Die Klimaschutzleistung der heimischen Wälder soll in Zukunft honoriert werden. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat vergangene Woche dazu ein zweistufiges Modell vorgeschlagen.
Wer die CO2-Speicherleistung seines Waldes erhöht, soll einen Aufschlag bei der Förderung der Klimaschutzleistung erhalten.
Der Wald in Deutschland speichere jedes Jahr 62 Millionen Tonnen Kohlenstoff und sei damit „Klimaschützer Nummer eins”, sagte die Ministerin beim Waldgipfel in Magdeburg. Diese Leistung müsse entlohnt werden. Wenn CO2-Emissionen einen Preis erhielten, dann „müssen wir umgekehrt auch diejenigen unterstützen, die unseren Wald erhalten, pflegen und bewirtschaften”.
Zumal die ökonomischen Perspektiven der Betriebe schlecht seien. Es werde noch lange dauern, bis im Wald wieder Geld verdient werde, so Klöckner. Für die Honorierung habe sie ein zweistufiges Modell auf den Tisch gelegt: Zum einen solle ein Sockelbetrag an Waldbesitzer gezahlt werden, mit dem Erhalt, Entwicklung und Bewirtschaftung besonders klimaresilienter Wälder honoriert würden. Voraussetzung solle
eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung sein. Höhe und Staffelung des Sockelbetrages würden wissenschaftlich hergeleitet.
Aufschlag
Wer durch weitere Maßnahmen die CO2-Speicherleistung des
Waldes erhöhe oder sicherstelle, dass sein geerntetes Holz in
langlebigen Holzprodukten verwendet werde, solle einen Aufschlag
erhalten. So trage insbesondere Bauen mit Holz zum Klimaschutz bei. Die
Erhöhung der CO2-Bindungsleistung sei durch entsprechende Zertifikate
nachzuweisen.
Geplant sei, dass die Vergütung über mehrere Jahre geleistet werde und
aus dem Klimafonds erfolge. Zu dem Modell sei sie derzeit in Abstimmung
unter anderem mit der EU-Kommission, um beihilferechtliche Fragen zu
klären.
Die Honorierung der Klimaschutzleistungen stieß bei Vertretern von
Politik und Wirtschaft auf Unterstützung. Kritik kam von den Grünen im
Bundestag und vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Alois Gehrig von der CDU-Bundestagsfraktion unterstrich die
Notwendigkeit einer ökonomischen Perspektive für die Betriebe. Dazu
beitragen könne auch eine Honorierung der Ökosystemleistungen. Die
SPD-Abgeordnete Isabel Mackensen forderte eine Kopplung der Zahlungen an
Bewirtschaftungskriterien. Auch Dr. Kirsten Tackmann von der Fraktion
Die Linke betonte, dass die Gelder dort ankommen müssten, wo tatsächlich
gehandelt werde. Nach Einschätzung von Karlheinz Busen von der FDP
sollte die Honorierung anhand der erbrachten Speicherleistung bemessen
werden. Außerdem müsse die Bundesregierung dringend die Beschränkungen
beim Frischholzeinschlag aufheben. Harald Ebner von den Grünen vermisst
in der Waldpolitik Anreize zur Stärkung des Ökosystems Wald, etwa durch
eine kriteriengebundene Förderung des Waldumbaus. Mit Blick auf die geplante Honorierung sagte er , Klimaschutz sei „kein mathematisches
Verrechnen von Senken”.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) unterstrich die Notwendigkeit solcher Zahlungen. Das von Klöckner
vorgestellte Modell sei daher ein sehr wichtiges Signal an die
Waldbesitzer.
Der NABU lehnt eine „Kommerzialisierung der Photosynthese” ab. Wald
als Holzlieferant und CO2-Speicher zu betrachten, sei zu wenig. Es
müssten auch zum Beispiel der Wasserschutz und die Erholungsfunktion
berücksichtigt werden. Außerdem müssten alle gesellschaftlichen Gruppen
am Prozess beteiligt werden.
Zwischenbilanz
Auf dem Waldgipfel zog Julia Klöckner eine positive Zwischenbilanz zum 1,5- Milliarden-Euro-Hilfsprogramm für die Forstwirtschaft. Von den Bund-Länder-Hilfen in Höhe von 800 Mio. Euro im Zeitraum von 2020 bis 2023 seien inzwischen rund 228 Mio. Euro auf die Fläche gebracht worden. Für die mit insgesamt 500 Mio. Euro aus dem Konjunkturprogramm ausgestattete Waldprämie seien 116 000 Anträge gestellt worden.