Tierhaltung | 23. November 2017

Einsparpotenziale gibt es fast überall

Von Michaela Mohring, LSZ Boxberg
Bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten finden in der Schweinehaltung oftmals nur die großen Kostenpunkte wie Futter, Ferkel oder Bestandsergänzung Beachtung. Doch auch die Energiekosten sollte man nicht außer Acht lassen, zumal sie in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind.
Oftmals spart eine Optimierung der bereits vorhandenen Technik schon Energie.
Im Durchschnitt hatten die Ferkelerzeuger, die am  Schweinereport Baden-Württemberg 2015/2016 teilgenommen haben,  Wasser- und Energiekosten von circa 95 Euro je Sau und Jahr. Zieht man diesen Wert für einen Vergleich von Betrieben mit hohen  und solchen  mit niedrigen Kosten heran, dann hat das untere Viertel für Wasser und Energie im Mittel 126 Euro bezahlt. Das sind Mehrkosten von 31 Euro je Sau und Jahr. Die Wasser- und Energiekosten des oberen Viertels lagen  bei nur etwa  76 Euro, sie gaben im Vergleich zum Durchschnitt 19 Euro und zu den unteren 25 Prozent sogar 50 Euro pro Sau und Jahr weniger aus.
In der Schweinemast bezahlte das untere Viertel pro Mastschwein  4,29 Euro für Wasser und Energie,  der Durchschnitt lag bei 3,55 Euro und die oberen 25 Prozent  bei 2,73 Euro. Auch hier ist die Schere zwischen oberen und unteren 25 Prozent mit circa 1,50 Euro recht groß. Schafft man es, durch Steigerung der Energieeffizienz beispielsweise 30 Prozent einzusparen, so kann sich das auf Dauer lohnen, auch wenn vorher erst investiert werden muss.
In der Ferkelerzeugung werden circa 400 kWh pro Platz und Jahr benötigt, in der Schweinemast circa 60 kWh. Diese Werte können  je nach Betrieb auch deutlich höher oder niedriger sein. Die größten Energieverbraucher sind in der Regel die Lüftung und die Heizung, dagegen sind Beleuchtung, Fütterung, Entmistung und Reinigung eher von untergeordneter Bedeutung. Je nach System können aber auch diese Werte stark schwanken. In der Ferkelaufzucht und Schweinemast verbrauchen vor allem die Stallklimatisierung und Lüftung die meiste Energie. In der Ferkelerzeugung wird viel Energie für die Beheizung der Ferkelnester benötigt.
Istzustand analysieren
Die Abteile werden regelmäßig gereinigt. Die Zu- und Abluftkanäle sowie die Lüfter finden hierbei meist zu wenig Beachtung. Dabei sollten gerade auch sie regelmäßig gewartet und gereinigt werden, um unnötige Strömungshindernisse (und somit Leistungseinbußen) zu vermeiden.
Die größten Einsparungen sind also durch Effizienzsteigerungen im Bereich Stallklimatisierung zu erzielen. Vor allem in den Bereichen Lüftung, Wärmeerzeugung, -leitung und -rückgewinnung können oftmals bis zu 40 Prozent der Energie eingespart werden. Um dieses Einsparpotenzial ausschöpfen zu können, sollte eine Analyse durchgeführt werden.
  • So sollten die Zu- und Abluftöffnungen ausreichend groß dimensioniert sein, um möglichst wenig Strömungswiderstand zu bieten.
  • Scharfe 90-Grad-Winkel sollten wenn irgend   möglich vermieden    beziehungsweise abgerundet/abgeschrägt  oder noch besser mit Leitblechen versehen werden.
  • Durch Staub sowie durch Wasserdampf und  Reinigungswasser verschmutzt und verklebt das Abdeckvlies der Porendecken  mit der Zeit. Deshalb sollte es  bei starker Verschmutzung ausgetauscht werden, da hier unnötig Energie durch Strömungswiderstände verbraucht wird.
  • Durch den Einsatz moderner Technik wie beispielsweise EC-Ventilatoren kann ebenfalls viel Energie gespart werden, die etwas höheren Kosten bei der Anschaffung gleichen sich durch den geringeren Energieverbrauch aus. Unnötige (Strömungs-)Widerstände sollten vermieden werden. Daher sollten nicht nur die Abteile regelmäßig gereinigt, sondern auch  Zu- und Abluftkanäle sowie  Ventilatoren  routinemäßig gewartet werden.
  • Auch die Gestaltung der Abluftöffnung kann Widerstände schaffen und den Energieverbrauch erhöhen. Grundsätzlich gilt: Heizung und Lüftung sollten optimal an die Bedürfnisse der Tiere angepasst  und so aufeinander ausgerichtet und eingestellt sein, dass sie nicht gegeneinander arbeiten.
  • Eine gute Dämmung vermindert unnötige Wärmeverluste und spart dadurch Heizenergie ein. Im Abferkelstall und in der Ferkelaufzucht können durch Zonenheizungen und Abdeckungen Kleinklimabereiche geschaffen werden, es muss also nicht das ganze Abteil „hochgeheizt” werden. Die verschiedenen Heizelemente im Ferkelnest unterscheiden sich in ihren Energieverbräuchen deutlich voneinander. Am meisten Energie verbrauchen Gasinfrarotstrahler, deutlich weniger benötigen Elektroinfrarotstrahler. Beheizte Platten – unabhängig davon, ob diese elektrisch oder mit Warmwasser beheizt werden – verbrauchen deutlich weniger Energie als Infrarotstrahler. Die Warmwassersysteme können in der Regel günstiger betrieben werden.
  • Auch im Bereich der Fütterung kann Energie (20–40 %) eingespart werden. Am wenigsten Energie beim Futtertransport verbraucht in der Regel der Spiralförderer, gefolgt vom Seilförderer und der Flüssigfütterung. Die Futterverteilung mittels Druckluft verbraucht mit Abstand am meisten Energie. Da der Austausch der Fütterung recht teuer ist, lohnt es sich meist nicht, solange diese noch funktionsfähig ist. Die Stromverbräuche der Fütterung sollten aber bei Neuinvestitionen Beachtung finden.
  • Durch den Einsatz von LED-Technologie sind bei der Beleuchtung bis zu 60 Prozent weniger Energie notwendig.
Vor allem bei Neu- und Umbauten sollten die spezifischen Energieverbräuche beachtet werden. Ein Unterflurzuluftsystem beispielsweise verbraucht bis zu 30 Prozent weniger Energie als andere Zuluftsysteme. Die Zuluft kann zusätzlich, wie im Bild zu sehen, durch Heizplatten vorkonditioniert werden.
Je nach Betrieb, Gegebenheiten und Stand der Technik ist das Energieeinsparpotenzial unterschiedlich hoch. Oftmals spart eine Optimierung der bereits vorhandenen Technik schon Energie. Bei der Planung von Neu- und Ersatzinvestitionen sollte auf den spezifischen Energieverbrauch geachtet werden. So ist eine energieeffiziente Stallklimatisierung über ein Unterflurzuluftsystem nur im Neubau umsetzbar. Diese verbraucht dann jährlich circa 30 Prozent weniger Strom und wirkt sich durch die vorkonditionierte Zuluft positiv auf das Tierverhalten aus. Die LSZ Boxberg hat umfangreiche Ergebnisse dazu. Interessierte können weiterführende Informationen abrufen über www.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.LSZ,Lde/Startseite/Wissen/Stallklima.
Beratung und Förderung nutzen
In Baden-Württemberg gibt es auch eine Energieeffizienzberatung. Mit dem „Kleinen Energieeffizienz-Check” und   dem „Großen Energieeffizienz-Check” bietet das Land zwei Module an, die Kosten hierfür werden zum Großteil gefördert. Ziel dieser Module sind die Einsparung von Energie und Kosten sowie die Steigerung der Energieeffizienz. Das Bundesprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz in der Landwirtschaft und im Gartenbau läuft noch bis 2018. Dieses Programm fördert die Modernisierung von einzelnen hocheffizienten Anlagen, zum Beispiel elektrischen Motoren, Pumpen usw. in Gebäuden, die der Steigerung der Energieeffizienz dienen. Informationen zu den beiden Programmen sind zu finden auf der Seite der Energieeffizienz Beratung Landwirtschaft (www.energieeffizienz-landwirtschaft.de). Informationen zum  Bundesprogramm gibt es auch  auch auf der Homepage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (www.ble.de/DE/Themen/Programme).
Auf vielen Betrieben sind neben den offensichtlichen Stromfressern auch oft verdeckte Stromfresser vorhanden. Die Energieeffizienz Beratung hilft diese aufzudecken, zeigt Möglichkeiten zur Optimierung auf und  hilft so, langfristig die Energiekosten zu senken.