Politik | 24. Juni 2021

Eine gemischte Bilanz des Bauernverbandes

Von AgE/DBV/red
Anlässlich des Deutschen Bauerntages betrachtet Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), die Bilanz mit der Großen Koalition in Berlin als durchwachsen. Der Deutsche Bauerntag fand am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche digital statt.
DBV-Präsident Joachim Rukwied sieht die SPD im Bund bei der Landwirtschaft als „Verhinderungs- und Blockadepartei”.
Rukwieds  Einschätzung nach hat Schwarz-Rot im Agrarbereich zwar einige Erfolge vorzuweisen; in wesentlichen Themen sei die Regierungskoalition jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
In erster Linie liegt es an der SPD
Im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe macht der Präsident des DBV dafür in erster Linie die SPD verantwortlich. Sie sei im Bund bei der Landwirtschaft „Verhinderungs- und Blockadepartei”.
Zu den unbefriedigenden Ergebnissen dieser Legislaturperiode zähle das Insektenschutzpaket, das trotz einiger Verbesserungen mit dem fehlenden gesetzlichen Vorrang für kooperativen Naturschutz nach wie vor ein gravierendes Defizit aufweise, ferner die Novelle der Düngeverordnung und deren Umsetzung sowie die ausstehenden Entscheidungen für eine Weiterentwicklung der Tierhaltung. Hier sei die Politik insgesamt ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
Klöckner „gute Ansätze” bescheinigt
Rukwied bescheinigt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gute Ansätze, die sie jedoch nur teilweise mit der SPD habe umsetzen können. Erfolgreiche Arbeit habe sie insbesondere auf europäischer Ebene geleistet. Insgesamt habe Klöckner für die Bauern und Bäuerinnen einiges auf den Weg gebracht, „wenn sie nicht blockiert wurde”. Ausdrücklich betont Rukwied die wichtige politische Rolle des DBV: „Wir sind Ansprechpartner Nummer eins, wenn es um die Vertretung der landwirtschaftlichen Belange in Berlin geht.”
Große Erwartungen setzt Rukwied in eine künftige Regierungskoalition. Sie müsse ein klares Signal in Richtung Landwirtschaft geben und die Empfehlungen der Borchert-Kommission umsetzen. Das bedeute vor allem eine schnelle Lösung der Finanzierungsfrage.
Borchert-Konzept als Schlüssel
Das Borchert-Konzept bezeichnet der Bauernpräsident als Schlüssel für einen erfolgreichen Umbau der Tierhaltung.
Gut aufgestellt sieht Rukwied die Landwirtschaft in der immer wichtiger werdenden Klimapolitik. In diesem Bereich erwartet er, dass die nächste Koalition das Investitions- und Zukunftsprogramm fortführen und ausbauen wird. Dieses Programm sei entgegen aller Kritik sinnvoll und richtig, weil es die Entwicklung in eine noch nachhaltigere Landwirtschaft unterstütze.
Landwirtschaft nicht überfordern
Gut beraten sei die nächste Bundesregierung, wenn sie sich mit neuen Anforderungen an die Landwirtschaft zurückhalte. Wenn man möglichst viele Betriebe halten wolle, „darf man Landwirtschaft im Transformationsprozess nicht überfordern”.
Gelassen steht Rukwied einer möglichen Regierungsbeteiligung der Grünen im Bund gegenüber. Die Erfahrungen im Baden-Württemberg zeigten, dass eine gute Zusammenarbeit mit den Grünen in der Agrarpolitik möglich sei. Für unabdingbar hält der DBV-Präsident die Beibehaltung eines eigenständigen Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Der DBV titelt mit „Zukunft Landwirtschaft”
Der digitale Bauerntag 2021 am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche in Berlin stand in diesem Jahr unter dem Motto „Zukunft Landwirtschaft”. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, fordert im Vorfeld für die kommende Legislaturperiode klare Weichenstellungen, um der Landwirtschaft eine Zukunft zu geben. „Gerade unsere jungen Landwirtinnen und Landwirte brauchen eine konkrete Zukunftsperspektive. Um Investitionen tätigen zu können, brauchen wir Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Diese Signale braucht unser Nachwuchs dringend”, so Rukwied.
Mit den Kernanliegen zur Bundestagswahl habe der Deutsche Bauernverband die wichtigsten politischen Forderungen für die kommende Legislaturperiode vorgelegt. Dazu gehöre unter anderem, das DBV-Zukunftskonzept umzusetzen, die damit verbundene Grundgesetzänderung auf den Weg zu bringen, eine starke europäische Agrarpolitik zu sichern und dabei die Erfahrungen der Corona-Pandemie in „Green Deal” und „Farm-to-Fork-Strategie” aufzunehmen. Ein weiteres Ziel müsse sein, gemeinsame Produktionsstandards im Markt zu entwickeln, die zu Erlösverbesserungen für die Landwirte führen. Außerdem müssten beim Klimaschutz die Leistungen der Land- und Forstwirtschaft honoriert und deren besondere Rolle bei der Ernährungssicherung anerkannt werden.
Beim Bauerntag 2021 am 23. und 24. Juni wurde unter anderem eine Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet und in einer Diskussionsrunde mit den Spitzenvertretern der im Bundestag vertretenen Parteien über die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert.