Fehlende Perspektiven für die Ferienhöfe in der Corona-Krise beklagt die Vorsitzende der
Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland, Ute Mushardt.
Laut Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof weisen 70 Prozent der Betriebe eine Sterne-Klassifizierung nach dem Deutschen Tourismusverband auf.
„Die Betriebe wollen wissen, was sie noch an Hygienekonzepten oder an Kontaktrückverfolgung leisten müssen, um in einem, zwei oder in drei Monaten öffnen zu können”, sagt Mushardt im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe. Die Unsicherheit sei momentan das größte Problem. Die Vorsitzende warnt vor gravierenden Folgen für den Agrotourismus durch die wegbrechenden Umsätze.
Bei Corona-Hilfen durchs Raster gefallen
Ernst sei die Lage
insbesondere für die annähernd 3700 landwirtschaftlichen Betriebe, die
den Tourismus als sogenannte mitgezogene Nutzung im Hauptunternehmen
betreiben würden und die bei den Corona-Hilfen bislang durchs Raster
gefallen seien. Mushardt appelliert an die Länder, von der Möglichkeit
der Härtefallhilfen für die Ferienhöfe Gebrauch zu machen. Diese seien
„dringend notwendig”. Die Niedersächsin betont die Bedeutung der
Einkommensdiversifizierung in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft
müsse aber selbst ein Gefühl dafür entwickeln, „dass unterschiedliche
Wege möglich und nützlich sind”. Notwendig seien gegenseitige
Rücksichtnahme und die Anerkennung von Ferienhöfen oder
Direktvermarktern als gleichberechtigte Betriebsformen. Leider werde der
ländliche Tourismus jedoch immer noch von einigen Berufskollegen
belächelt.
Nachhaltigkeit als „Riesenchance”
„Weg vom billigen
Ausweichquartier, hin zum Qualitätsgastgeber” ist nach den Worten
Mushardts das Leitmotiv für die Entwicklung des Agrotourismus in
Deutschland seit 20 Jahren. Kennzeichnend sei eine zunehmende
Professionalisierung. Gleichzeitig führe der Rückgang der
landwirtschaftlichen Betriebe dazu, dass die Anzahl der Ferienhöfe
stagniere, die bestehenden jedoch immer stärker auf Qualitätstourismus
setzten. Mittlerweile wiesen 70 Prozent der Betriebe eine
Sterne-Klassifizierung nach dem Deutschen Tourismusverband auf. Das
Thema Nachhaltigkeit biete für Urlaub auf dem Bauernhof „eine
Riesenchance”, die immer mehr Betriebe durch zielgruppenspezifische
Angebote nutzten. Große Hindernisse für die
Entwicklung der Betriebe stellen nach Angaben von Mushardt nicht
vertretbare Restriktionen für den Bau von Ferienwohnungen im
Außenbereich, die nicht flächendeckend gewährleistete
Breitbandversorgung sowie das Fehlen nachhaltiger Mobilitätsangebote
dar.