Dietenbach treibt die Freiburger um
Fünf gegen fünf traten Befürworter und Gegner an. Die Pro-Seite hatte drei Gemeinderätinnen, den Baubürgermeister und den Oberbürgermeister aufgeboten und konnte rhetorisch einen knappen Punktsieg für sich verbuchen. Aber auch die Bürgeraktion „Rettet Dietenbach” konnte bei dem jederzeit in sachlicher Form geführten Austausch mit ähnlich starkem Applausaufkommen für beide Seiten ihre Argumente vermitteln.
Eine Frage, die auf dem Podium beantwortet werden musste, hieß: Darf Freiburg zu Lasten der Landwirtschaft wachsen? Zwölf Landwirte und 70 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche seien betroffen, sagte Grünen-Gemeinderätin Maria Viethen. In der Abwägung habe der Gemeinderat – übrigens mit 43 von 48 Stimmen – der Bebauung den Vorzug gegeben. Wenn statt kompakt wie in Dietenbach im Umland gebaut würde, wäre der Flächenverbrauch noch drei- bis viermal höher. Die Frage der Versorgung der Stadt entscheide sich nicht in Dietenbach, sagte Viethen, die in diesem Zusammenhang den Anbau von Biogas-Mais in der Rheinebene kritisierte.
Nicht nur Wohnen, sondern auch Essen sei ein Grundbedürfnis, hielt Angela Herlyn von der Bürgeraktion „Rettet Dietenbach” dagegen. Die Stadt dürfe den Bezug zu den Lebensgrundlagen nicht verlieren, Nahrung komme nicht vom Disounter, sondern vom Acker. „Wir brauchen wieder mehr Ernährungssouveränität”, sagte sie. In Zeiten des Klimawandels müsse Siedlungsentwicklung den Flächenschutz ernst nehmen.
Den Wohnraum wollen die Dietenbach-Gegner durch Innenentwicklung gewinnen: Aufstockung von Gebäuden, Dachausbauten und die Überbauung von Parkplätzen sind drei der vorgeschlagenen Maßnahmen. Diese Vorschläge seien nicht zuende gedacht, entgegnete der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag. Sie würden eine massive Nachverdichtung mit vielen Anwohnerprotesten bedeuten, außerdem müssten dann zusätzliche Kindergärten und Schulen entstehen.
Am 24. Februar wird abgestimmt. Der Bürgerentscheid ist dann erfolgreich, wenn sich mindestens 20 % der Wahlberechtigten – das sind 34500 Personen – für eine der beiden Alternativen entscheiden. Schon 10,5 % der Wahlberechtigten hätten bis dato Briefwahl beantragt, sagte Oberbürgermeister Martin Horn im Konzerthaus. Das lässt darauf schließen, dass der Bürgerentscheid nicht an einer zu niedrigen Wahlbeteiligung scheitern wird.