Politik | 14. Mai 2020

GAP-Diskussion bleibt an der Oberfläche

Von AgE
Die gegensätzlichen Positionen in Deutschland zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind in der vergangenen Woche einmal mehr deutlich geworden. Bei der Agrarministerkonferenz (AMK) verzichteten die Länderminister allerdings weitgehend auf eine Detaildiskussion.
Weil die finanziellen Rahmenbedingungen für eine neue GAP noch nicht klar sind, verzichteten die Länderminister bei ihrer Konferenz (AMK) auf detaillierte Diskussionen darüber.
Als Voraussetzung für eine Detaildiskussion  müssten die finanziellen Rahmenbedingungen in der neuen Förderperiode klar sein, sagte der saarländische Fachminister Reinhold Jost am 8. Mai nach Ende der AMK, die diesmal als Videokonferenz stattfand. „Wir brauchen Entscheidungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen”,  unterstrich der AMK-Vorsitzende.
Einig über zweijährige Übergangsphase
Einig seien sich die Länderminister in der Einschätzung, dass es nach Ablauf der aktuellen EU-Förderperiode Ende 2020 eine Übergangsphase von zwei Jahren geben werde. Der AMK-Vorsitzende hält indes an seinem Vorhaben fest, auf höchster Ebene über die Belange von Landwirtschaft und Umwelt bei der anstehenden Reform zu konferieren.
Für den 28. Mai kündigte der SPD-Politiker einen Austausch der Agrar- und der Umweltministerkonferenz (UMK) mit den zuständigen EU-Kommissaren Janusz Wojciechowski und Virginijus Sinkevicius an. „Nach meiner Überzeugung gibt es keine Unvereinbarkeit zwischen Landnutzung und Naturschutz”, betonte Jost. Bund und Länder seien sich einig in dem Ziel, Landwirtschaft flächendeckend in ihrer Vielfalt zu erhalten. Gleichzeitig sei Landwirtschaft auch Kulturlandschaftspflege.
„Die GAP muss finanziell stabil bleiben, und die Gewichtung zwischen den beiden Säulen darf nicht weiter zulasten der Ersten Säule verschoben werden”, mahnte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, anlässlich der Agrarministerkonferenz. Rukwied bekräftigte seine Forderung, angesichts der Erfahrungen in der Corona-Krise die agrarpolitischen Prioritäten neu zu setzen. „Die Ernährungssicherung und die Stärkung der europäischen Landwirtschaft müssen wieder in den Mittelpunkt der Agrarpolitik rücken”, mahnte der Bauernpräsident. Erforderlich sei eine stärkere Ausgewogenheit zwischen einer produktiven und effizienten Landwirtschaft sowie den gesteckten Umweltzielen.
Basisprämie als Kern
In der GAP müsse auch künftig ein fundamentaler Anteil der Mittel in der Ersten Säule auf die Basisprämie entfallen, forderte Rukwied. In den neuen Eco-Schemes der Ersten Säule sehe der DBV die Chance für einen Ansatz, mit dem die Landwirte zugleich zusätzliche Umweltleistungen erbringen und einen Einkommensbeitrag erzielen könnten. Voraussetzung sei, dass die Eco-Schemes einfach und unbürokratisch umsetzbar seien und nicht zulasten bestehender Förderprogramme in der Zweiten Säule gingen. Klar müsse bei alledem allerdings sein, dass eine „grünere”„ Agrarpolitik zwingend ein stabiles EU-Agrarbudget voraussetze, betonte Rukwied.
In einem Positionspapier zur AMK äußert sich der Bauernverband kritisch zu vorgesehenen zusätzlichen Auflagen für die Direktzahlungen im Rahmen der erweiterten Konditionalität. Dies verringere den Einkommensbeitrag aus der Förderung, belaste die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte und schränke die Attraktivität freiwilliger Agrarumweltmaßnahmen ein.
Umsteuern gefordert
Demgegenüber forderten 20 Verbände und Organisationen aus Landwirtschaft sowie dem Umwelt- und Tierschutz ein Umsteuern in der EU-Agrarpolitik. Die Länder müssten jetzt die Weichen dafür stellen, die Ausgestaltung der GAP in Deutschland massiv zu ändern, damit die landwirtschaftlichen Betriebe den notwendigen Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen in den Bereichen Klimaschutz und Klimawandel sowie Umwelt-, Arten- und Tierschutz leisten könnten, heißt es in einer Erklärung zur AMK. Die Verbändeplattform wirft Bund und Ländern in einem Positionspapier fehlenden Reformwillen in der Agrarpolitik vor. Kern der Kritik ist das Festhalten an pauschalen Direktzahlungen unabhängig davon, ob die Betriebe auf der Fläche oder im Stall Leistungen für Umwelt und Tierwohl erbringen.
Engagement für eine ambitionierte EU-Agrarpolitik erwartet der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Die Agrarreform bedeute angesichts des dramatischen Artensterbens, der bedrohlichen Klimakrise und des anhaltenden Höfesterbens die letzte Chance, „die Landwirtschaft enkeltauglich zu machen”, erklärte der BÖLW-Vorsitzende  Felix Prinz zu Löwenstein.