Politik | 09. Mai 2019

Entscheidungen rücken näher

Von AgE
Der Bundesrat verzichtet einstweilen auf eine Positionierung zum strittigen Thema Wolf. Dennoch scheinen Entscheidungen näher zu rücken.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (links) und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sind beim Thema Wolf nicht einer Meinung.
In seiner Sitzung in der vergangenen Woche vertagte der Agrarausschuss der Länderkammer eine Abstimmung. Die Vorlagen wurden aber lediglich bis zur nächsten Ausschusssitzung am 11. Juni verschoben. Offenbar halten die Länder kurzfristig eine Einigung der Agrar- und der Umweltseite zum Umgang mit dem Wolf für möglich.
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich auf der Umweltministerkonferenz diese Woche in Hamburg, bei der der Wolf auf der Tagesordnung steht. Da die meisten Ressortchefs jeweils für Umwelt und Landwirtschaft zuständig sind, könnte von einem Beschluss eine Signalwirkung ausgehen. Eine Einigung scheint nicht zuletzt angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland politisch geboten. 
Die Landesbauernverbände in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bekräftigten die Forderung nach einer Bestandsregulierung. Das Land Brandenburg sei inzwischen flächendeckend von Wölfen besiedelt, wobei die Population um rund 30 Prozent jährlich wachse.
Gesetzesänderung
Die von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in den Bundesrat eingebrachten Vorschläge zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes zielen darauf ab, die Tötung von auffälligen Wölfen zu erleichtern. Sachsen will zusätzlich mehr Rechtssicherheit für eine Entnahme schaffen, indem die im EU-Recht bestehende Möglichkeit einer Ausnahme vom strengen Artenschutz beim Wolf eins zu eins ins Bundesnaturschutzgesetz übernommen werden soll.
Unterdessen verwies der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Martin Bäumer, nach einem Besuch der Firma ForGen am Institut für Hämatopathologie in Hamburg darauf, dass es Zeit werde, die Spurensicherung in professionelle Hände zu geben. Wenn betroffenen Tierhaltern erklärt werde, dass die mutmaßliche Wolfs-DNA wegen äußerer Einflüsse wie Regen oder Sonne nicht verwertbar sei, dann sei das rechtsmedizinisch nicht vertretbar.
Auch die Behauptung des Senckenberg-Institutes, dass es in Deutschland keine Hybridwölfe gebe, sei nach dem Gespräch nicht aufrechtzuerhalten. Hybridwölfe seien in Schweden, Frankreich, Italien und Polen nachgewiesen. Dass Deutschland vor dem Hintergrund der Migration polnischer Wölfe hierbei eine Ausnahme bilde, sei äußerst fragwürdig.
Der Deutsche Jagdverband (DJV) schätzt die Zahl der Wölfe in Deutschland inzwischen auf mehr als 1000 Tiere. Gemeinsam mit anderen Verbänden des „Aktionsbündnisses Forum Natur” – es vertritt rund sechs Millionen Menschen im ländlichen Raum –  fordert der Verband „Wolfsschutzgebiete”, in denen sich der Wolf ausbreiten kann. Dafür will man Truppenübungsplätze oder Naturschutzgebiete nutzen. Gleichzeitig soll es  „Wolfsausschlussgebiete” geben, in denen Rudel nicht geduldet werden. Jedes Bundesland soll einen „Akzeptanzbestand” definieren. 
Merkel und der Wolf
Dass sich das Bundeskanzleramt beim Thema Wolf einmischt, freut den Deutschen Bauernverband (DBV). Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel” hatte berichtet,  Bundeskanzlerin Angela Merkel dränge auf eine Lösung im Streit über den Abschuss von Wölfen.
Der Wolf war bereits zwei Mal Thema im Koalitionsausschuss, ohne dass die zuständigen Ministerinnen Julia Klöckner (Landwirtschaft) und Svenja Schulze (Umwelt) eine Lösung gefunden hätten. Sie streiten insbesondere darüber, ob Wölfe erst dann abgeschossen werden dürfen, wenn sie bereits Schafe gerissen haben, oder auch schon vorbeugend.
Das Umweltministerium dürfe nicht länger die offensichtlichen Probleme mit der Ausbreitung des Wolfs verschleppen, erklärte der DBV. Der Verband fordert eine konsequente Regulierung und die Einrichtung von wolfsfreien Gebieten.