Politik | 20. August 2015

Ein Drittel weniger in der Kasse

Von AgE
Den Landwirten in Deutschland fehlen wegen der schlechten Erzeugerpreise bei verschiedenen Produkten im Vergleich zum Vorjahr mehr als drei Milliarden Euro in der Kasse, schätzt der Deutsche Bauernverband (DBV).
Nicht nur die Schweinebauern verdienen in diesem Jahr schlecht.
„Der Preisverfall insbesondere bei Schweinefleisch, Milch,  Getreide, Obst und Gemüse addiert sich seit dem Jahresbeginn auf eine Größenordnung von deutlich über drei Milliarden  Euro an Erlösen, die der deutschen Landwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr fehlen”, bilanzierte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Dienstag  anlässlich der Erntepressekonferenz in Berlin.
Netz muss greifen
Dieser Erlöseinbruch entspricht laut Rukwied rund einem Drittel der Nettowertschöpfung der gesamten Landwirtschaft, also der landwirtschaftlichen Einkommen. Rechne man diese Schätzung auf ein ganzes Jahr hoch, drohen die Erlöse der Bauern durch die geringeren Erzeugerpreise um über 6,2 Milliarden Euro niedriger auszufallen. Besonders hoch fallen die Verluste bei Schweinehaltern und Milchbauern aus, aber auch bei Acker- und Obstbauern.
Rukwied erwartet deshalb vom Sondergipfel der EU-Agrarminister am 7. September  in Brüssel konkrete Beschlüsse zur Unterstützung der europäischen Landwirte. „Hier steht die Politik mit in der Verantwortung. Wir haben das Sicherheitsnetz für die Agrarmärkte tiefer gehängt, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo es greifen muss”, so Rukwied.
Er forderte eine Exportoffensive der EU für Agrargüter und Lebensmittel, die unter anderem aus den von den Landwirten selbst aufgebrachten Mitteln der Milch-Superabgabe finanziert werden könne.
Als flankierende nationale Hilfsmaßnahmen schlug Rukwied Liquiditätshilfen in Form von Bürgschaftsprogrammen des Bundes, der Stundung von Steuerschulden und der Einführung der seit langem vom DBV geforderten Risikoausgleichsrücklage vor. Zudem könne eine Aufstockung des Bundeszuschusses für die landwirtschaftliche Unfallversicherung zu einer Entlastung der Betriebe beitragen.
Ebenso wichtig sei  es aber, die Betriebe in dieser Situation nicht mit Bürokratie und zusätzlichen wettbewerbsverzerrenden Auflagen zu belasten, sagte Rukwied.
Bundesagrarminister Christian Schmidt will sich  in der kommenden Woche mit dem DBV zu einem Gespräch treffen und dabei auch über Rukwieds Vorschläge sprechen.  Zudem hat Schmidt  den französischen und den polnischen Agrarminister zu einem Treffen am 31. August in Berlin  eingeladen, um vorbereitende Gespräche mit Blick auf den Sonderagrarrat am 7. September in Brüssel zu führen.
Das Ministerium prüfe  mit Blick auf die Trockenheit derzeit, ob in Einzelfällen sehr außergewöhnliche Notlagen vorliegen und womöglich  staatliche Unterstützungen möglich sind.