisstand kein Anlass”, stellten die CDU-Politiker fest.  Mit dem Fachgespräch habe der Bundestag die Sorgen der Bevölkerung in Bezug auf gesundheitliche und ökologische Auswirkungen von Glyphosat aufgenommen. „Die Experten haben uns einhellig die Unbedenklichkeit des Wirkstoffs bestätigt”, erklärten Holzenkamp und Färber. Bei sachgerechter Anwendung gebe es keinerlei schädigende Auswirkungen auf Mensch und Tier. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt seien vertretbar. Das hätten die Bewertungen im Rahmen des EU-Zulassungsverfahrens gezeigt, bei dem sich die Behörden auf mehr als 2000 Studien gestützt hätten. Den Abgeordneten zufolge gehen die Landwirte in Deutschland sachgerecht und verantwortungsvoll mit Pflanzenschutzmitteln um. Das zeige sich zum Beispiel daran, dass sich trotz langjähriger Anwendung in Deutschland noch keine glyphosatresistenten Pflanzen gebildet hätten. Die Grundsätze der guten fachlichen Praxis funktionierten. Außerdem gebe es in Deutschland klare Anwendungsbestimmungen. So seien auch für die Anwendung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln bei der Sikkation gute Regelungen gefunden worden. Die Anwendung sei nötig, wenn zu viel Unkraut eine Ernte verhindere. Sie könne und dürfe aber kein Standardverfahren sein.
Die Arbeitsgemeinschaft Glyphosat begrüßte die Initiative des Ausschusses, der einen fachlichen Austausch zwischen Politik, Behörden und der Öffentlichkeit zum Thema Glyphosat ermögliche. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sind die Unternehmen Adama Deutschland GmbH, Cheminova Deutschland GmbH & Co. KG, Dow AgroSciences GmbH, Helm AG, Monsanto Agrar Deutschland GmbH, Nufarm Deutschland GmbH und Syngenta Agro GmbH.
Pflanzenschutz ist unverzichtbar
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus sprach sich kürzlich für eine Versachlichung der Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. „Ohne den gezielten, auf das notwendige Maß beschränkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft sind ein ausreichender Schutz vor Schadorganismen und die Erhaltung der Pflanzengesundheit nicht möglich”, so der Minister im Schweriner Landtag. Es gehe um die Sicherung des Ernteguts und gleichzeitig um die Einhaltung der guten fachlichen Praxis. Daher sei eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Diskussion notwendig. Backhaus sprach sich gegen nationale Alleingänge aus. Dies gelte auch im Hinblick auf Glyphosat. Ähnlich äußerte sich Daniel Bohl, der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. „Weitere Verbote von Wirkstoffen mögen populär sein, sind aber eher ein Akt der politischen Hilflosigkeit und helfen nicht weiter”, gab Bohl zu bedenken.