Betrieb und Wirtschaft | 24. Juli 2014

Fallzahlen bei Weizen machen Sorgen

Von René Bossert
Nicht nur die unter Druck stehenden Preise vermiesen den Getreidebauern die Weizenernte, sondern auch Qualitätsprobleme machen vor allem im Rheintal zu schaffen.
Im Rheintal gibt es Fallzahlprobleme auf breiter Front: Während manche Erfasser von einem knappen Drittel fallzahlgeschädigter Partien berichten, erreichen bei anderen mehr als die Hälfte oder sogar bis zu zwei  Drittel der Partien bei B-Weizensorten nicht die geforderten 220 Sekunden.  „Und wenn es nicht die Fallzahl ist, dann fehlt es am Protein”, beschreibt ein Erfasser im Rheintal den Qualitäts-Frust beim Weizen. Auch die Hektoliter-Gewichte sind teilweise nicht befriedigend. Immerhin ist bis dato von Mykotoxin-Problemen nicht die Rede.
Hohe bis sehr hohe Erträge, aber nicht selten Abstriche bei der Qualität - auf diesen Nenner lässt sich bisher die Weizenernte im Badischen bringen.

Die Weizenernte im Rheintal konnte in der vergangenen Woche zu 80 bis 90 %  eingebracht werden – bevor der dreitägige Dauerregen von Sonntag bis Dienstag erneut zur Unterbrechung zwang. Auch in den mittleren Lagen gibt es einzelne Fallzahl-Probleme, wobei dort die Ernte bei Weizen noch nicht weit fortgeschritten ist. In Verbindung mit den hohen Temperaturen sorgen die erneuten starken Niederschläge für Sorgenfalten mit Blick auf die Qualität. Aus Württemberg werden bisher weniger Fallzahl-Probleme gemeldet.
Insgesamt erfreulich sind die Erträge, wobei die Spannweite groß ist: Sie beginnt mit 60 dt/ha auf einigen trockengeschädigten  Standorten und reicht selbst im Rheintal bis 100 dt/ha, in Einzelfällen sogar darüber.  
Die Preise bleiben unter Druck, wobei sich aufgrund der Qualitätsprobleme die Lage bei Futterweizen sich natürlich noch schwieriger gestaltet als für qualitativ ordentliche Ware.  Preisdifferenzen  zwischen Futterweizen und B- bzw. A-Weizen  von 12 bis 15 Euro und darüber waren Mitte dieser Woche im Gespräch, wobei die Verkäufer die Ware angesichts der schwachen Kurse lieber erst einmal einlagern. Von um 150  Euro/t für B-Weizen als möglichem Erzeugerpreis im Rheintal (Landlager) war am Mittwoch die Rede. Die satten Niederschläge lassen die Erwartungen an die Mais-Ernte steigen – was gleichzeitig Hoffnungen auf eine Entlastung des Weizenmarktes über eine knappe Maisernte schwinden lässt. „Es ist einfach ein Käufermarkt bei Weizen im Moment”, brachte es ein Erfasser auf den Punkt.
Bei Wintergerste hat die Ernte inzwischen auch in den Höhenlagen eingesetzt. Die Erträge reichen bis zu 90 dt/ha, vereinzelt waren die Hektoliter-Gewichte unzureichend, aber insgesamt sind  Landwirte und Erfasser mit dieser Kultur zufrieden. Das Erzeugerpreisniveau bei Lieferung an den Landhandel liegt im Moment bei 130 bis 135 Euro/t. 
Gutes Bild bei Braugerste
Auch die Braugerste gibt bisher ein gutes Bild ab, wobei die Ernte noch nicht so weit fortgeschritten ist wie beim Weizen. Die
Erträge liegen zwischen 50 und 70 dt/ha, die Sortierung und die Proteinwerte passen meistens. Von Auswuchs wird bisher nicht berichtet. Die Erzeugerpreise bewegen sich um die 170 Euro/t, wobei sich am Markt derzeit nichts tut.
Roggen macht ertraglich mit 60 dt/ha keine besonders gute Figur, immerhin waren hier die Fallzahlen bisher noch in Ordnung. Probleme werden allerdings jetzt durch die neuerlichen Niederschläge erwartet.
Raps macht dieses Jahr Freude, wenn man mal die unbefriedigenden Preise außen vor lässt – inzwischen haben die Erzeugerpreise die Marke von 300 Euro/t klar unterschritten und mit um die 280 Euro/t ein Vier-Jahres-Tief markiert. Die Erträge liegen auch im Rheintal bei 40 bis 45 dt/ha, teils auch darüber. Auch die Ölgehalte sind mit 43 bis 45 % überdurchschnittlich. Auch in den Höhengebieten hat die Ernte inzwischen eingesetzt. In Einzelfällen wird von in der Schote ausgewachsenen Körnern berichtet, wodurch es zu Oxidationsprozessen kommt und das Öl nicht mehr zu Speisezwecken eingesetzt werden kann.