Ein Jahr ohne "Rahmpreise" für den EGRO
Auch die Nachfrage war schwächer als im Jahr zuvor, nach Bolls Beobachtung gilt dies besonders für Kirschen und Spargel. Zwar wurde mit fast 1100 Tonnen Spargel etwas mehr Menge erfasst, aber der Durchschnittspreis über alle Sortierungen lag nur bei 3,71 Euro/kg, 57 Cent weniger als im Jahr zuvor. „Es hat sich wieder bewahrheitet: Was im April nicht umgesetzt wurde, kann man im Juni nicht mehr aufholen”, meinte Boll.
Deutlich höhere Vermarktungsmengen als 2012 und extrem starke osteuropäische Konkurrenz bei frühen und mittleren Sorten prägten die Zwetschgensaison, bei der ein Durchschnittspreis von 0,65 Euro/kg (1,14 Euro) zu Buche steht. Die Saison lief je nach Sorte unterschiedlich: Hanita und Elena enttäuschten qualitativ, Katinka und Hanita präsentierten sich schön. Zu Ruth Gerstetter meinte Boll: „Solange sie diese Durchschnittspreise bringt (1,92 Euro/kg), muss man sie auch vermarkten.” Auch Ersinger will der EGRO trotz Problemen weiterhin annehmen.
Die Frühjahrsvermarktung bei Äpfeln lief zu ordentlichen Preisen, allerdings fehlten die Mengen. Die 1300 Tonnen Tafeläpfel erbrachten 0,61 Cent/kg, bei 586 Tonnen Mostäpfeln waren es 0,17 Cent/kg.
Der EGRO arbeite daran, hausinterne Abläufe zu optimieren. Derzeit läuft eine EDV-Umstellung. Für die Zukunft müssten Überlegungen angestellt werden, inwieweit das Vermarktungssortiment beschränkt werden müsse. Positiv gestimmt haben Boll zuletzt Gespräche mit Erzeugern bei der „Fruchtwelt”, die von ihren Plänen zur Flächenausweitung berichteten.
2013 entfielen auf 108 Erzeuger 92 % des Umsatzes, ein Jahr zuvor waren es noch 137 Erzeuger, die den entsprechenden Anteil ausmachten. 1600 Mitglieder hat der Markt, ab kommendem Jahr soll keine Vertreterversammlung mehr stattfinden, sondern eine Generalversammlung, weil die Grenze von 1500 Erzeugern unterschritten werden dürfte.
Klar sei, dass im Rahmen der Zertifizierung Sozialstandards auf die Erzeuger zukommen. „2014 kommen wir vielleicht noch drum herum, aber spätestens 2015 müssen wir es machen”, meinte Boll.
Mit Blick auf den Mindestlohn hatte der stellvertrende EGRO-Vorsitzende Werner Räpple schlechte Nachrichten: „Wir versuchen berufsständisch noch etwas im Hinblick auf eine Übergangszeit zu erreichen, aber es sieht schlecht aus”, sagte er. Es laufe demnach ab 1.1.2015 auf einen Mindestlohn von 8,50 Euro brutto hinaus, eine Lohnsteigerung von runden 20 % also nach Schätzung von Räpple.
Hinzu kommen erhebliche Steigerungen bei den Berufsgenossenschafts-Beiträgen, weil der Obstbau künftig eine eigene Risikogruppe ist.