Pflanzenbau | 23. Mai 2014

Fusarium und Mutterkorn liegen auf der Lauer

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen eG, und Volker Heitz, Amt für Landwirtschaft Offenburg
Nicht nur Fusarium, sondern auch der Mutterkornpilz dringt über die Blüte in die Ähre ein. 2013 trat Mutterkorn überraschend stark in Roggen, Weizen und Triticale auf. 2012 war ein Fusariumjahr. Die Gifte beider Pilze belasten das Getreide. Dagegen hilft eine Blütenbehandlung.
Während der Blüte des Getreides können Fusarium und Mutterkorn in die Ähre eindringen.
Ährenfusarium ist seit der Einführung EU-weiter Grenzwerte für die Pilzgifte Deoxynivalenol, Zearalenon und Fumonisine  im Jahr 2007 ins Blickfeld von Landwirten und Erfassungshandel gerückt.
Mutterkorn trat 2013 gehäuft auf; auch 2014 könnte zu einem Befallsjahr werden.
Im Vergleich dazu wurde Mutterkorn in den letzten Jahren wenig beachtet. Das änderte sich im vergangenen Jahr. Die kühl-feuchte Witterung während der Getreideblüte führte zu überraschend viel Befall.  Es traten auch kritische Alkaloidgehalte in Getreideprodukten auf.
Beide Pilzkrankheiten infizieren das Korn während der Getreideblüte. Ährenfusarium (Fusarium spp.) tritt am stärksten bei Weizen und Hafer auf, während Triticale, Roggen und Gerste weniger anfällig sind. Mutterkorn (Claviceps purpurea) befällt besonders Fremdbefruchter wie Roggen, kann aber auch –  wie 2013 gezeigt hat – Selbstbefruchter wie Weizen, Triticale und  Gerste stark infizieren.Der Mutterkornpilz hat vor allem bei feucht-kühler Witterung und damit einer hinausgezogenen Getreideblüte mehr Zeit zum Eindringen in die Blüte. Ährenfusarium wird durch feucht-warmes Wetter begünstigt. 
Die bleichen Ähren sind typisch für Fusariumbefall.
Sollte die bisherige unbeständige Witterung während der Getreideblüte anhalten, was sich derzeit andeutet, muss auch dieses Jahr wieder mit Fusarium- und Mutterkorn-Infektionen gerechnet werden. Das gilt vor allem in Lagen, wo die Ährenkrankheiten bereits in den vergangenen Jahren aufgetreten waren. Sortenwahl und Fruchtfolge sind wichtige vorbeugende Maßnahmen. Da beide Pilzerreger auf dem Boden überwintern, steigt bei reduzierter Bodenbearbeitung das Infektionsrisiko. Da aber beide auch über Sporen mit dem Wind eingetragen werden können, ist bei entsprechenden Witterungsverhältnissen eine gezielte chemische Bekämpfung die wirkungsvollste  Maßnahme. Allerdings sind derzeit Fungizide nur gegen Ährenfusarium, nicht aber speziell gegen Mutterkorn zugelassen.
Azolfungizide wirken doppelt
Es ist jedoch bekannt, dass verschiedene Triazole in Fusarium-Fungiziden auch  das Myzelwachstum des Mutterkornpilzes unterbinden. Dazu gehören Epoxiconazol (zum Beispiel in Opus Top und Osiris), Metconazol (zum Beispiel  in Caramba und Osiris), Prothioconazol (zum Beispiel in  Proline und  Input classic) und Tebuconazol (zum Beispiel in  Folicur, Matador, Orius und Ampera).
Die lachsroten Körner bergen den Fusarium-Pilz und Giftstoffe in sich.
Da diese Triazole eine gute Wirkung sowie eine Zulassung gegen Ährenfusarium aufweisen, ist bei einer Fusariumbehandlung mit diesen Wirkstoffen in der Blüte eine Nebenwirkung gegen Mutterkornbefall zu erwarten. Wenn nur Ährenfusariosen in Weizen und Triticale bekämpft werden sollen, kann auch das Präparat DON Q (Thiophanat-methyl) eingesetzt werden.
Die Fungizide wirken nur dann richtig, wenn sie während der Blüte gespritzt werden (BBCH 61 bis 65). Bei späteren oder früheren Applikationen fällt die Wirkung ab.