EGRO will Verläßlichkeit und mehr Ware
2016 lag der EGRO-Umsatz bei 14,3 Millionen Euro (ohne Verpackungen und den zehnprozentigen Verkaufszuschlag), 2015 waren es noch 17,5 Millionen Euro. Auch die Vermarktungsmenge ging deutlich von rund 12000 Tonnen (2015) auf nunmehr 7830 Tonnen zurück. Der Rückgang lag nicht nur daran, dass Ware aus dem Gebiet am EGRO vorbei vermarktet wurde, sondern auch an der nassen Witterung und der Kirschessigfliege, die 2016 Schäden wie nie verursacht habe. Erhebliche Mengeneinbußen bei Kirschen, Zwetschgen und Erdbeeren waren die Folge. „Aber trotz kleiner Ernte war immer Druck am Markt”, berichtete Boll. Die besseren Preise hätten den Mengenverlust nicht ausgleichen können. 2,43 Euro pro Kilo Erdbeeren wurden im Durchschnitt erzielt, bei Zwetschgen waren es 0,84 Euro/kg, bei Spargel 4,71 Euro/kg und bei Tafelkirschen 2,82 Euro/kg.
Positiv bewertete er, dass über einen höheren Anteil an Kleinverpackungen im Beerensortiment eine hohe Wertschöpfung erzielt wurde. Auch die Anschaffung der Kirschenpackmaschine habe sich als richtig erwiesen. Bei allen negativen Entwicklungen der jüngeren Zeit dürfe man auch nicht vergessen, dass in vielen Teilen des EGRO-Gebietes ein interessanter Anbau stehe, Boll nannte hier Buchholz, den nördlichen Kaiserstuhl, den Raum Bad Krozingen und das Markgräflerland.
Der Jahresüberschuss ging von 203000 Euro auf 83000 Euro zurück. Ein Bilanzgewinn von 19000 Euro wurde auf Beschluss der Versammlung auf neue Rechnung vorgetragen. Eine Rückvergütung für die Erzeuger gibt es keine, vergangenes Jahr betrug diese 2,75 %.
Boll wünscht sich für die Zukunft mehr Verlässlichkeit bei den Erzeugern und rechtzeitig ehrliche Informationen. „Wir dürfen nicht mehr so viel taktieren”, appellierte er. Für die Erzeuger müsse klar sein, ob sie für den Handel oder für den Wochenmarkt produzieren. „Wir brauchen Erzeuger, die positiv zu ihrer Vermarktungsorganisation stehen”, unterstrich er. Das könnten auch Erzeuger von außerhalb des EGRO-Gebietes sein, wenn sie partnerschaftlich, ehrlich und kritisch mit der Genossenschaft zusammarbeiten wollten.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Werner Räpple bewertete die Aussagen von Boll als Chance für einen neuen Ansatz, über den man diskutieren müsse. „Den Rest kriegt der EGRO, das funktioniert nicht mehr”, betonte Räpple. In Richtung Direktvermarktung sei der EGRO zu tolerant gewesen.
Er erinnerte an den gigantischen Strukturwandel, der EGRO habe nur noch rund 250 aktive Anlieferer. Es brauche Verlässlichkeit, die gegenseitige Verpflichtung zwischen Erzeugern und dem EGRO werde stärker. Räpple zeigte sich überzeugt davon, dass ohne Genossenschaft das Chaos am Obstmarkt herrschen würde.
In der Diskussion merkten mehrere Erzeuger an, dass der EGRO sich endlich als Erzeugerorganisation imSinne der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) anerkennen lassen müsse. Boll wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sowohl der Obstgroßmarkt Mittelbaden als auch die OGA in Bruchsal und die Marktgemeinschaft Bodenseeobst derzeit gegen das Regierungspräsidium Freiburg prozessieren, weil es Unstimmigkeiten bei der GMO-Umsetzung gebe.