Politik | 06. Juni 2019

„Ein Nebeneinander von Wolf und Weidetieren kann es nicht geben”

Von AgE
Der Schwarzwaldverein hat sich öffentlich zum Wolf positioniert. Die Freizeit- und Naturschutzorganisation mit über 65000 Mitgliedern gibt der Weidetierhaltung klaren Vorrang vor dem Wolf.
Der Schwarzwaldverein sieht durch den Wolf auch die Wanderdestination Schwarzwald beeinträchtigt.
„Die Rückkehr des Wolfes in den Schwarzwald gefährdet die Weidetierhaltung. Das verändert unsere Kulturlandschaft, so wie wir sie kennen”, ist sich Georg Keller, Präsident des Schwarzwaldvereins, sicher.
Bei der Vorstellung des Positionspapiers „Wölfe im Schwarzwald” am 3. Juni in der Landespressekonferenz in Stuttgart  machte der Schwarzwaldverein deutlich, dass die Rückkehr des Wolfes nicht konfliktfrei verlaufen wird.  Der Wander- und Naturschutzverband sieht die Ausbreitung des Wolfes als Herausforderung für die Kulturlandschaft sowie für den Schwarzwald als Wanderdestination.  Vor dem Hintergrund der anhaltenden Ausbreitungstendenz und anlässlich erster Angriffe auf Weidetiere sei es angebracht, den bisherigen Umgang mit dem zurückkehrenden Beutegreifer grundlegend zu überdenken.
„Die Schwarzwälder Landwirte halten mit ihrem Weidevieh die Landschaft offen und sind so Garant für die touristisch attraktive Kulturlandschaft. Sie bereichern mit ihren naturnah erzeugten Produkten das regionale Lebensmittelangebot”, betont der Schwarzwaldverein.
Priorität für Weidetiere
Die Rückkehr des Wolfes mache die Höhenlandwirtschaft aufwendiger und damit vor allem für Nebenerwerbsbetriebe unattraktiv. „Ohne Landwirte und ihr Weidevieh stirbt die Schwarzwaldlandschaft”, macht Präsident Keller deutlich. Ein sicherer Schutz des Weideviehs in der von Steillagen geprägten Landschaft sei nur unter hohem Aufwand möglich. Zumal im Wolfsgebiet die staatliche Förderung nur das Material der Schutzzäune, nicht aber den zeitlichen Aufwand für die Errichtung abdecke. Auch  Herdenschutzhunde bedeuteten für die Viehhalter einen zusätzlichen Aufwand, der sich angesichts niedriger Erzeugerpreise nicht mehr rechne, erklärt der Schwarzwaldverein.
„Ein Nebeneinander von Wolf und Weidetieren kann es nicht geben”, betont Präsident Georg Keller. In einer von Weidewirtschaft geprägten Kulturlandschaft wie dem Schwarzwald müsse der Weidetierhaltung Priorität eingeräumt werden.
Auch die Wanderdestination Schwarzwald, die einen hohen Anteil zur Wertschöpfung des Tourismussektors im Land beitrage, sieht der Schwarzwaldverein durch den Wolf beeinträchtigt. Der Schwarzwaldverein glaubt, dass freilaufende Herdenschutzhunde die Wanderer verschrecken. Auch werde die freie Zugänglichkeit der Landschaft auf den markierten Wanderwegen des Schwarzwaldvereins durch wolfssicher eingezäunte und nicht mehr durchquerbare Weidegebiete massiv eingeschränkt. Die Attraktivität der Wanderregion  werde durch den Rückzug der Landwirtschaft und das Verschwinden der an die Kulturlandschaft gebundenen Tiere und Pflanzen leiden. Der Schutzstatus zuwandernder Wölfe könnte für andere Arten zur Bedrohung werden. Deshalb macht sich der Schwarzwaldverein als Naturschutzverband auch Sorge um den Arten- und Landschaftsschutz. Wenn die Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden aufgegeben werde, leide darunter die  Artenvielfalt.
Der Schwarzwaldverein fordert daher, eine Wiederbesiedlung von Wolfsrudeln mit geeigneten Maßnahmen zu begrenzen. Dazu gehöre die Ausweisung von geeigneten Wolfsgebieten, in denen der Wolf toleriert werden könne. Der Wolf müsse auch in Baden-Württemberg in das Jagd- und Wildtiermanagement aufgenommen werden, um eine Regulierung der Bestände zu erleichtern.
Georg Keller fasst zusammen: „Es sollte uns eigentlich froh machen, dass ein vertriebenes Wildtier nach langer Zeit in seinen Lebensraum zurückkehrt. Doch für den Schwarzwaldverein steht fest: In unserer Kulturlandschaft muss die Weidetierhaltung Vorrang vor dem Wolf haben.”