Ein Patentrezept gibt es nicht
Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum (LAZBW) in Aulendorf sprach zum Thema „Anbindehaltung unter Druck – warum eigentlich?” die Diskussion an, die immer wieder zu einem möglichen Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung ohne Auslauf geführt wird. Dass es dabei noch zu keiner Einigung gekommen sei, liege auch an der bisher fehlenden offiziellen Folgenabschätzung für das Tierwohl in dieser Haltungsform, erklärte der Referent. Diese werde nun vom Thünen-Institut in Braunschweig erarbeitet. „Es gibt Stimmen, die besagen, dass die Anbindehaltung ohne Auslauf, wie sie derzeit noch praktiziert werden darf, nicht im Konflikt mit dem geltenden Tierschutzgesetz steht. Denen kann ich jedoch nicht folgen”, bezog Eilers klar Stellung. Dabei gab er ebenfalls zu bedenken, dass seitens des Landwirts zum einen die Verantwortung gegenüber den Tieren bestehe, diesem Gesetz nachzukommen. Zum anderen dürfe nicht vergessen werden, „dass auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber besteht, die zur Lebensmittelerzeugung dienenden Tiere nach bester Fach- und Sachkenntnis zu betreuen und dabei die geltenden Gesetze einzuhalten.”
Für die Überlegungen zur Erhaltung der Anbindehaltung mit Auslauf gab Eilers zu bedenken, dass vor allem die Vermarktungsfähigkeit der so erzeugten Milch bedacht werden müsse. Er betonte: „In vielen Betrieben mit Anbindehaltung, in denen die Kühe regelmäßig Zugang zu einem Laufhof oder zur Weide haben, geht es ihnen sehr gut. Diese Botschaft muss aber auch nach außen transportiert werden!” Das Wohlbefinden der Tiere lasse sich leicht erkennen, zum Beispiel am Verschmutzungsgrad der Tiere. „Dieser und weitere Parameter sollten täglich vom Tierhalter dokumentiert werden. So sammelt er Nachweise über ihr Wohlbefinden und Hinweise darauf, wo Verbesserungen nötig sind”, riet der Referent. Abschließend fasste Eilers zusammen, dass eine Optimierung der Anbindehaltung keine dauerhafte, sondern nur eine Übergangslösung sein könne, um krasse Strukturbrüche zu vermeiden. „Fragen Sie sich deshalb: Lohnt es sich, meine Anbindehaltung möglichst tierfreundlich zu gestalten? Oder ist es von vornherein sinnvoller, den Umbau zum Laufstall zu wagen?” In diesem Punkt stimmte ihm Martin Weiß, Berater bei Bioland, zu: „Wenn man in den Komfort einer Anbindehaltung investiert, ist man ganz schnell gar nicht mehr weit von einer Laufstallhaltung entfernt.”