Pflanzenbau | 17. April 2014

Wo kommt plötzlich der Gelbrost her?

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen eG
Diese Frage stellen sich seit ein, zwei Wochen Landwirte und Berater in der Rheinebene gleichermaßen. Bisher spielte die Pilzkrankheit hier praktisch keine Rolle, doch in diesem Jahr breitet sie sich erstmals im Rheintal stärker aus. Bei Befall gilt es schnell zu handeln und Fungizide einzusetzen.
Gelbrost in Winterweizen - typisch ist das nesterweise Auftreten.
Nachdem in den letzten Wochen starker Gelbrostbefall in der Südpfalz, im Kraichgau und im Taubertal zu beobachten war, tritt nun auch im Rheintal zunehmend Gelbrost auf. Normalerweise ist Gelbrost (Puccinia striiformis) eine Pilzkrankheit, die in den kühlen, feuchten Anbauregionen Norddeutschlands hohe Schäden verursacht, während sie in Baden-Württemberg bisher selten autritt. Bei starkem Befall sind Ertragseinbußen bis zu 50 Prozent möglich. Typisch für Gelbrostbefall sind die streifenförmig bzw. perlschnurartig zwischen den Blattadern auftretenden, leuchtend gelben Sporenlager. Geschädigte Blattteile vergilben und vertrocknen rasch. Anders als Braunrost tritt Gelbrost im frühen Befallsstadium stets nesterweise auf, dabei sind die Gelbrostherde zufällig im Feld verteilt. Daher sollten jetzt vor allem gut entwickelte, dichte Bestände auf  nesterförmige Aufhellungen kontrolliert werden.
Befallsfördernde Faktoren
Typischer Gelbrostbefall.
Gelbrost kann sich bei günstigen Bedingungen (nachts Tau und Temperaturen unter 15°C) während der Schossphase epidemieartig ausbreiten. Befallen werden alle Getreidearten außer Hafer. Eine Übertragung von Weizen auf Gerste oder umgekehrt ist nicht bekannt.  Auch bei Triticale wird derzeit zunehmender Befall beobachtet, insbesondere bei anfälligen Sorten wie Grenado. Die Gefahr eines Gelbrostbefalls steigt nach einem milden Winter, wobei relativ wenige Sporen reichen, um  Infektionen auszulösen. Die Sporen werden durch den Wind verbreitet. Eine hohe Anfälligkeit zeigen vor allem Weizen, Dinkel und Triticale, wobei es hier deutliche Sortenunterschiede gibt. Als besonders anfällige Weizensorten gelten: Akteur, Alixan JB Asano, Manager, Matrix, Meister und Hermann. Eine deutlich höhere Gelbrostanfälligkeit ist bei  Frühsaaten sowie auf Schlägen mit hoher Stickstoffversorgung zu beobachten.
 
 
Bei Befall sofort Fungizide einsetzen
Jetzt sollte man dichte Getreidebestände kontrollieren – Gelbrostpusteln sind leicht zu erkennen.
Da sich Gelbrost sehr schnell ausbreiten kann, sollten schon bei ersten Befallssymptomen (gelbe Nester) zügig  Fungizide gespritzt werden. Dabei können mit roststarken Azol-Fungiziden wie Capalo, Ceralo, Champion, Folicur, Gladio, Matador oder Osiris Gelbrostinfektionen gestoppt werden. Bei gleichzeitigem Befall mit Mehltau empfiehlt sich die Zumischung von Corbel mit dem Wirkstoff Fenpropimorph, da Fenpropimorph eine sehr schnelle Stoppwirkung auf Gelbrost und Mehltau hat. Das Fungizid Capalo enthält ebenfalls Fenpropimorph, so dass hier auf eine Zumischung verzichtet werden kann. Treten nach Ablauf der protektiven (vorbeugenden) Leistung des eingesetzten Fungizids (zirka 2,5 Wochen) erneut Befallsnester auf, ist eine zweite Blattbehandlung sinnvoll. Tritt Gelbrost erst ab Stadium 37 auf, sollte auf eine ausreichende Dauerwirkung bis zur Blütenbehandlung geachtet werden, dann ist nur eine Blattbehandlung notwendig. Dies kann durch eine Ergänzung der oben genannten Azol-Fungizide mit Strobilurinen (zum Beispiel Amistar Opti, Credo, Diamant) oder mit Fertigmischungen, die  Carboxamide enthalten, wie Adexar, Imbrex Star, Seguris Opti,  Skyway Xpro oder Variano Xpro erreicht werden.