Politik | 24. November 2016

Für staatliches Tierwohllabel

Von AgE
Ein Gutachten von Agrarökonomen befürwortet eine staatliche Produktkennzeichnung, wenn Milch und Fleisch von besonders artgerechter Tierhaltung stammen. Das Gutachten wurde von der Stabsstelle der Landesbeauftragten für Tierschutz finanziell unterstützt.
Agrarökonomen haben in einem Gutachten Marktchancen für Milch und Fleisch aus besonders artgerechter Tierhaltung mit staatlicher Produktkennzeichnung ermittelt.
Da relativ viele Verbraucher ihre Kaufentscheidung von besonders artgerechten Tierhaltungsverfahren abhängig machen, sollte die Einführung einer verpflichtenden, also staatlichen Produktkennzeichnung für Fleisch und Milch in Erwägung gezogen werden. So lautet das Fazit eines Gutachtens von Agrarökonomen um Professor Ulrich Hamm von der Universität Kassel. Die Wissenschaftler haben mit finanzieller Unterstützung durch die Stabsstelle der Landesbeauftragten für Tierschutz in Baden-Württemberg die „Präferenzen und Zahlungsbereitschaft von Verbrauchern für artgerechte Tierhaltungsverfahren” untersucht.
Bei ihrer Analyse von 53  Verbraucherstudien stellten Hamm sowie die Koautoren Dr. Meike Janssen und Manika Rödiger fest, dass ein nennenswerter Teil der Verbraucher positive Einstellungen zu artgerechten Tierhaltungsverfahren hat und offenbar auch bereit ist, für Produkte aus entsprechenden Haltungsverfahren einen höheren Preis zu zahlen. So habe sich anhand der geprüften empirischen Studien gezeigt, dass die Bürger insbesondere eine Linie zwischen dem Tierwohl landwirtschaftlicher Nutztiere, gleich welcher Tierart, und den spezifischen Haltungsaspekten Freilandzugang und Stallgestaltung zögen. Es habe allerdings auch Hinweise darauf gegeben, dass die Verbraucher Schwierigkeiten bei der Identifikation von Produkten mit verbesserten Tierwohlstandards hätten. Insgesamt bestätigten die untersuchten Studien ferner die positive Einstellung der Verbraucher bezüglich einer klaren Kennzeichnung, so die Autoren des Gutachtens. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf die guten Erfahrungen, die mit einem staatlichen Kennzeichnungssystem in der Legehennenhaltung beziehungsweise Eierkennzeichnung gemacht wurden.
Ein verpflichtendes Kennzeichnungssystem für Fleisch und Milch sollte nach ihrer Empfehlung, analog zur Eierkennzeichnung, mehrere Stufen für Produkte aus artgerechteren Haltungsverfahren umfassen. Ein verpflichtendes, differenziertes Kennzeichnungssystem wird von den Autoren des Gutachtens auch im internationalen Wettbewerb als Wettbewerbsvorteil gesehen, weil es Erzeugern beispielsweise die Möglichkeit biete, gezielt die Nachfrage europäischer Verbraucher nach Produkten mit höheren Haltungsstandards zu bedienen.