Wie es mit der Kleinbrennerei nach dem Wegfall des Branntweinmonopols seit Ende 2017 weitergeht, blieb nach der Jahresversammlung des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner unklar. Der Übergang verlief wegen der Frostschäden 2017 im Obstbau zunächst glimpflich.
Voller Saal: Im Kurhaus „Zum Alde Gott” in Sasbachwalden fanden sich am 27. Februar rund 500 Teilnehmer zur Jahresversammlung des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner ein. Bei der Aussprache wurde rege diskutiert, so über das Vorhaben, das Brennkontingent zu erhöhen, und über wachsende Bürokratie.
Nach der überreichen Ernte 2018 sieht es bereits anders aus: „Jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Tanks voll sind und die Kassen leer”, so Hansjörg Weis, Vorsitzender des Bundesverbandes der Obstverschlussbrenner, als er bei der Jahresversammlung des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner am 27. Februar in Sasbachwalden nach seiner Einschätzung der Lage befragt wurde. Mit dem Blick in die Zukunft tat er sich ebenso schwer wie andere im Saal.
Gerald Erdrich, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Klein- und Obstbrenner, bemerkte, dass es bisher an einem „normalen Obstjahr” fehle, um den Übergang vom Branntweinmonopol zum Alkoholsteuergesetz besser bewerten zu können. Ihm zufolge ist zwar die Zahl der registrierten Brennereien bundesweit mit 25.000 relativ stabil geblieben. Allerdings ist die Zahl der Brennereien in Betrieb zwischen 2016 und 2018 bereits von 16.000 auf 13.800 zurückgegangen.
Für Erdrich ist Fakt: „Es wird immer weniger Brennereien geben.” Aus dieser Prognose heraus begründete er, warum der Bundesverband beantragen werde, das Brennkontingent von 300 Liter Alkohol auf 500 Liter zu erhöhen. Es gehe darum, für zukunftsorientierte Brennereien die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, da der Fixkostenanteil hoch sei.
Die Alkoholproduktion werde deswegen insgesamt nicht ausgeweitet, weil parallel die Zahl der Brennereien abnehme, so Erdrichs Argumentation.
Bei der Aussprache mit den Mitgliedern im Saal wurde Uneinigkeit beim Thema Brennkontingenterhöhung deutlich. Die Äußerungen reichten von „Zeichen in die total falsche Richtung für den Streuobstbau” bis zur Forderung, das Brennkontingent auf 1000 Liter zu erhöhen.
Ware nicht verschleudern
Alois Gerig, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des
Bundesverbandes der Deutschen Klein- und Obstbrenner, begrüßte die
versammelten Brenner als „liebe Bienenretter”. Er lobte die große
Bereitschaft zur Ausbildung und riet den Brennern, sich stärker
zusammenzuschließen. Man brauche einen langen Atem.
Neben den Vortragsrednern wandten sich weitere
Versammlungsgäste an die Brenner: Sonja Schuchter, Bürgermeisterin von
Sasbachbachwalden; Werner Albrecht vom Bundeslandwirtschaftsministerium;
Dieter Blaeß, der bisherige Abteilungspräsident Landwirtschaft am
Regierungspräsidium Freiburg, und Vera Bullinger, Destillatkönigin Nord-Württemberg.
Eines stand für alle am Mikrofon fest: Die
Kleinbrennerei verdiene als Bewahrerin der heimatlichen Kulturlandschaft
und Artenvielfalt in Politik und Bevölkerung eine höhere Wertschätzung.
Man brauche beide als Verbündete. An die Brenner gerichtet, appellierte
Blaeß: „Bitte verschleudern Sie Ihre Ware nicht.”
„Sechser im Lotto”
Ulrich Müller, Vorsitzender des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner, wertete in Sasbachwalden die eingerichteten Angebote zur Ausbildung und Weiterqualifizierung für Brenner als „Sechser im Lotto” für die heimische Branche. In diesem Zusammenhang würdigte er das besondere Engagement von Dieter Blaeß, der gerade erst als Abteilungspräsident Landwirtschaft am Regierungspräsidium Freiburg in den Ruhestand verabschiedet wurde. Eine mögliche Erhöhung des Brennkontingents von 300 auf 500 Liter qualifizierte Müller noch nicht als Beschluss, sondern als „zur Diskussion unter den Mitgliedern in den Raum gestellt”.