Der Schwarzwaldverein hat sich öffentlich zum Wolf positioniert. Die Freizeit- und Naturschutzorganisation mit über 65000 Mitgliedern gibt der Weidetierhaltung klaren Vorrang vor dem Wolf.
Der Schwarzwaldverein sieht durch den Wolf auch
die Wanderdestination Schwarzwald beeinträchtigt.
„Die Rückkehr des Wolfes in den Schwarzwald gefährdet die Weidetierhaltung. Das verändert unsere Kulturlandschaft, so wie wir sie kennen”, ist sich Georg Keller, Präsident des Schwarzwaldvereins, sicher.
Bei der Vorstellung des Positionspapiers „Wölfe im Schwarzwald” am 3. Juni in der Landespressekonferenz in Stuttgart machte der Schwarzwaldverein deutlich, dass die Rückkehr des Wolfes nicht konfliktfrei verlaufen wird. Der Wander- und Naturschutzverband sieht die Ausbreitung des Wolfes als Herausforderung für die Kulturlandschaft sowie für den Schwarzwald als Wanderdestination. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Ausbreitungstendenz und anlässlich erster Angriffe auf Weidetiere sei es angebracht, den bisherigen Umgang mit dem zurückkehrenden Beutegreifer grundlegend zu überdenken.
„Die Schwarzwälder Landwirte halten mit ihrem Weidevieh die Landschaft offen und sind so Garant für die touristisch attraktive Kulturlandschaft. Sie bereichern mit ihren naturnah erzeugten Produkten das regionale Lebensmittelangebot”, betont der Schwarzwaldverein.
Priorität für Weidetiere
Die Rückkehr des Wolfes mache die
Höhenlandwirtschaft aufwendiger und damit vor allem für
Nebenerwerbsbetriebe unattraktiv. „Ohne Landwirte und ihr Weidevieh
stirbt die Schwarzwaldlandschaft”, macht Präsident Keller deutlich. Ein
sicherer Schutz des Weideviehs in der von Steillagen geprägten
Landschaft sei nur unter hohem Aufwand möglich. Zumal im Wolfsgebiet die
staatliche Förderung nur das Material der Schutzzäune, nicht aber den
zeitlichen Aufwand für die Errichtung abdecke. Auch Herdenschutzhunde
bedeuteten für die Viehhalter einen zusätzlichen Aufwand, der sich
angesichts niedriger Erzeugerpreise nicht mehr rechne, erklärt der
Schwarzwaldverein.
„Ein Nebeneinander von Wolf und Weidetieren kann es nicht geben”, betont
Präsident Georg Keller. In einer von Weidewirtschaft geprägten
Kulturlandschaft wie dem Schwarzwald müsse der Weidetierhaltung
Priorität eingeräumt werden.
Auch die Wanderdestination Schwarzwald, die einen hohen Anteil zur
Wertschöpfung des Tourismussektors im Land beitrage, sieht der
Schwarzwaldverein durch den Wolf beeinträchtigt. Der Schwarzwaldverein
glaubt, dass freilaufende Herdenschutzhunde die Wanderer verschrecken.
Auch werde die freie Zugänglichkeit der Landschaft auf den markierten
Wanderwegen des Schwarzwaldvereins durch wolfssicher eingezäunte und
nicht mehr durchquerbare Weidegebiete massiv eingeschränkt. Die
Attraktivität der Wanderregion werde durch den Rückzug der
Landwirtschaft und das Verschwinden der an die Kulturlandschaft
gebundenen Tiere und Pflanzen leiden. Der Schutzstatus zuwandernder
Wölfe könnte für andere Arten zur Bedrohung werden. Deshalb macht sich
der Schwarzwaldverein als Naturschutzverband auch Sorge um den Arten-
und Landschaftsschutz. Wenn die Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden
aufgegeben werde, leide darunter die Artenvielfalt.
Der Schwarzwaldverein fordert daher, eine Wiederbesiedlung von
Wolfsrudeln mit geeigneten Maßnahmen zu begrenzen. Dazu gehöre die
Ausweisung von geeigneten Wolfsgebieten, in denen der Wolf toleriert
werden könne. Der Wolf müsse auch in Baden-Württemberg in das Jagd- und
Wildtiermanagement aufgenommen werden, um eine Regulierung der Bestände
zu erleichtern.
Georg Keller fasst zusammen: „Es sollte uns eigentlich froh machen, dass
ein vertriebenes Wildtier nach langer Zeit in seinen Lebensraum
zurückkehrt. Doch für den Schwarzwaldverein steht fest: In unserer
Kulturlandschaft muss die Weidetierhaltung Vorrang vor dem Wolf haben.”