Politik | 10. November 2022

Erleichtert, aber nicht vollends überzeugt

Von AgE/BMEL/red
Mit Erleichterung haben die großen Forstverbände die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir aufgenommen, das neue Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement” noch in diesem Jahr zu starten.
Mit dem neuen Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement” will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Wald „vom Patienten zum Klimaschützer” machen.
Professor Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), sprach von einem Meilenstein für die Waldbesitzenden. Die Förderung von Ökosystemleistungen des Waldes sei ein erster wichtiger Schritt, um den klimagerechten Umbau des Waldes vorantreiben zu können. Vor allem eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Betriebe werde davon profitieren. Nun müsse die Förderung so schnell wie möglich beantragt werden können, das  Antragsportal im Internet einfach und nutzerfreundlich sein. Für den Vorsitzenden der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, markiert das Förderprogramm den Einstieg in eine staatliche Honorierung der Ökosystemleistungen. Allerdings sei die Ausgestaltung für die Stärkung des Waldes als Klimaschützer Nummer 1 „noch nicht der Weisheit letzter Schluss”.
Wälder nachhaltig bewirtschaften
„Wir streben daher weiterhin eine marktgerechte Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes an, die auf der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder basiert”, versicherte von Elverfeldt. Kurzfristig würden die Forstbetriebe prüfen, ob die Förderkriterien für das „Klimaangepasste Waldmanagement” ihren waldbaulichen Zielen entsprechen und ob sie sich um eine Förderung bewerben. Auch der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR), Georg Schirmbeck, zeigte sich nicht vollends überzeugt. Zwar sei das Förderprogramm „ein gutes Signal an alle, die sich im Wald engagieren und mit den gravierenden, klimawandelbedingten Folgeschäden umgehen müssen”. Gleichzeitig sei es jedoch notwendig, die Förderung über das Jahr 2026 hinaus zu verstetigen. Sonst bleibt die Hilfe ein „Tropfen auf den heißen Stein”, warnte Schirmbeck.
Özdemir: Gewaltiges Paket
Minister Özdemir sprach von einem „gewaltigen Wald-Klima-Paket”, das jetzt gestartet werde. Ziel sei es, dass der Wald „vom Patienten zum Klimaschützer” werde. Mit 900 Millionen Euro unterstütze die Bundesregierung die Waldbesitzer dabei, ihre Wälder an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Der Grünen-Politiker bescheinigte den Waldeigentümern den festen Willen, ihre Wälder stark zu machen und für kommende Generationen zu erhalten: „Wir geben ihnen für diese wichtige Zukunftsaufgabe jetzt eine verlässliche Perspektive.”  „Wer den Wald stark macht, macht starken Klimaschutz”, so Özdemir.  Stark und resilient sind Wälder dem Minister zufolge dann, wenn in ihnen mehrere Baumarten verschiedener Altersstufen wachsen. „Gesunder Mischwald statt anfällige Reinbestände” sei das Ziel. Vielfältige Mischwälder hielten mehr Wasser im Boden, ließen natürliche Anpassungsprozesse als Reaktion auf den Klimawandel zu und speicherten Kohlenstoff in Holz und Boden.
Kriterienkatalog
Gefördert werden mit dem „Klimaangepassten Waldmanagement” kommunale und private Waldbesitzer. Als Voraussetzung sind je nach Größe der Waldfläche elf oder zwölf Kriterien über zehn oder 20 Jahre einzuhalten. Zu den Kriterien zählt, dass sich auf fünf Prozent der Fläche Wälder natürlich entwickeln können müssen. Für Betriebe mit einer Fläche über 100ha ist die Vorgabe verpflichtend, für unter 100 ha freiwillig. Daneben sind unter anderem ein weitgehendes Verbot von Düngung und Pflanzenschutzmitteln vorgesehen, eine Anreicherung und Erhöhung der Diversität an Totholz, der Erhalt oder gegebenenfalls die Erweiterung der klimaresilienten, standortheimischen Baumartendiversität, ein Vorrang für die Naturverjüngung sowie der Verzicht auf Kahlschläge.
 
Anträge für Waldprogramm ab 12. November
Für das neue Programm „Klimaangepasstes Waldmanagement” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) können Waldbesitzende ab dem 12.November 2022 Förderung beantragen, meldet das BMEL. Die Anträge können demnach online bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) auf www.klimaanpassung-wald.de gestellt werden. Auf dieser Webseite können sich die Betriebe schon ab dem späten Nachmittag des 11. November, nachdem das Programm im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, auch über die genauen Kriterien informieren, die für eine Förderung eingehalten werden müssen, so das BMEL. Gefördert werden laut BMEL Betriebe, die ihre Wälder nach Kriterien bewirtschaften, die sowohl über den gesetzlichen Standard als auch über bestehende Zertifizierungen wie PEFC und FSC nachweislich hinausgehen. Mit dem Wald-Klima-Paket führe das BMEL eine langfristige Förderung ein, mit der zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen finanziert werden.
Im Jahr 2022 gestellte Anträge werden auf De-minimis-Basis bewilligt (maximal 200000 Euro Förderung in drei Jahren), so das Ministerium. Für Anträge ab dem Jahr 2023 strebt das BMEL nach eignenen Angaben eine beihilferechtliche Freistellung an, damit die De-minimis-Auflage wegfallen könne. Über das neue, bundesweite Förderprogramm können bis Jahresende 200 Millionen Euro abgerufen werden, teilt das Ministerium mit. Das Programm sei Teil der „Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement”. Dafür stehen, so das BMEL,  aus dem Klima- und Transformationsfonds 900Millionen Euro bis zum Jahr 2026 bereit.