Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat in Europa ein Ausmaß erreicht wie in den vergangenen gut 2100 Jahren zuvor nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Wissenschaftler der Universitäten Mainz und Cambridge vorgelegt haben.
Der langfristige Trend zur Trockenheit hat sich laut der wissenschaftlichen Untersuchungen seit 2015 plötzlich verschärft.
Wie die rheinland-pfälzische Hochschule vorige Woche dazu berichtete, untersuchten die Forscher den „chemischen Fingerabdruck” europäischer Eichen, um das Sommerklima der vergangenen 2110 Jahre zu rekonstruieren. Stabile Isotope in Baumringen lieferten jährlich aufgelöste und kalendergenau datierte Informationen über die hydroklimatischen Veränderungen in langen Zeiträumen. Die Baumproben stammten von historischen Brunnen, Gebäuden und Pfahlbauten sowie von Ufersedimenten und lebenden Bäumen.
Nach Angaben der Universität konnten die Wissenschaftler einen langfristigen Trend zur Trockenheit nachweisen; aber seit 2015 habe sich die Dürresituation plötzlich verschärft, und zwar weit heftiger als in den 2000 Jahren zuvor.
Veränderungen des Jetstreams
Diese Abweichung sei vermutlich das Ergebnis
des vom Menschen verursachten Klimawandels und den damit verbundenen
Veränderungen des Jet-streams in der Atmosphäre. Laut Erstautor Dr.
Ulf Büntgen sind gerade die Erkenntnisse über die Zeit vor dem
Mittelalter besonders wichtig, weil diese ein vollständigeres Bild der
Trockenheitsschwankungen ermöglichten. Alle seien sich der Anhäufung von
außergewöhnlich heißen und trockenen Sommern in den vergangenen Jahren
bewusst. Aber erst eine präzise Rekonstruktion der historischen
Situation erlaube einen Vergleich zu früheren Zeiten.
Weitere Belege für den anhaltenden Klimawandel wurden auch in
Sachsen-Anhalt präsentiert. Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert
legte den Monitoringbericht 2020 zum Klimawandel vor. „Die Klimakrise
ist in Sachsen-Anhalt angekommen. Wir können die Veränderungen spüren
und messen”, so die Ministerin. Nach ihren Angaben ist die mittlere
Jahrestemperatur um 1,5 Grad gestiegen. Die Anzahl der heißen Tage mit
Temperaturen von mehr als 30 Grad habe zugenommen und sich in den
Tieflandregionen auf durchschnittlich bis zu 14,7 Tage verdoppelt. Die
Vegetationsperiode habe sich mittlerweile um 13 Tage verlängert, und die
Apfelblüte setze nicht mehr Anfang Mai, sondern schon im April ein.
Gleichzeitig fehlen laut Dalbert Niederschläge. Die Bodenfeuchte sei in
den meisten Regionen rückläufig; besonders im Tiefland habe sich die
Standortwasserbilanz verschlechtert.